Zu trocken für Pilze – bisher kaum Vergiftungen
Im Spätsommer wird jedes Jahr eine Warnung vor gefährlichen Pilzvergiftungen ausgesprochen. Doch das trockene Wetter der letzten Wochen hat dazu geführt, dass momentan kaum Pilze wachsen. Daher wurden bislang auch kaum Vergiftungen registriert.
Wegen Trockenheit wachsen wenig Pilze
Noch vor wenigen Wochen war aufgrund der Witterung für dieses Jahr ein regelrechtes Paradies für Pilzsammler vorhergesagt worden, insbesondere im Süden der Republik. So erklärte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml in einer Mitteilung: „Experten erwarten in diesem Jahr im Vergleich zum trockenen Jahr 2015 eine deutlich bessere Pilzsaison für Bayern.“ Im Norden sieht es derzeit jedoch gar nicht danach aus. Wegen der Trockenheit wachsen dort kaum Pilze. Das hat zur Folge, dass es auch weniger Pilzvergiftungen gibt.
September für Pilzsammler am wichtigsten
Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa, erklärte der Co-Chef des Giftinformationszentrums-Nord (GIZ-Nord) in Göttingen, Andreas Schaper, das bisher nur „sehr wenige Fälle“ registriert worden seien.
„In jedem Jahr treten im Spätsommer die meisten Fälle auf. Zudem gibt es große Unterschiede zwischen einzelnen Jahren“, heißt es auf der Webseite des GIZ-Nord, auf der auch eine Grafik der Pilzfälle von Anfang 2009 bis Ende August 2016 zu finden ist.
Wie Schaper erklärte, sei der September in den vergangenen Jahren mit zum Teil mehr als 200 Verdachtsfällen der Monat mit den meisten tatsächlichen oder mutmaßlichen Pilzvergiftungen in Norddeutschland gewesen. „Wenn es jetzt regnet, werden die Zahlen aber auch in diesem Jahr bald deutlich steigen“, so der Experte. Der September gilt für Pilzsammler als der wichtigste Monat.
Ungewöhnlich viele Vergiftungen im Juni
Schaper zufolge habe es in diesem Jahr im Juni ungewöhnlich viele Pilzvergiftungen gegeben. Demnach seien beim GIZ-Nord rund 75 Verdachtsfälle gemeldet worden, etwa doppelt so viele wie in „normalen“ Jahren für diesen Monat. „Wenn es feucht und warm ist, wachsen die Pilze. Dann gibt es auch viele Vergiftungen“, erläuterte der Fachmann. Wenn Pilze aufgrund der relativen Trockenheit schlechter gedeihen, gehe auch die Zahl der Vergiftungsfälle zurück.
Verzehr von Knollenblätterpilz kann tödlich enden
Der Verzehr von Knollenblätterpilzen führe laut Schaper am häufigsten zu Vergiftungen. Das Gift kann Beschwerden wie Durchfall, Erbrechen und Leibschmerzen zur Folge haben. Es kann in schweren Fällen die Leber angreifen und sie sogar völlig zerstören.
„Der Knollenblätterpilz ist ein Pilz, an dem Menschen auch sterben können“, warnte der Experte. Zwar gab es in diesem Jahr noch keine Toten, „Wir hatten aber bereits Verdachtsfälle. Zuletzt bei einem Kind.“
Von giftigen Sorten kaum zu unterscheiden
Den Angaben zufolge hatte es in den vergangenen Jahren in Norddeutschland wiederholt Todesfälle nach dem irrtümlichen Verzehr von Knollenblätterpilzen gegeben. So war 2015 ein Pilzsammler aus Bremerhaven ums Leben gekommen. In der Lüneburger Heide wurde ausdrücklich vor giftigen Knollenblätterpilzen gewarnt.
Für Geflüchtete aus Syrien bestehe besondere Gefahr, da es dort essbare Pilze gebe, die von der giftigen Sorte in Deutschland kaum zu unterscheiden seien. In Münster starb im vergangenen Herbst ein 16-jähriger syrischer Flüchtling, der versehentlich Knollenblätterpilze verzehrt hatte. Bei Verdacht auf Vergiftungen müssten Betroffene unbedingt in ein Krankenhaus gebracht werden, wo man ihnen eine Gegengift geben könne, sagte GIZ-Experte Schaper. (ad)
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