Alternative Therapien so gut wie starke Schmerzmittel
05.04.2014
Deutsche Forscher haben herausgefunden, dass bei chronischen Schmerzen alternative Methoden, wie etwa Physiotherapien, langfristig den gleichen Effekt haben, wie starke Schmerzmittel. Angesichts der oft schweren Nebenwirkungen der Arzneien ist dies eine gute Nachricht.
Alternative Behandlungsmethoden erzielen gleichen Effekt
Alternative Behandlungsmethoden wie Physiotherapien oder psychologische Verfahren haben bei chronischen Schmerzen langfristig den gleichen Effekt wie starke Schmerzmittel. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Berliner Charité und der Technischen Universität Darmstadt nach einer umfassenden Analyse von Einzelstudien. Dies teilte die Charité am Freitag mit. Über einen längeren Zeitraum gesehen seien die schmerzlindernden Wirkungen von Medikamenten „klinisch unbedeutend“ im Vergleich zu einem Placebo. Professor Christoph Stein, Leiter der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin am Campus Benjamin Franklin erläuterte: „Man erzielt also über einen langen Zeitraum hinweg mit starken Schmerzmitteln die gleiche Wirkung wie mit nicht-medikamentösen physiotherapeutischen und psychologischen Verfahren.“ Die Ergebnisse der Meta-Studie wurden in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „British Journal of Pharmacology“ veröffentlicht.
Wissenschaftler waren von Ergebnissen überrascht
Nahezu ein Viertel der Gesamtbevölkerung leidet unter chronischen Schmerzen, die nicht durch einen Tumor hervorgerufen werden. Zu den möglichen Ursachen zählen unter anderem rheumatische Erkrankungen wie Arthritis, Erkrankungen des Nervensystems oder Probleme mit Rückenmuskulatur oder Wirbelsäule sein. Die Wissenschaftler bewerteten für die Meta-Studie die Ergebnisse aus insgesamt 3.647 Publikationen in internationalen Fachzeitschriften, von denen nur die randomisiert-kontrollierten Studien in die weitere Analyse einbezogen wurden. Die Forscher untersuchten letztendlich die Daten von insgesamt 10.742 Patienten. „Die Ergebnisse unserer Analyse haben uns selbst erstaunt, denn es zeigte sich, dass langfristig gesehen die schmerzlindernden Wirkungen von medikamentösen Therapieverfahren klinisch unbedeutend sind im Vergleich zu einem Placebo“, so Professor Stein.
Schwere Nebenwirkungen durch Schmerzmittel
Wenn Schmerzmedikamente über einen längeren Zeitraum hinweg eingenommen werden, können diese schwere Nebenwirkungen verursachen, wie beispielsweise Magenblutungen, Atmungsstörungen oder sogar einen Herzinfarkt. Die Ergebnisse der Meta-Studie legen nahe, bei der Behandlung chronischer Schmerzen insbesondere auf die Vermeidung von schädlichen Arzneimittelwirkungen zu achten. Professor Stein betonte: „Bei der Behandlung chronischer Schmerzen, die nicht durch einen Tumor hervorgerufen werden, sollte ein multidisziplinärer Ansatz, also einer, der nicht nur die medizinischen, sondern auch die psycho-sozialen und physiotherapeutischen Aspekte berücksichtigt, im Vordergrund stehen.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.