Großzügige Menschen sind glücklicher
Das Leben ist ein Nehmen und Geben, heißt es in einem alten Spruch. Ganz ausgewogen ist dies aber nicht. Manche Menschen sind deutlich großzügiger als andere – und damit auch glücklicher. Laut Forschern sind nämlich generöses Verhalten und Glücksgefühle in unserem Gehirn miteinander verknüpft.
Geben macht glücklich
Großzügigkeit macht Menschen glücklicher. Weniger glücklich sind Personen, die aus purem Selbstinteresse handeln. Dabei ist es zweitrangig, wie generös man sich verhält. Bereits das feste Versprechen freigiebiger zu sein, löst eine Veränderung im Gehirn aus, die uns glücklicher macht. Das haben Forscher der Universitäten Lübeck und Zürich und der Feinberg School of Medicine in Chicago in einer Studie herausgefunden.
Erhöhtes Glücksgefühl
Manche Menschen sind erstaunlich großzügig; sie machen anderen gerne Geschenke, helfen beim Umzug oder gießen die Blumen, wenn jemand im Urlaub ist.
Generöses Verhalten ist jedoch auch immer mit Kosten verbunden; man muss Zeit oder Geld investieren, um anderen Vorteile zu verschaffen. Eine mögliche Motivation, die uns dennoch dazu antreibt großzügig gegenüber anderen zu sein, ist eine Steigerung des eigenen Glücksgefühls.
In mehreren Studien hat sich gezeigt, dass Probanden, die sich großzügig gegenüber anderen verhalten haben, danach über ein erhöhtes Glücksgefühl berichten.
„Dieses Glücksgefühl durch eine gute Tat bezeichnet man im auch als ‚warm-glow‘, was im Deutschen mit ‚wohligem Gefühl‘ übersetzt werden kann“, erklärt Prof. Dr. Soyoung Park, Erstautorin der Studie in einer Mitteilung der Universität zu Lübeck.
Etwas Gutes tun
Wie es genau dazu kommt, dass wir uns glücklicher fühlen, wenn wir jemand anderem etwas Gutes getan haben, war bisher jedoch nicht bekannt. Dieser Frage sind die Wissenschaftler mit Hilfe einer funktionellen Magnetresonanztomographie-Studie (fMRT) nachgegangen.
Ihr Ziel war es herauszufinden, ob – und wenn ja, wie – großzügiges Verhalten und Glücksgefühle in unserem Gehirn miteinander verbunden werden.
Zu Beginn des in der Schweiz durchgeführten Experiments wurde den 50 Probanden eine Geldsumme – 25 Schweizer Franken (etwa 23 Euro) – zugesprochen, die sie in den nächsten Wochen erhalten würden und ausgeben sollten.
Die eine Hälfte der Probanden verpflichtete sich, das Geld für eine ihnen bekannte Person auszugeben, etwa indem sie ihnen ein Geschenk machten. Die andere Hälfte (Kontrollgruppe) verpflichtete sich, das Geld für sich selbst zu nutzen.
Großzügigkeits- und glücksgefühlsabhängig
Das Geld haben die Teilnehmer aber nicht wirklich bekommen. Direkt im Anschluss an ihr Versprechen wurden sie unvermittelt gebeten, an einer weiteren Untersuchung teilzunehmen.
Sie wurden unvorbereitet gebeten, eine unabhängige Aufgabe im fMRT-Scanner durchzuführen. Während dieser Aufgabe mussten sie Entscheidungen treffen, die nach dem Maß ihrer Großzügigkeit und der mit ihnen verbundenen Kosten unterschiedlich waren.
Ganz zu Beginn und am Ende der Studie wurde zudem noch abgefragt, wie glücklich sich die Probanden fühlten. Dadurch konnten die Forscher Hirnaktivitätsänderungen, die einerseits großzügigkeits- und andererseits glücksgefühlsabhängig sind, erfassen.
Die Ergebnisse der Untersuchung wurden nun im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht.
Aktivität in verschiedenen Gehirnarealen untersucht
Während die Probanden ihre Entscheidung für oder gegen großzügiges Verhalten fällten, wurde die Aktivität in drei Gehirnarealen untersucht. Je nachdem ob sich die Teilnehmer zu Großzügigkeit oder Egoismus verpflichtet hatten, interagierten diese Areale anders.
Die Teilnehmer der Versuchsgruppe entschieden sich im Vergleich zur Kontrollgruppe häufiger großzügig. Zudem gab die Versuchsgruppe nach der Aufgabe an, glücklicher zu sein als die Kontrollgruppe.
„Wir konnten somit bestätigen, dass es einen Zusammenhang zwischen generösem Verhalten und Glücksgefühlen gibt“, fasst Prof. Dr. Soyoung Park von der Universität Lübeck die Ergebnisse zusammen.
Generöses Verhalten scheint demnach im Gehirn mit Glücksgefühlen verknüpft und somit möglicherweise angetrieben zu werden.
Strategie zum Glücklichsein
„Es ist bemerkenswert, dass bereits der reine Vorsatz eine neuronale Veränderung erzeugt, bevor dieser überhaupt in die Tat umgesetzt wird“, erklärt Philippe Tobler von der Universität Zürich in einer Mitteilung.
„Ein kommuniziertes Versprechen zu grosszügigem Verhalten könnte als Strategie genutzt werden, um einerseits das gewünschte Verhalten zu verstärken, und um sich andererseits einfach glücklicher zu fühlen“, meint Tobler.
Laut Park sind aber „noch einige Fragen offen bzw. zu erforschen“. Etwa, ob der Effekt auch anhält, „wenn er bewusst eingesetzt wird“. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.