Körperorientiertes Yoga als komplementäre Behandlung bei psychischen Störungen
Die unterschiedlichen Formen psychischer Störungen sind in der Bevölkerung relativ weit verbreitet und die Behandlung gestaltet sich mitunter durchaus schwierig. Hier könnte körperliches Yoga als Begleitung zur Therapie den Behandlungserfolg deutlich verbessern, so das Ergebnis einer aktuellen Studie von Psychologen des Universitätsklinikums und der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Yoga ist eine Behandlungsoption bei psychischen Störungen“, so die Mitteilung des Uniklinikums.
In ihrer Metaanalyse haben die Jenaer Psychologen frühere Studien zur Wirksamkeit von körperorientiertem Yoga bei psychischen Störungen ausgewertete und dabei festgestellt, dass Yoga mit Atem- und Körperübungen einen vielversprechenden ergänzenden Ansatz bei der Behandlung psychischer Störungen bieten kann. Die Vorteile liegen laut Aussage der Forscher klar auf der Hand. Denn Yoga sei eine weit verbreitete Freizeitaktivität und damit ein niedrigschwelliger, gut akzeptierter Therapieansatz, der nicht nur kostengünstig ausfalle, sondern auch wenig Risiken oder Nebenwirkungen mit sich bringe. Die Studienergebnisse wurden im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht.
Effekt der Yoga-Übungen bei psychischen Störungen überprüft
Die positive Wirkung von Yoga bei körperlichen Beschwerden wie chronischen Schmerzen oder auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist laut Aussage der Forscher gut belegt. Doch sei bislang die Frage offen geblieben, wie wirksam körperorientiertes Yoga in der Behandlung psychischer Störungen ist. Studienleiterin PD Dr. Jenny Rosendahl vom Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie des Uniklinikums Jena und Kollegen haben aus 2.600 Fachveröffentlichungen zu dem Thema letztlich 25 Studien mit geeigneten Qualitätsvoraussetzungen herausgefiltert, anhand derer sie den Effekt der Yoga-Übungen bei psychischen Störungen überprüften.
Wirkung von Yoga bei Depressionen, Schizophrenie und Co.
„Wesentlich für die Auswahl war, dass die Untersuchungen Gruppen mit und ohne Yoga gegenüberstellten und die Aufteilung der Studienteilnehmer in diese Gruppen zufällig erfolgte“, erläutert Rosendahl. Zudem musste das Yoga laut Aussage der Studienleiterin „explizit als Hatha-Yoga bezeichnet sein bzw. Atem- und Körperübungen umfassen.“.
Insgesamt umfassten die berücksichtigten Studien mehr als 1.300 Probanden und ein Großteil von ihnen wurde in den USA oder Indien durchgeführt. Die Mehrheit der Untersuchungen betrachtete laut Angaben des Universitätsklinikums Patienten mit Schizophrenien und Depressionen. „Aber auch bei Substanzabhängigkeiten, Angst- und anderen Störungen absolvierten die Probanden Yoga-Übungen – immer in Gruppen und unter Anleitung eines Yoga-Lehrers“, so die Mitteilung der Uniklinik Jena.
Signifikante Linderung der Symptome
Yoga wurde im Rahmen der berücksichtigten Studien zur Behandlung verschiedener psychischer Störungen eingesetzt und „meist erfolgte das Training ergänzend zu einer medikamentösen Behandlung, die teilweise auch von anderen therapeutischen Interventionen begleitet wurde“, berichtet Jenny Rosendahl. In manchen Studien sei Yoga allerdings auch als alleinige Therapie eingesetzt worden. Die Kontrollgruppen habe in der Regel keine zusätzliche Behandlung erhalten, in einigen Studien wurde das Yoga jedoch mit Sport, Aufmerksamkeitskontrolle oder Psychotherapie verglichen. „Insgesamt zeigte sich ein signifikanter Effekt von Yoga, was die Linderung der Symptome der betrachteten Störungen anbetrifft“, so das Fazit der Studienleiterin. Die nachweisbaren Effekte in den Studien seien allerdings „sehr heterogen“ ausgefallen.
Weitere Studien erforderlich
Bei dem Vergleich von Yoga-Übungen mit Sport oder Aufmerksamkeitskontrolle erwies sich Yoga laut Aussage der Forscher als leicht effektiver, während es beispielsweise als Ergänzung zu einer medikamentösen Behandlung etwa genauso wirksam wie eine psychotherapeutische Standardbehandlung war. Hier müssen nach Ansicht der Forscher nun weitere Einflussfaktoren untersucht werden. Denn zum Beispiel sei in jüngeren Arbeiten ein geringerer positiver Effekt des Yogas festzustellen gewesen, was möglicherweise auf die zunehmende Standardisierung der Studien zurückgehe. Zudem habe sich eine schwächere Wirkung des Yogas bei Patienten gezeigt, die sich ambulant oder stationär in Behandlung befanden.
Die Schwere der Störung kann eine Rolle spielen. Angesichts der aktuellen Studienergebnisse sei körperorientiertes Yoga als ergänzende Behandlungsmöglichkeit bei psychischen Störungen jedoch grundsätzlich in Betracht zu ziehen, betont Rosendahl. Es könne „störungsspezifische Symptome reduzieren und zur Verbesserung von Wohlbefinden und Lebensqualität beitragen.“ Allerdings seien weitere, qualitativ hochwertige Studien notwendig, um die spezifischen Effekte von Yoga besser bewerten zu können. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.