Multiresistenter Keim: Patientin nach erfolgloser Behandlung mit 26 Antibiotika gestorben
In den USA ist eine Patientin an einer Infektion gestorben, weil ihr keines der zugelassenen 26 Antibiotika helfen konnte. Resistente Keime sind eine große Bedrohung für die menschliche Gesundheit. Wenn eine Behandlung mit Antibiotika nicht mehr möglich ist, können selbst kleine Entzündungen zu einem großen Risiko werden.
Millionen Tote durch multiresistente Keime befürchtet
Die Zunahme von Antibiotika-Resistenzen stellt Gesundheitsexperten vor eine immer größer werdende Herausforderung. Wenn das Problem nicht bald unter Kontrolle gebracht wird, droht Forschern zufolge ein Schreckensszenario. Laut einer älteren Studie der Berliner Charité könnte es bis 2050 rund zehn Millionen Tote durch multiresistente Keime geben. Aus den USA wird nun über den Fall einer Frau berichtet, bei der keines der 26 angewandten Antibiotika Wirkung zeigte. Die Patientin starb.
Alle 26 zugelassenen Antibiotika blieben wirkungslos
Im vergangenen Jahr hat eine EU-Kommission vor massiv zunehmenden Antibiotika-Resistenzen gewarnt.
Bereits jetzt sterben jährlich schätzungsweise 700.000 Menschen an Infektionen mit Krankheitserregern, gegen die keine Medikamente helfen.
Auch für eine Patientin in den USA gab es keine Hilfe mehr. Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur AFP ist die Frau an einer Infektion gestorben, nachdem alle 26 zugelassenen Antibiotika keine Wirkung gezeigt hatten.
Multiresistenter Klebsiella-Pneumoniae-Keim
Wie das US-Seuchenabwehrzentrum CDC mitteilte, sei bei der Rentnerin ein multiresistenter Klebsiella-Pneumoniae-Keim gefunden worden, der nicht wirksam mit Antibiotika behandelt werden könne.
Derartige Erreger machen Experten zunehmend Sorge, da sie Infektionen unheilbar werden lassen. Dem CDC zufolge sei die Frau letztlich an einer Blutvergiftung gestorben.
Laut AFP habe sie sich in den letzten Jahren häufig in Indien aufgehalten und sei dort wegen eines Oberschenkelbruchs behandelt worden. Im September ist sie auf der Isolierstation in dem Krankenhaus im US-Bundesstaat Nevada, in das sie schließlich kam, gestorben. Alle 26 in den USA zugelassenen Antibiotika hätten bei der Patientin nicht geholfen.
„Dringende Gefahr für die Gesundheit des Menschen“
Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde der Klebsiella-Pneumoniae-Keim als „dringende Gefahr für die Gesundheit des Menschen“ eingestuft.
Die Sterblichkeitsrate bei Menschen, die mit diesem Bakterium infiziert sind, liegt laut Experten bei 40 bis 50 Prozent. Es werden immer mehr Erreger festgestellt, die gegen Antibiotika resistent sind. Schon seit langem warnen Fachleute, dass in einer post-antibiotischen Ära selbst leichtere Erkrankungen bei geschwächten Patienten zum Tode führen könnten.
Super-Erreger gegen alle Behandlungsmethoden immun
In den USA war im vergangenen Mai erstmals ein sogenannter Super-Erreger entdeckt worden, der gegen alle bekannten Behandlungsmethoden immun ist. Damals war bei einer 49-Jährigen aus dem Bundesstaat Pennsylvania bei einem Harnwegsinfekt ein E-Coli-Bakterium gefunden worden, gegen das kein Antibiotikum geholfen hatte. Der „Super-Erreger“ zeigte sich sogar gegen das Notfallantibiotikum Colistin immun.
Doch die Frau überlebte. Laut AFP enthielt das Bakterium ein Gen, das es immun gegen die Behandlung mit Antibiotika für multiresistente Keime werden lässt. Bei der nun in Nevada verstorbenen Patientin wurde das sogenannte Mcr-1-Gen nicht gefunden.
Den Angaben zufolge ergab sich bei der Autopsie, dass ihr möglicherweise eine Behandlung mit dem Antibiotikum Fosfomycin geholfen hätte. Dieses ist jedoch in den USA nicht zugelassen.
Vor allem im Krankenhausbereich ein Problem
Insbesondere im Krankenhausbereich sind multiresistente Erreger (MRE) ein weltweit wachsendes Problem.
Allein in Deutschland erkranken laut Bundesgesundheitsministerium jährlich 400.000 bis 600.000 Patienten an Krankenhausinfektionen. 10.000 bis 15.000 Menschen sterben jedes Jahr daran. Andere Experten schätzen die Fallzahlen höher ein.
So geht die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) sogar von fast einer Million Infektionen und mindestens 30.000 Todesfällen aus.
Massenhaften Einsatz von Antibiotika reduzieren
„Stationäre und ambulante Behandlung und Pflege sind mit einem Infektionsrisiko verbunden“, schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI) auf seiner Webseite. Wenn mehr Krankenhäuser die Vorgaben einhalten würden, könnte die Gefahr womöglich deutlich gesenkt werden. Doch rund jede vierte Klinik übergeht wichtige Hygienevorschriften.
Der wohl wichtigste Punkt im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen ist, den massenhaften Einsatz solcher Medikamente zu reduzieren.
Denn der übermäßige Gebrauch von Antibiotika beim Menschen und in der Tiermast sowie eine unsachgemäße Einnahme der Arzneimittel fördert Resistenzbildungen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.