Zog ein Hamburger Zahnarzt Zähne, um sich finanziell zu bereichern?
11.03.2011
Ein Hamburger Zahnarzt hat laut Berichten der Ermittlungsbehörden offenbar mindestens 30 Patienten grob fahrlässig falsch behandelt. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hamburg bestätigte ein eingeleitetes Verfahren: "Wir führen Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung und außerdem wegen Betrugsvorwürfen". Den Ermittlern liegen zahlreiche Strafanträge vor, man wolle nun dem Verdacht nachgehen. Bereits im Mai letzten Jahres hatte ein ehemaliger Patient eine Strafanzeige gestellt.
Dem Mediziner wird vorgeworfen mindestens 30 Patienten falsch behandelt zu haben. So soll der Arzt unter anderem Zähne entfernt haben, obwohl hierfür aus medizinischer Sicht keine Notwenigkeit bestand. In mindestens zwei Fällen soll der niedergelassene Mediziner sogar Teile des Kieferknochens herausgebrochen haben. Die Patienten hätten zum Teil nach der Behandlung unter erheblichen Schmerzen gelitten.
Patienten sollten Privatrechnung zahlen
Um sich das Honorar zu sichern, habe der Zahnarzt seine Opfer Formulare unterschreiben lassen, in denen sich die Patienten verpflichteten, die Behandlungskosten auch selbst zu begleichen, wenn die Krankenkasse sich weigern würde. Weil der Arzt laut einer Zeitungsmeldung über keine finanziellen Mittel verfüge, haben die Geschädigten bislang keine Ausgleichszahlungen erhalten.
Zahnärztekammer zeigt sich schockiert
Bei der Hamburger Zahnärztekammer zeigte man sich über den Kollegen erschrocken. Einen solchen Fall habe man im Hamburg noch nie erlebt, sagte ein Sprecher. Zahlreiche Opfer hatten sich bereits über den Zahnmediziner beschwert. Gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ vermutet die Medizinrechtlerin Hundt-Neumann, der Arzt habe aus reiner „Habgier“ gehandelt. „Die Opfer stehen vor einer ausweglosen Situation", weil der Arzt vorgibt, mittellos zu sein. Sicher ist, dass es bald zur Hauptverhandlungen kommen wird. (sb)
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Bild: Michael Horn / pixelio.de
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