Ab 2015 HIV-Selbsttests in Frankreich erhältlich
03.12.2014
Anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember wurde angekündigt, dass ab kommenden Jahr in Frankreich HIV-Selbsttests angeboten werden. In weniger als einer halben Stunde soll damit eine HIV-Infektion nachgewiesen werden können. Die Selbsttests sind jedoch umstritten.
Respekt und Normalität im Umgang mit HIV-Positiven
Am Welt-Aids-Tag, dem 1. Dezember gab Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CSU) in Berlin den Startschuss für die Kampagne „Positiv zusammen leben“, die die unbegründeten Ängste vor einer HIV-Infektion im Alltag thematisiert und Respekt und Normalität im Umgang mit HIV-positiven Menschen fördern soll. In Deutschland leben rund 80.000 Menschen mit HIV. Der Politiker erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: „Die Kampagne ist ein Appell, HIV-positive Menschen nicht auszugrenzen.“
Selbsttests ab kommenden Sommer in Apotheken erhältlich
Anlässlich des weltweiten Aktionstages wurde in Frankreich angekündigt, dass es ab kommendem Jahr HIV-Selbsttests geben wird. „Die Selbsttests werden ab dem 1. Juli 2015 in Apotheken erhältlich sein“, erklärte Frankreichs Gesundheitsministerin Marisol Touraine am Montag in Paris, schreibt die „Basler Zeitung“. In weniger als 30 Minuten kann damit eine HIV-Infektion nachgewiesen werden. Diese sogenannten HIV-Heimtests sollten auch Aidshilfe-Gruppen zur Verfügung gestellt werden. Bei den Tests wird ein Bluttropfen oder ein Abstrich der Mundschleimhaut untersucht. Allerdings sind solche Selbsttests stark umstritten.
Viele wissen nichts von ihrer Infektion
Die Befürworter hoffen, dass mit diesen Tests ansonsten unerkannte Infektionen entdeckt werden. Dies vor dem Hintergrund, da viele HIV-Positive nicht wissen, dass sie sich angesteckt haben. Auch in Deutschland ist dies der Fall. So berichtete das Robert-Koch-Institut (RKI) vor kurzem, dass Schätzungen zufolge Ende vergangenen Jahres hierzulande rund 14.000 Menschen lebten, die unwissentlich mit HIV infiziert waren. Darüber hinaus sollen mit den Selbsttests Personen erreicht werden, die nicht für einen Test zum Arzt oder in ein Gesundheitsamt gehen wollen.
Bei Selbsttest fehlt ärztliche Beratung
Die Gegner solcher Tests argumentieren, dass HIV-Tests nur von Fachleuten vorgenommen werden sollten und nicht von Privatleuten. Bereits kleinste Anwendungsfehler könnten ein falsches Testergebnis liefern. Zudem gibt es keine Garantie für die Qualität der Geräte. Des Weiteren würde eine ärztliche Beratung beziehungsweise psychologische Betreuung fehlen, falls der Test positiv ausfallen sollte. Laut Medizinproduktegesetz dürfen HIV-Tests in Deutschland nicht an Privatpersonen abgegeben werden. Allerdings gibt es im Internet zahlreiche Anbieter, die ihren Sitz im Ausland haben.
HIV-Tests nicht für den „Hausgebrauch“
Auch die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) mahnt auf ihrer Webseite zur Vorsicht und schreibt, dass die meisten im Internet angebotenen HIV-Tests nicht für den „Hausgebrauch“ gemacht sind, sondern "zur Anwendung durch erfahrene medizinische Kräfte". Selbst Profis brauchen längere Zeit und mehrere Versuche, bis es richtig klappt, schreiben die Experten. Grundsätzlich braucht man" bei einem positiven Testergebnis unbedingt einen Bestätigungstest, was Laien, die auf einen Selbsttest zurückgreifen, womöglich nicht berücksichtigen". Den Angaben der DAH zufolge liege die Spezifität bei den meisten HIV-Tests in der Praxis bei etwa 99,7 Prozent. „Von 10.000 HIV-Negativen, die damit getestet werden, bekommen statistisch 30 ein falsch positives Ergebnis, obwohl sie nicht infiziert sind“ so die Experten.
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Bild: Andreas Dengs, www.photofreaks.ws / pixelio.de
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