350.000 Deutsche von der rheumatischen Erkrankung betroffen
Etwa 350.000 Menschen leiden in Deutschland an der chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankung Morbus Bechterew. Erste Symptome wie Rückenschmerzen und Morgensteifigkeit treten meist zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr auf. Die rheumatische Autoimmunerkrankung führt im fortgeschrittenen Stadium aufgrund von Entzündungen der kleinen Wirbelgelenke zu Verknöcherungen der Wirbelsäule. Genetische Faktoren scheinen bei der Krankheitsentstehung eine entscheidende Rolle zu spielen. Bei vielen Betroffenen stellen Ärzte ein bestimmtes genetisches Merkmal fest, das häufig mit einer Fehlreaktion im Immunsystem gekoppelt ist. Morbus Bechterew gilt als unheilbar. Dennoch gibt es heute kaum Menschen, die an einem fortgeschrittenen Stadium der Krankheit leiden, weil viele Therapien die Krankheit lindern können. Ein Überblick:
Medikamente – so wenig wie möglich, so viel wie nötig
Rheumatologen behandeln Morbus Bechterew meist zunächst mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln. Sie bessern Rücken- und Gelenkschmerzen. Ergänzend kommen Biologika, z. B. TNF-Blocker, zum Einsatz, die Entzündungen lindern. Medikamente verbessern aber nicht nur die Lebensqualität, sondern ermöglichen auch krankengymnastische Maßnahmen, welche der Wirbelsäulenversteifung entgegenwirken“, erklärt Univ.-Doz. Dr. Bertram Hölzl, wissenschaftlicher Leiter des Gasteiner Heilstollen, des weltweit größten Therapiezentrums für Morbus Bechterew. Dadurch lassen sich später wieder Medikamente einsparen.
Therapien ohne Medikamente
Bei Morbus Bechterew ist es wichtig, lebenslang und kontinuierlich Haltung, Bewegungsfähigkeit und Kondition zu trainieren, um der drohenden Versteifung der Wirbelsäule vorzubeugen. Es gibt dafür spezielle Therapien, wie die sogenannte Lagerung auf Holzrollen. Ebenso wichtig ist die Ernährung. „Reichlich frisches Obst und Gemüse, ungesättigte Pflanzenfette, fettreduzierte Milchprodukte, Fisch und Soja wirken dem Autoimmunprozess entgegen“, ergänzt Dr. Hölzl. Fleisch und Alkohol sollten hingegen reduziert, aufs Rauchen ganz verzichtet werden. Wie bei anderen rheumatischen Erkrankungen helfen auch bei Morbus Bechterew Wärme- und Kältetherapien. Sie lindern Schmerzen und Steifheit, indem sie die Durchblutung fördern. So wird der Körper beweglich gehalten.
Kuren – Gesundheitsbewusstsein stärken
Vielen Patienten tut eine Radontherapie gut. Radon setzt im Körper milde Alphastrahlen frei, die Zellreparaturmechanismen anregen und die Aktivität von Entzündungszellen sowie Schmerzbotenstoffen verringern. Am effektivsten ist eine Kombination aus Radon und Wärme. Wissenschaftliche Studien bestätigen dieser sogenannten Radonwärmetherapie Erfolgsquoten zwischen 80 und 90 Prozent. „Sie reduziert Druckschmerzwellen, Schmerzintensität, funktionelle Einschränkungen und den Medikamentenverbrauch“, weiß Dr. Hölzl. Die Radonwärmetherapie findet meist im Rahmen einer mehrwöchigen Kur statt.
Patienten fahren dabei ins Innere eines Berges, in dem das Heilklima natürlich vorkommt. Im Rahmen der Kur profitieren Patienten auch von gezielten gesundheitsfördernden Programmen. „Wenn gut ausgebildete Physiotherapeuten und eine große Vielfalt an medizinischen Angeboten zur Verfügung stehen, kann von einer Kur auch ein Impuls zur Änderung des Lebensstils ausgehen“, ergänzt Hölzl. Spezielle Patientenschulungen helfen Menschen mit Morbus Bechterew zu erlernen, wie sie selbst den Verlauf ihrer Krankheit positiv steuern können. (pm)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.