Forscher berichten über Antibiotika-resistente Salmonellen
04.08.2011
Wissenschaftler des renommierten Pariser Pasteur-Instituts warnen vor der Ausbreitung resistenter Salmonellen, denen die üblicherweise zur Behandlung von Salmonellen-Infektionen eingesetzten Antibiotika nichts mehr anhaben können. Die sogenannten Salmonella enterica vom Serotyp Kentucky (kurz Salmonella Kentucky) seien in den vergangenen zehn Jahren sowohl in Europa, als auch in Afrika und dem Nahen Osten aufgetreten.
Angesichts der Ausbreitung des resistenten Salmonellen-Stammes seien die Gesundheitsbehörden weltweit dazu aufgefordert, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, schreiben die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Journal of Infectious Diseases“. Im Rahmen ihrer Studie haben die Forscher allein in Frankreich, Großbritannien und Dänemark zwischen 2000 bis 2008 rund 500 Infektionen mit den Salmonella Kentucky nachgewiesen.
Gesundheitsrisiko durch Salmonellen-Infektionen
Die unter anderem häufiger in Eiern und Geflügelfleisch vorkommenden gewöhnlichen Salmonellen, sind generell ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsrisiko, berichten die Forscher. Insbesondere Personen mit einem ohnehin geschwächten Immunsystem drohen erhebliche gesundheitliche Beschwerden, die unter Umständen sogar tödlich verlaufen können. Jährlich infizieren sich den Zahlen des Robert Koch-Instituts zufolge deutschlandweit mehr als 40.000 Menschen mit den gefährlichen Keimen, wobei Fieber, krampfartige Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen zu den häufigsten Symptomen einer Salmonellen-Infektion (Salmonellose) zählen. Allerdings kann die Infektionskrankheit durchaus auch einen schwerwiegenderen Verlauf nehmen, wie die jährlich in Deutschland zu verzeichnenden rund 30 Todesfälle verdeutlichen. Weltweit gesehen zählen die Salmonellen zu einem der verbreitetsten Gesundheitsrisiken. So wird den Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge, die Anzahl der Salmonellen-Infektionen allein in Nordamerika auf 1,7 Millionen pro Jahr geschätzt. In den europäischen Staaten wurden laut Aussage der Wissenschaftler zwischen 1999 und 2008 mehr als 1,6 Millionen Fälle aus 27 europäischen Staaten gemeldet. Weltweit erkranken rund 16 Millionen Menschen pro Jahr an Thypus, 500.000 Menschen sterben in Folge der Infektion, wobei Salmonella Typhi als Auslöser der Erkrankung gelten, so die Angaben der WHO.
Verstärkte Ausbreitung der resistenten Salmonellen
Die bisherigen Salmonellen-Stämme ließen sich in der Regel jedoch relativ gut mit Antibiotika behandeln, so das bei rechtzeitig eingeleiteter Medikation die Gesundheitsrisiken für die Betroffenen durchaus überschaubar blieben. Nun haben Simon Le Hello vom Institut Pasteur und Kollegen jedoch einen Salmonellen-Stamm entdeckt, der gegen das Breitband-Antibiotikum Ciprofloxacin aus der Klasse der Fluoroquinolone resistent ist. Die entdeckten Salmonella Kentucky haben sich in den vergangenen zehn Jahren in Teilen Europas, in Afrika und im Nahen Osten vermehrt ausgebreitet, berichten die Wissenschaftler. Dabei sei die Anzahl der jährlich zu verzeichnenden Infektionen mit dem neuartigen Salmonellen-Stamm kontinuierlich gestiegen. Während im Jahr 2002 lediglich drei Fälle in den genannten europäischen Staaten registriert wurden, waren es im Jahr 2008 bereits 174, so die Aussage von Le Hello und Kollegen. Die französischen Forscher schreiben, dass die Erreger ursprünglich aus Ostafrika stammen und sich von hier aus ausgebreitet habe. Allerdings hätten rund zehn Prozent der untersuchten europäischen Patienten, vor ihrer Erkrankung keine Reisen unternommen, was als Anzeichen auf eine Ansteckung innerhalb Europas zu werten sei. Dabei sind laut Aussage der Wissenschaftler auch Infektionen durch importierte Lebensmittel keine Seltenheit.
Resistente Erreger keine Seltenheit
Die Entwicklung von Resistenzen gegen Antibiotika, wie aktuell bei den Salmonellen zu verzeichnen, ist heutzutage durchaus keine Seltenheit. Der leichtfertige Umgang mit Antibiotika und der entsprechend häufige Kontakt der Erreger mit den Medikamenten, könnte langfristig zur Folge haben, dass die Antibiotika bei der Behandlung von Krankheiten ihre Wirksamkeit verlieren, befürchten die Experten. Zu den bisher verbreitetsten multiresistenten Erregern zählen dabei die als Krankenhauskeime bekannten MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) aus der Gattung der Staphylokokken. Insgesamt haben allerdings bereits eine Vielzahl von Bakterien wie zum Beispiel auch Tripper-, Pest oder Tuberkulose-Erreger Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt. Nun haben die französischen Forscher das Spektrum der Antibiotika-resistenten Erreger mit den entdeckten Salmonella Kentucky erneut erweitert. (fp)
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Bild: Sebastian Karkus / pixelio.de
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