Spermidinreiche Ernährungsweise hält Menschen länger jung
Seit Jahrhunderten sind Menschen auf der Suche nach Möglichkeiten, sich die ewige Jugend zu erhalten. Nicht zuletzt hat die Kosmetikindustrie diesen Wunsch aufgegriffen und verspricht mit unterschiedlichsten Methoden zumindest das Äußere länger jung zu halten. Der Schlüssel für eine verlängerte „Jugend“ könnte jedoch vielmehr in der Ernährung liegen. So kommt eine aktuelle Studie zu dem Schluss, dass eine Ernährung reich an Spermidin Menschen länger jung hält.
In dem internationalen Forschungsprojekt unter Federführung der Medizinischen Universität Innsbruck konnte der Anti-Aging-Effekt von Spermidin nun erstmals auch für den Menschen nachgewiesen werden. „Wer mit der Nahrung viel Spermidin zu sich nimmt, verlängert damit möglicherweise seine gesunde Lebensspanne“, so die Mitteilung der MedUni Innsbruck. Ihre Ergebnisse haben Forscher in dem Fachmagazin „American Journal of Clinical Nutrition“ (AJCN) veröffentlicht.
Auf der Suche nach lebensverlängernden Mechanismen
Die medizinische Forschung ist seit vielen Jahren bemüht, gesundheitsfördernden und lebensverlängernden Mechanismen auf die Spur zu kommen. Vor fast zwei Jahren hatten Wissenschaftler der Universität Graz bereits festgestellt, dass spezielle Käse-Arten die relative Lebenszeit verlängern, und diesen Effekt auf das enthaltene Spermidin zurückgeführt. Das natürliche Polyamin „Spermidin“ zeigte in der Zellkultur und bei Tieren lebensverlängernde Wirkung, erläutern die Autoren der aktuellen Studie.
Spermidin-Aufnahme korreliert mit der Lebenserwartung
Inwiefern auch bei Menschen einen lebensverlängernde Wirkung bei hoher Einnahme von Spermidin auftritt, haben die Forscher nun anhand der Daten von 829 Freiwilligen aus der prospektiven Bruneck Studie untersucht. Zusätzlich wurde anhand von spezifischen Diätfragebögen die Nahrungsaufnahme der Teilnehmenden ermittelt. Die Wissenschaftler berechneten, inwieweit die über die Nahrung aufgenommene Menge an Spermidin mit der Lebensspanne korrelierte. Dabei stellten sie fest, dass mit hoher Spermidin-Aufnahme über die Ernährung (mindestens 80 Mikromol Spermidin pro Tag) ein deutlich geringeres Risiko verbunden war, im dem 20-jährigen Beobachtungszeitraum zu versterben.
Entzündungs- und Alterungsprozesse gebremst
Der Überlebensvorteil von spermidinreicher im Vergleich zu spermidinarmer Ernährung (unter 60 Mikromol pro Tag) lag laut Aussage der Studienautoren bei rund fünf Jahren. In den aktuellen Untersuchungen konnten „wir die aus verschiedenen Modellorganismen bereits bekannte Wirkung von Spermidin auf altersbedingte Prozesse bestätigen sowie seine Rolle als unabhängige Einflussgröße auf die Lebensspanne nun auch erstmals beim Menschen untermauern“, erläutert Neurologe Stefan Kiechl von der MedUni Innsbruck in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Der Effekt beruhe auf dem systemisch Einfluss des Spermidins auf Entzündungs- und Alterungsprozesse.
Verlust an Spermidin über die Nahrung ausgleichen
Natürlicherweise geht der Gehalt an Spermidin in unserem Körper mit steigendem Lebensalter zurück. Zu finden ist das Spermidin in hoher Konzentration in der Samenflüssigkeit, aber in geringen Konzentrationen auch in anderen Körperzellen. Bestimmten Darmbakterien produzieren zudem Spermidin. Dem Rückgang des Spermidins im Körper kann laut Aussage der Forscher „durch eine Ernährung mit spermidinreichen Lebensmitteln wie Keimgemüse, Erbsen, Vollkornprodukten, Äpfeln, Salat, Pilzen, Nüssen, Kartoffeln oder gereiftem Käse entgegengewirkt werden.“ Bereits durch den täglichen Verzehr von zwei Portionen Vollkornbrot, zwei Salatportionen und einem Apfel wäre man im oberen Drittel der Spermidin-Einnahme, so die Experten weiter.
Autophagie wird angeregt
Den Angaben der Wissenschaftler zufolge beruht die lebensverlängernde Wirkung von Spermidin vor allem auf der Fähigkeit, die Autophagie anzuregen. Diese dient dazu, fehlerhafte oder nicht mehr benötigte Zellbestandteile abzubauen und zu verwerten, so dass sich diese nicht im Organismus ansammeln. Weil die Autophagie im Alter an Effizienz verliert, kommt es zu krankheitsrelevanten Ablagerungen in den Zellen, die wiederum zu Demenz, Diabetes, Tumoren und Atherosklerose führen können, berichten die Forscher. Durch die Spermidin-Aufnahme werde – ebenso wie durch mehrstündiges Fasten – der Selbstreinigungsprozess der Autophagie initiiert. „Die vermehrte Aufnahme von Spermidin signalisiert der Zelle, den Selbstreinigungsprozess zu starten und schützt damit vor Ablagerungen und vorzeitiger Alterung“, betont Stefan Kiechl. (fp)
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