20 Krankenkassen in finanziell angespannter Lage
14.06.2011
Die finanzielle Not der gesetzlichen Krankenkassen ist offenbar größer, als bislang angenommen. Auf Kassenpatienten wird sehr bald schon ein flächendeckender Zusatzbeitrag zu kommen. Mehr als 20 Krankenkassen sind von schwerwiegenden Finanzproblemen betroffen. 93 Kassen stehen unter ständiger Beobachtung des Bundesversicherungsamts.
Mehr als 20 Krankenkassen haben ein ernsthaftes Finanzproblem und müssen auf die Kostenbremse drücken. Bei einigen Kassen steht sogar zu befürchten, dass diese einen Zusatzbeitrag von ihren Versicherten einfordern. „Ein Viertel der unserer Aufsicht unterstehenden Kassen liegen unter dem Mindestsoll“, kommentierte ein Sprecher des Bundesversicherungsamts in Berlin. Vom Gesetzgeber vorgeschrieben sind als Rücklage mindestens 0,25 Monatsausgaben. „Einige Kassen haben zu wenig getan“, mahnte Tobias Schmidt vom Bundesversicherungsamt.
Von der Situation sind nicht nur kleinere Kassen, sondern auch Große betroffen. Entscheidend sei nicht das Volumen der Krankenkasse, sondern die Reserve. „Auch größere Kassen verfügen eine geringe Finanzreserve“, so der Sprecher. Allerdings heißt die Beobachtung noch lange nicht, dass eine Krankenkasse kurz vor der Insolvenz stehe. Die 20 Krankenkassen müssen eben sparen, damit neue Rücklagen gebildet werden können. Dazu gehöre ein Abbau beim Personal sowie Streichungen bei freiwilligen Gesundheitsleistungen, wie sie nicht im Leistungskatalog vermerkt sind. Als weitere Maßnahme kommen zusätzliche Pauschalbeiträge in Frage. Diese sind allerdings bei den Kassen sehr unbeliebt, solange keine flächendeckenden Zusatzbeiträge erhoben werden. Viele Versicherte machen von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch.
Von 150 Krankenkassen stehen derzeit 93 unter der strengen Aussicht des Aufsichtsbehörde. Laut interner Angaben seien darunter vor allem Betriebskrankenkassen sowie Ersatzkassen. Welche Kassen genau betroffen sind, wollte der Sprecher nicht kommentieren. Schließlich sollen Versicherte nicht verunsichert werden.
Von der schwarz-gelbe Koalition ist diese Situation gewollt. Während die Techniker Krankenkassen Millionengewinne zu verzeichnen haben, wissen andere nicht mehr, wo noch Einsparungen stattfinden können. Zuletzt musste die City BKK geschlossen werden, weil die finanziellen Zuwendungen aus dem Gesundheitsfonds nicht mehr ausreichten. Die Politik will insgesamt eine Reduzierung der Krankenkasse erreichen. Zudem solle ein Wettbewerb zwischen den Anbietern stattfinden. Dazu gehören auch Fusionen und Schließungen. „Krankenkassen, die mit dem Geld, das sie aus dem Gesundheitsfonds bekommen, nicht auskommen, müssen Zusatzbeiträge von ihren Mitgliedern erheben.“ (sb)
Bild: Claudia Hautumm / pixelio.de
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