Experten beklagen mangelhafte Borreliose-Tests
05.04.2014
Für die Labortestverfahren zur Diagnostik der Borreliose werden von Fachleuten verbesserte Qualitätsstandards gefordert. Vor allem methodische Defizite bei den Blut- und Nervenwassertests werden von der Deutschen Borreliose-Gesellschaft beklagt. Zudem raten Experten zu Impfungen gegen die ebenfalls von Zecken übertragene FSME.
Verfügbare Tests nicht empfindlich genug
Von Fachleuten werden verbesserte Qualitätsstandards bei den Labortestverfahren zur Diagnostik der von Zecken übertragenen Borreliose gefordert. Vor allem methodische Defizite bei den Blut- und Nervenwassertests werden von der Deutschen Borreliose-Gesellschaft beklagt. „Die verfügbaren Tests sind oft nicht empfindlich genug“, so der Mediziner Karl Bechter vom Klinikum Günzburg auf der Jahrestagung der Gesellschaft in Erfurt. Es sei daher vor allem bei Symptomen des Nervensystems, wie Nervenschmerzen oder Lähmungserscheinungen, schwierig, die Infektionen von anderen Erkrankungen abzugrenzen.
Borreliose tritt in Deutschland flächendeckend auf
Nach Hochrechnungen erkranken in Deutschland jedes Jahr Zehntausende Menschen an Borreliose. Für Borreliose, die die häufigste von Zecken übertragene Krankheit ist, besteht keine bundesweite Meldepflicht. Die Borreliose-Fälle sind um ein vielfaches höher als die jährlichen Erkrankungen mit Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Das Robert Koch-Institut registrierte im vergangenen Jahr insgesamt bundesweit 420 FSME-Fälle. Wie der Vorsitzende der Fachgesellschaft, Hartmut Prautzsch, sagte, sei anders als die Viruserkrankung FSME, die vor allem in Süddeutschland auftrete, die durch Bakterien ausgelöste Borreliose in Deutschland flächendeckend verbreitet. Es sei jedoch nicht jede Zecke gefährlich, nur etwa bei jedem 100. Zeckenbiss werde tatsächlich Borreliose übertragen.
Gegen Borreliose gibt es keine Schutzimpfung
Als wichtigstes Frühwarnzeichen für Borreliose gilt die sogenannte „Wanderröte“ auf der Haut, dies ist ein roter Ringe um die Einstichstelle. „In diesem Fall sollte man unbedingt sofort zum Arzt gehen, um möglichst schnell eine Antibiotika-Behandlung zu beginnen“, erklärte Tagungsleiter Bechter. Gegen Borreliose gibt es zwar keine Schutzimpfung, doch die Krankheit kann mit Antibiotika therapiert werden. Noch bis zum heutigen Samstag diskutieren in Erfurt rund 150 Experten aus vier europäischen Ländern, den USA und Kanada Diagnostik und Therapie von Borreliose.
Experten raten zur FSME-Impfung
Ebenfalls aus Erfurt, genauer gesagt von Jochen Süss vom Zecken-Informationszentrum Lippersdorf kommt der Rat, zu einem besseren Impfschutz. Da die Zeckensaison bereits in vollem Gange sei und mit Blick auf die bundesweit hohe Zahl von Hirnhauterkrankungen nach Zeckenbissen im vergangenen Jahr, rät er zur FSME-Impfung. Insbesondere in Risikogebieten wie Baden-Württemberg, Bayern, Süd-Hessen, Süd-Thüringen, im Landkreis Birkenfeld in Rheinland-Pfalz und im Saar-Pfalz-Kreis im Saarland bestehe im Freien für Ungeimpfte ein Risiko. Des Weiteren bestehe eine FSME-Gefahr in Österreich, der Schweiz und im Baltikum. Eine Infektion macht sich unter anderem durch Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen bemerkbar.
Drei Impfungen für Grundimmunisierung erforderlich
Waren es 1998 noch 63 gefährdete Regionen, so stieg die Zahl bis ins Jahr 2013 auf 241 Risikogebiete an. Eine Impfung könne aber nicht nur für Menschen sinnvoll sein, die in solchen Gegenden leben, sondern auch für die, die dort häufig Urlaub machen. Die Grundimmunisierung gegen FSME erfordert drei Impfungen. Die zweite Dosis wird vier bis zwölf Wochen nach der ersten verabreicht, rund zwei Wochen nach der zweiten Impfung hat der Körper für einige Monate genug Abwehrkräfte. Denjenigen, die sich länger schützen möchten, empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), sich nach neun bis zwölf Monaten eine dritte Impfung verabreichen zu lassen. Eine Auffrischung werde danach, je nach Alter, alle drei bis fünf Jahre fällig.
Virus wird sofort übertragen
Warum eine Impfung sinnvoll sein kann, weiß auch der Neurologe Andreas Steinbrecher vom Helios Krankenhaus Erfurt: „Beim Stich kann alles zu spät sein.“ Das FSME-Virus werde sofort übertragen. Im Gegensatz dazu stehe die Borreliose, bei der das Bakterium erst nach Stunden vom Darm des Wirtstieres in die Blutbahn des Menschen gelange. Auch deshalb sei es wichtig, Zecken sofort zu entfernen und zwar idealerweise mit einer feinen Pinzette möglichst ohne Drehbewegungen oder Quetschung des Zeckenkörpers. (ad)
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