Studie: Rollenspiel am Computer führen zu „erhöhtem roboterhaften Verhalten in der wirklichen Welt"
02.02.2015
Wer häufig Rollenspiele am Computer spielt, könnte auf Dauer viel von seinem natürlichen Urteilsvermögen einbüßen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Universität Witten/Herdecke, die im renommierten Fachmagazin „Journal Psychonomic Bulletin & Review“ veröffentlicht wurde.
Computer-Rollenspiele beeinflussen das Verhalten von Menschen in der realen Welt
Rollenspiele am Computer gehören nicht nur für viele Erwachsene zu einer beliebten Freizeitaktivität. Auch Kinder versetzen sich bereits in virtuelle Avatare – häufig robotorartige Wesen – und erleben kühne Abenteuer in Fantasiewelten.
Was zunächst erscheinen könnte, als fördere es Fantasie und Kreativität, hat auf Dauer jedoch negative Auswirkungen auf das menschliche Verhalten in der realen Welt. Darauf weist Prof. Ulrich Weger von der Universität Witten/Herdecke hin. „Rollenspiele am Computer fördern roboterhaftes Verhalten“, so sein Fazit aus einer aktuellen Studie.
Weger und sein Team ließen Probanden im Rahmen einer Testreihe sieben Minuten lang ein Rollenspiel am Computer spielen. Eine Kontrollgruppe hielt sich im selben Raum auf, durfte den anderen Probanden jedoch lediglich über die Schulter schauen, aber selbst nicht spielen. Anschließend sollten alle Studienteilnehmer geeignete Bewerber für bestimmte Berufe identifizieren. Jeweils von zwei Kandidaten erhielten die Probanden eine kurze Beschreibung über ihre Fähigkeiten. Bei jeweils einem ergab sich daraus eine wesentlich bessere Qualifikation. Zudem wurden den Studienteilnehmern zwei Empfehlungen von virtuellen Assistenten vorgelegt, die aber nicht immer – gemessen am Eignungswert – korrekt waren.
Roboterhaftes Verhalten durch Rollenspiele am Computer senkt Urteilsvermögen
„Von besonderem Interesse waren für die Studie die Fälle, in denen die virtuellen Assistenten falsche Urteile abgaben“, berichtet Weger. „In diesen Fällen zeigte sich, dass Personen, die vorab ein virtuelles Rollenspiel selbst gespielt hatten, eher geneigt waren, sozusagen blind den Einschätzungen der virtuellen Assistenten zu folgen – sie gaben dann auch ihrerseits gehäuft das falsche Urteil ab.“ Es sei aus psychologischer Sicht nicht überraschend, dass das gedankliche Verschmelzen mit einem roboterähnlichem Wesen auch in der realen Welt Einfluss auf das Urteils- und Erlebensvermögen nehme, so der Psychologe weiter.
Frühere Untersuchen hatten bereits ergeben, dass das Spielen von Computer-Rollenspielen eine verminderte Empfindlichkeit gegenüber emotionalen Informationen – wie bei der eigenen und der der Schmerzwahrnehmung anderer – bewirken können. „Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. Vor dem Hintergrund dieser Studien sollten wir uns fragen, was solche Spiele mit uns machen und wie wir damit umgehen wollen. Auch die längerfristigen Wirkungen sind völlig unbekannt“, mahnt Weger. „Wenn wir abwarten, bis wir völlige Sicherheit über solche langfristigen Wirkungen haben, ist es für geeignete Gegenmaßnahmen sicher zu spät.“ (ag)
Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de
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