Ein aufgeblähter Bauch, der Gürtel spannt und Unwohlsein macht sich breit: Völlegefühl ist für die Betroffenen äußerst unangenehm. Meist entsteht dieses aufgrund zu üppiger, fettreicher oder zu süßer Speisen. In einigen Fällen können andere Auslöser wie beispielsweise eine Nahrungsmittelallergie oder ein Reizdarm für die Beschwerden verantwortlich sein. Oft können Hausmittel helfen, das unangenehme Drücken und Spannen in der Magengegend zu lindern. Tritt das Völlegefühl gehäuft und schon nach kleinen Essensportionen auf, sollte es unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Denn nur auf diesem Wege kann eine mögliche Erkrankung erkannt und entsprechend behandelt werden.
Inhaltsverzeichnis
Verdauungsstörungen
Völlegefühl tritt meist in Verbindung mit anderen Symptomen wie zum Beispiel Blähungen, Magendruck, Appetitlosigkeit und Sodbrennen auf. Viele Betroffene leiden zugleich an unvollständiger Darmentleerung, Bauchschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen.
In solchen Fällen wird häufig der Oberbegriff “Verdauungsstörung“ oder Dyspepsie gebraucht. Sind die Beschwerden wiederholt zu beobachten, sollte unbedingt zeitnah ärztliche Hilfe aufgesucht werden.
Erste Hilfe bei Völlegefühl: Ingwer und Galgantwurzel
Völlegefühl ist in der Regel nichts Schlimmes und kann gut mit Hausmitteln behandelt werden. Kommt es jedoch regelmäßig vor oder ist bereits chronisch geworden, wird der Gang zur Ärztin bzw. zum Arzt unumgänglich, um die Ursachen herauszufinden.
Aus der Reihe der empfehlenswerten Naturheilmittel ist als erstes Ingwer zu nennen. Dieser hat sich als Hausmittel bei Erkältung und Halsschmerzen bewährt, kann aber ebenso bei Verdauungsbeschwerden in Verbindung mit Völlegefühl und Übelkeit gute Dienste leisten.
Rezept für Ingwer-Tee:
Tipp: Alternativ ist das Kauen von Ingwer möglich, vor allem für Personen, die die Schärfe der gesunden Wurzel mögen. |
Ebenso scharf wie der Ingwer und gleichermaßen hilfreich ist die Galgantwurzel. Diese bildet ein bekanntes Hausmittel aus der Apotheke von Hildegard von Bingen.
Galgant ist auch in Form von Kautabletten erhältlich, die vor allem für unterwegs sehr praktisch sind. Nach der Mahlzeit wird eine Tablette gekaut und gut eingespeichelt.
Apfelessig und Honig
Linderung bei einem drückendem und spannenden Gefühl im Magen bietet Apfelessig. Vermengen Sie zwei Teelöffel eines naturtrüben Apfelessigs mit einem Teelöffel Manuka-Honig und rühren Sie die Mischung in lauwarmes Wasser ein. Etwa fünf Minuten vor dem Essen getrunken verschafft das Mix-Getränk wohltuende Erleichterung.
Artischocke und Curcuma steigern die Gallensaftproduktion
Wer zu Völlegefühl neigt, sollte frische Ananas oder Papaya zum Nachtisch genießen. Denn die enzymreichen Früchte kurbeln die Verdauung an. Hilfreich ist auch ein Schnapsglas voll Artischockensaft, welcher im Reformhaus erhältlich ist. Die Artischocke ist ein Gemüse, das sich positiv auf die Gallensaftproduktion auswirkt und vor allem bei der Fettverdauung hilft.
Kurkuma (Gelbwurz), das gelbe Gewürz, das häufig in der spanischen Paella verwendet wird, wirkt ebenfalls leicht steigernd auf die Gallensaftproduktion. Werden die Speisen damit angereichert, kann ein positiver Effekt auf die Verdauungsleistung erzielt und dem unangenehmen Bauchdrücken entgegengewirkt werden.
Bauchmassagen unterstützen die Verdauung
Liegt das Essen wie ein Stein im Magen, hilft Natron. Dies neutralisiert das Zuviel an Magensäure. Natron ist ein vielseitig einzusetzendes Hilfsmittel, das noch dazu sehr preiswert ist. Eine regelmäßige Bauchmassage mit ätherischem Kümmel- oder Orangenöl, die unbedingt im Uhrzeigersinn ausgeführt werden soll, unterstützt die Verdauung.
Linderung der Beschwerden durch Aloe Vera
Aloe vera kann sehr wirksam bei einem Blähbauch, Sodbrennen und unangenehmen Druckgefühl im Magen sein. Die Pflanze hat sich seit vielen Jahren als wirksame Hilfe bei den verschiedensten Beschwerden bewährt und wird sowohl innerlich als auch äußerlich angewandt.
Ein gutes, reines Aloe vera Gel, das zur innerlichen Einnahme geeignet ist, sollte mindestens zwei Monate lang verabreicht werden. Dabei wird mit der Minimaldosis begonnen und die eingenommene Menge langsam auf die Maximaldosis gesteigert. Aloe enthält Vitamine, Aminosäuren, Enzyme und verdauungsfördernde Fermente, sodass eine Kur damit wohltuend auf die Verdauungsorgane wirken kann.
Teerezepte bei Völlegefühl
Kümmel, Fenchel, Anis und Koriander sind gute Hausmittel gegen Blähungen und Völlegefühl. Wird aus den Heilpflanzen ein Tee gekocht und nach jeder Mahlzeit eine Tasse getrunken, kann schnell eine deutliche Linderung erzielt werden.
Tee-Mischung gegen Verdauungsstörungen:
Tipp: Alternativ bietet sich eine Teemischung aus angestoßenen Kümmelfrüchten, Angelikawurzel und einer kleinen Menge Zimtrinde an. Die Zubereitung entspricht dem zuvor genannten Teerezept. |
Ist das Völlegefühl vor allem nervlich bedingt, so können Melisse und Lavendel gute Dienste leisten. Mit beiden Zutaten wird ein Tee zubereitet, wobei das Verhältnis von Melisse zu Lavendel sechzig zu vierzig betragen sollte. Ein Teelöffel der Mischung kommt auf einen Viertelliter kochendes Wasser. Die Ziehzeit sollte circa sieben Minuten betragen. Beide Pflanzen wirken nervenberuhigend und entkrampfend.
Ein altes Hausmittel gegen das Drücken im Magen ist Pfefferminztee. Frisch aufgebrüht und nach den Mahlzeiten getrunken, schmeckt dieser nicht nur lecker, sondern entspannt den Bauch. Als Alternative zu dem bereits erwähnten Artischockensaft, können Artischockenblätter für einen wohltuenden Tee verwendet werden.
Hilfreich ist ein Tee mit Kamille und Lakritze. Letztere wirkt aufgrund des enthaltenen Süßholzes gegen Blähungen und Krämpfe, die Kamille hat gleichzeitig einen beruhigenden und entzündungshemmenden Effekt auf die Schleimhäute.
Rezept für Kamillentee mit Lakritz:
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Ursachen für Völlegefühl
Eine einfache und leicht nachvollziehbare Ursache für Völlegefühl sind zu üppige Mahlzeiten, vor allem, wenn diese sehr fetthaltig oder stark gesüßt waren. Dann ist es möglich, dass die Verdauungsorgane in den „Streik“ treten, was sich durch ein unbehagliches Schweregefühl und Magendrücken, eventuell in Verbindung mit weiteren Beschwerden, äußert. In diesem Fall können bewährte Hausmittel auf natürlichem Wege Linderung verschaffen.
In der Schwangerschaft, vor allem im letzten Drittel, wenn der Bauch schon etwas größer ist und nach oben drückt, ist Völlegefühl durchaus normal. Hier sind auf jeden Fall häufigere, kleinere Mahlzeiten zu empfehlen, damit die Verdauungsorgane nicht so viel Arbeit auf einmal leisten müssen.
Häufig leiden Frauen in Verbindung mit PMS (Prämenstruelles Syndrom), welches durch die Hormonschwankungen ausgelöst wird, unter Völlegefühl. Hier können Hausmittel ebenfalls oft Abhilfe schaffen.
Tritt das Gefühl schon nach einer kleinen Mahlzeit auf, kommen Störungen der Gallensaftproduktion, ein Reizmagen, Reizdarm, eine Gastritis (Magenschleimhautentzündung), ein Magengeschwür oder ein Tumor als mögliche Ursache in Frage.
Ist die Darmflora gestört, was häufig durch die Einnahme von Antibiotika passiert, so befinden sich die physiologischen und pathologischen Darmbakterien nicht länger im Gleichgewicht. Meist sind Blähungen, Unwohlsein, Durchfall oder Verstopfung und ein Völlegefühl die Folge.
Die Hiatushernie zählt ebenso zu den möglichen Ursachen des Völlegefühls. Dies ist ein Zwerchfellbruch, bei dem Teile des Magens durch die Öffnung des Zwerchfells in Richtung Brust drücken. Siehe dazu: Bauchnabelschmerzen.
Psychische Faktoren, wie Ängste, Stress oder Trauer, aber auch das Vorliegen einer Depression können ebenso zu Verdauungsbeschwerden in Verbindung mit einem Völlegefühl führen. Weitere Auslöser sind der Genuss von Alkohol und Nikotin.
Ursache Nahrungsmittelunverträglichkeit
Zeigen sich die Beschwerden direkt nach dem Essen bzw. Trinken (z.B. bei Kuhmilch), ist eine Nahrungsmittelallergie bzw. Nahrungsmittelunverträglichkeit in Betracht zu ziehen. Hierzu zählt unter anderem die Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz), bei welcher der Milchzucker nur ungenügend oder gar nicht aufgespalten werden kann. Dieser gelangt somit unverdaut in den Dickdarm, was massive Blähungen und ein damit verbundenes Völlegefühl auslösen kann.
Weitere häufiger auftretende Nahrungsmittelintoleranzen sind die Fructose- und Histaminunverträglichkeit sowie die Glutenallergie (Zöliakie)
Vorbeugende Maßnahmen
Bei Verdauungsbeschwerden in Verbindung mit Völlegefühl ist das A und O ein langsames, bewusstes Essen und ausreichendes Kauen. Jeder Bissen sollte gut eingespeichelt werden („Fletchern“), da sich im Speichel bereits ein Enzym befindet, das den ersten Verdauungsvorgang einleitet. Wird zu hastig gekaut und werden zu große Mengen auf einmal hinuntergeschluckt, hat der Magen umso mehr zu tun, was wiederum Beschwerden auslösen kann.
Betroffene sollten sich selbst möglichst gut beobachten und Nahrungsmittel meiden, die nicht vertragen werden. Empfehlenswert ist es, anstelle von drei großen Hauptmahlzeiten, über den Tag verteilt sechs kleinere Portionen einzunehmen.
Wichtig ist, dass den ganzen Tag über genug Flüssigkeit aufgenommen wird, am besten in Form von stillem Wasser. Achtung: Der wohlgemeinte Schnaps nach dem Essen bringt hingegen nichts. Im Gegenteil, dieser kann sogar den Verdauungsprozess verlangsamen. Je mehr Alkohol zum Essen getrunken wird, um so schlechter ist dies für die Verdauung.
Bitterkräuter vor dem Essen, als alkoholfreies Bitterelixier oder Bittergranulat, können den Verdauungsvorgang indes positiv beeinflussen und einem Völlegefühl entgegenwirken. Beides ist in der Apotheke erhältlich.
Ähnlich wirkt eine Vorspeise mit Radicchio, Chicorée und/oder Löwenzahn. Diese bitteren Kräuter tragen zu einem Wohlbefinden im Bauch bei. Voraussetzung ist natürlich, dass anschließend keine großen, schweren und fettreichen Mahlzeiten konsumiert werden.
Vorsicht bei Rohkost
Rohkost enthält zwar zahlreiche Vitamine, ist aber für viele Menschen nicht so gut zu vertragen. Gerade Betroffene, die leicht ein volles Gefühl im Magen verspüren, sollten davon Abstand nehmen. Besser ist blanchiertes oder nur ganz leicht angedünstetes Gemüse.
Abends nach 18.00 Uhr ist rohe Kost generell nicht empfehlenswert. Der Darm kann diese nicht mehr verarbeiten und bildet über Nacht sogenannte Fuselalkohole, die letztendlich der Leber schaden. Ebenso sollten blähende Speisen, Trockenfrüchte, frisch gebackenes Brot, Zucker, Süßstoffe und Kaugummi gemieden werden.
Bewegung bringt die Verdauung in Schwung
Auch wenn der Bauch zwickt und das Sofa winkt, so ist ein Spaziergang bei Völlegefühl die bessere Wahl, denn die Mahlzeit wird schneller verdaut. Damit der Magen nicht noch zusätzlich eingeschnürt wird, ist lockere Kleidung angeraten.
Das Wichtigste auf einen Blick
Alles in Allem gilt, dass sich die richtige Ernährung positiv auf das Verdauungssystem auswirkt. Eine fettfreie Kost, die viele basische Lebensmittel enthält und arm an blähendem Gemüse ist, wenig Süßes, ausreichend Flüssigkeit und Spaziergänge nach den Mahlzeiten – all dies wirkt dem Völlegefühl entgegen. Ist das unangenehme Bauchgefühl trotzdem vorhanden und tritt dies gehäuft auf, so sollte ein ärztlicher Rat hinzugezogen werden. (sw, nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Dr. Hermann Harder: Meteorismus – Ursachen und gezielte Therapieansätze, Deutscher Ärzteverlag GmbH (Abruf 30.08.2019), Ärzteblatt.de
- John Henry Clarke: Erkrankungen der Verdauungsorgane, Ahlbrecht Verlag, 1. Auflage, 2013
- Daniela Haverland: Komplementäre Therapien. Theorie und Praxis. Die Grundlagen der Biochemie nach Dr. Schüßler; Deutsche Apotheker-Zeitung (DAZ online), Ausgabe 31/2015, Deutsche Apotheker-Zeitung online
- Christoph Bachmann: Artischockenblätter-Extrakt bei Dyspepsie, Rsoenfluh Publishing GmbH, ARS MEDICI thema Phytotherapie 6/2011 (Abruf: 30.08.2019), Ars Medici
- Heinz Schilcher, Susanne Kammerer, Tankred Wegener: Leitfaden Phytotherapie: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2016
- Pia Dahlem, Gabi Freiburg: Das große Buch vom Tee, Moewig, 2000
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.