Rückrufaktion: Allergiker sollten Notfallspritze „Anapen“ dringend austauschen
05.06.2012
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat Allergiker vor der Notfallspritze „Anapen“ gewarnt und dazu aufgefordert, diese „dringend“ auszutauschen. Die Notfallspritze entfaltet offenbar nicht immer die gewünschte Wirkung.
Viele Allergiker führen einen Notfallspritze mit sich, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. Droht aufgrund der allergischen Reaktion ein anaphylaktischer Schock, kann die Spritze Leben retten. Wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mitteilte, erfüllt die Notfallspritze „Anapen“ ihren Zweck möglicherweise jedoch nicht und sollte daher dringend gegen ein anderes Arzneimittel ausgetauscht werden. „Betroffen sind die Arzneimittel Anapen® 300 μg Adrenalin in 0,3 ml Injektionslösung, Fertigspritze und Anapen® Junior 150 μg Adrenalin in 0,3 ml Injektionslösung, Fertigspritze“, so die Mitteilung des BfArM.
Notfallspritze zeigt möglicherweise nicht die gewünschte Wirkung
Bei einigen Allergikern sind die drohenden Reaktionen des Organismus auf Kontakt mit den Allergenen derart gravierend, dass im Ernstfall schnell gehandelt werden muss, um einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock entgegenzuwirken. Hierfür sind die sogenannten Notfallspritzen, wie der Adrenalin-Autoinjektor „Anapen“ gedacht. Allerdings bestehe bei „einigen Chargen der betroffenen Produkte das Risiko, dass die Adrenalinlösung bei einem anaphylaktischen Notfall nicht oder nicht in hinreichender Menge abgegeben wird und damit keine erfolgreiche Behandlung des Schockzustandes erfolgt“, berichtet das BfArM. Mit einem sogenannten Rote-Hand-Brief hatte der Hersteller der „Anapen“-Notfallspritze, Lincoln Medical Limited, Ende Mai einen Rückruf des in Deutschland von der Firma Dr. Beckmann Pharma aus Hamburg vertriebenen Arzneimittels gestartet. Bis sich die betroffenen Allergiker bei ihrem Arzt ein Rezept für ein entsprechendes Ersatzmittel besorgt und dieses in ihrer Apotheke ausgehändigt bekommen haben, sollten sie die alten Notfallspritzen jedoch noch bei sich führen. Auch ist unter Umständen eine Einweisung durch den Arzt zur richtigen Handhabung der Ersatzarzneimittel erforderlich.
Drohender anaphylaktischer Schock
Ein anaphylaktischer Schock ist die schwerwiegendste akute allergische Reaktion, die bei Kontakt mit Allergenen wie zum Beispiel Insektengiften oder Nahrungsmitteln auftreten kann. Häufig zeigen die Betroffenen unmittelbar nach dem Kontakt bereits erste Symptome wie Hautirritationen, Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Oft entwickelt sich außerdem ein Juckender Hautausschlag, begleitet von sogenanntem Nesselfieber. Atemwegsverengungen beziehungsweise Atembeschwerden sind ebenfalls häufiger Bestandteil der allergischen Reaktion. Im weiteren Verlauf fällt der Blutdruck bei einem anaphylaktischen Schock massiv ab, die Durchblutung wird beeinträchtigt und es bilden sich Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe. Die Betroffenen erleiden massive Kreislaufbeschwerden bis hin zur Bewusstlosigkeit und die mangelnde Durchblutung lebensnotwendiger Organe kann ein potenziell tödliches Ausmaß annehmen. Durch die Notfallspritze soll eine derartige Zuspitzung der allergischen Reaktion bereits frühzeitig unterbunden werden. (fp)
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