Krebs- und Infektionskrankheiten mit Bakterien der Meeres-Schwämme heilen
28.03.2011
Meeres-Schwämme können nach Ansicht einer Mikrobiologin der Universität Würzburg dabei helfen, zukünftig schwerwiegende Erkrankungen wie Krebs zu heilen. In den Schwämmen leben Milliarden unterschiedlicher Bakterienstämme. Die Bakterien könnten zukünftig dabei helfen, wertvolle Wirkstoffe gegen Krankheiten wie Krebs oder Malaria zu entwickeln, davon ist die Forscherin überzeugt.
Meeres-Schwämme könnten nach Meinung der Mikrobiologin Dr. Ute Hentschel-Humeida von der Uni Würzburg perspektivisch dabei helfen, Mittel gegen Krebskrankheiten und multiresistente Keime zu entwickeln. Gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“ sagte die Wissenschaftlerin „Der Schwamm ist das Arzneischränkchen, und die mikrobiellen Besiedler liefern dann neue Wirkstoffe“.
In den Meeres-Schwämmen leben unzählige verschiedene Bakterienstämme. Einige könnten sogar die Teilung von Krebszellen hemmen. Zahlreiche Wissenschaftler unternehmen derzeit klinische Studien, um Wirkstoffe aus den in den Schwämmen lebenden Bakterien zu analysieren. Das längerfristige Ziel sei es, hieraus Wirkstoffe zu ermitteln, die bei Infektionskrankheiten wie Malaria oder der Schlafkrankheit angewendet werden können. „Schwämme sind evolutionär sehr alte Tiere, die man schon vor 600 Millionen Jahren auf der Erde gefunden hat.“ sagte die Biologin.
Die Schwämme leben vor allem in tropischen Regionen der Erde und halten sich sich auf dem Meeresboden oder an Korallenriffen auf. Augenscheinlich sind die Lebewesen vor Angriffen von anderen Tieren wehrlos ausgesetzt, weil sie über keinerlei Verteidigungsmechanismen verfügen. „Sie haben keine Panzer, keine Klauen, keine Zähne, und sie können nicht einmal weglaufen“, erläutert Hentschel-Humeida. Doch der Schein trügt, denn viele Forscher gehen der Annahme nach, dass „die Tiere eine Art chemische Verteidigung entwickelt haben, mit der sie sich vor Feinden schützen können.“ Eben jene Mechanismen könnten auch der Medizinforschung helfen. Wissenschaftler haben erkannt, „dass bis zur Hälfte der Biomasse vieler Schwammarten aus Bakterien besteht“. Diese Bakterien könnten dann für neue Wirkstoffe dienen, „die in der Medizin oder auch in der Biotechnologie Anwendung finden können.“
Bislang sind noch keine Arzneimittel in Apotheken verfügbar, die durch Schwamm-Bakterien hergestellt wurden. Am 22. März fand allerdings ein erster internationaler Kongress zur Schwammmikrobiologie in Würzburg statt. Etwa 90 Forscher aus 17 Ländern debattierten über Zukunftsperspektiven und tauschten Forschungsergebnisse aus. Bislang stecken die Forschungsarbeiten noch in den Kinderschuhen. Es müsse noch viel Zeit vergehen, bis tatsächlich ein wirksames Mittel gegen die Krebs-Zellteilung entwickelt wurde. Die Forschung dürfte noch eine länger Zeit andauern, denn es gibt über 7500 Schwamm-Arten, die teilweise nur wenige Millimeter groß sind. (sb)
Bild: Nico / pixelio.de
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