Betriebliche Prävention am Arbeitsplatz könnte Gesundheitsausgaben deutlich reduzieren
07.06.2011
Arbeitnehmer, die trotz Krankheiten arbeiten gehen, kosten Unternehmen mehr Geld, als Beschäftigte, die sich zu Hause auskurieren. So das Ergebnis einer am Dienstag in Frankfurt veröffentlichten Studie, die im Auftrag der Felix-Burda-Stiftung von dem Beratungsunternehmen Booz & Company erarbeitet wurde.
Der sogenannte Präsentismus kostet die Unternehmen jährlich weit über hundert Milliarden Euro, erklärten die Experten der Unternehmensberatung Booz & Company im Rahmen der aktuellen Studie für die Felix-Burda-Stiftung. Demnach verursachen Arbeitnehmer, die sich krank zur Arbeit schleppen, bei den Unternehmen rund doppelt so hohe Kosten, wie die krankgeschriebenen Beschäftigten. Durch eine verbesserte Gesundheitsvorsorge von Arbeitgeberseite aus könnten an dieser Stellen erhebliche Einsparungserfolge erzielt werden, so dass Ergebnis der aktuellen Studie. Die betriebliche Gesundheitsvorsorge verschaffe den Unternehmen „echte strategische Wettbewerbsvorteile“, schlussfolgerten die Experten.
Präsentismus verursacht Milliardenkosten
Die Studie der Felix-Burda-Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass der Präsentismus (Arbeitnehmer die trotz Krankheit arbeiten gehen) die deutschen Unternehmen fast doppelt so viel kostet, wie die reinen Fehlzeiten krankgeschriebener Beschäftigter. Die volkswirtschaftlichen und betrieblichen Schäden sind immens. Die Betroffenen machen auf der Arbeit mehr Fehler, erleiden häufiger Unfälle und sind generell weniger produktiv, berichten die Experten der Unternehmensberatung Booz & Company. Auch steigt das Risiko chronischer Erkrankung, wodurch zusätzliche Kosten verursacht werden können. Der empfundenen Stress und die damit verbundenen psychischen Belastungen können außerdem weitere Erkrankungen wie beispielsweise Burn-Out oder Depressionen bedingen. Insgesamt besteht der Studie der Felix-Burda-Stiftung zufolge bei den Folgekosten des Präsentismus ein erhebliches Einsparungspotenzial. Während die Kosten der krankheitsbedingten Fehltage sich auf 1.197 Euro pro Mitarbeiter belaufen, liegen die durch Präsentismus verursachten Kosten bei 2.394 Euro, schreiben die Experten der Unternehmensberatung Booz & Company. Angesichts dieser Zahlen werde deutlich, dass der Präsentismus die Arbeitgeber und die Wirtschaft deutlich mehr kostet, als die tatsächlichen Krankschreibungen. Die krankheitsbedingten Fehlzeiten und der Präsentismus verursachen der aktuellen Studie zufolge jährlich volkswirtschaftliche Kosten in Höhe von neun Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) – dies entspricht einer Summe von rund 225 Milliarden Euro
Betriebsinterne Gesundheitsvorsorge als Weg zur Kostenreduzierung
Durch die vollständige Genesung zu Hause und die Vermeidung des Präsentismus, könnten die entstehenden volkswirtschaftlichen und betrieblichen Kosten erheblich gesenkt werden, so das Ergebnis der aktuellen Studie der Felix-Burda-Stiftung. Dabei sind die Möglichkeiten der betriebliche Gesundheitsvorsorge in den Unternehmen nicht zu unterschätzen, erklärten die Experten. Denn jeder Euro, der in die betriebliche Vorsorge investiert wird, könnte die anfallenden volkswirtschaftlichen Kosten um fünf bis 16 Euro reduzieren. Die Einsparungen seien dabei in erster Linie auf die Verringerung der Krankheitstage und eine Reduzierung der entsprechenden medizinischen Kosten zurückzuführen. Auch auf betrieblicher Ebene könne sich die interne Gesundheitsvorsorge durchaus rechnen, da die Folgekosten des Präsentismus vermieden werden, erklärten die Experten weiter. Doch für viele Unternehmen sind die zu erwartenden Einsparungen zu gering oder sie glauben nicht an den Erfolg der betriebliche Gesundheitsvorsorge. Doch angesichts der explodierenden Kosten im Gesundheitswesen sind Politik und Unternehmen dazu aufgefordert, neue Modelle zu entwickeln, die auch auf betrieblicher Ebene die Gesundheitsvorsorge attraktiver werden lassen. Hier wären zum Beispiel Steuervergünstigungen ein Anreiz für die Betriebe, ihre interne Gesundheitsvorsorge auszubauen. (fp)
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