Krankenhausaufenthalte wegen psychischer Störungen steigen
26.07.2011
Die Anzahl der klinisch zu behandelnden psychischen Erkrankungen ist in den vergangenen massiv gestiegen, so eines der Ergebnisse des „Report Krankenhaus 2011“ der Krankenversicherung Barmer GEK. Demnach haben die Klinikeinweisung aufgrund psychischer Erkrankungen seit dem Jahr 2000 um 117 Prozent zugenommen. Der Anteil an den Krankenhausbehandlungen insgesamt hat sich seit 1990 mehr als verdoppelt, berichtet die Barmer GEK.
Vor allem Patienten mit Depressionen und anderen affektiven Störungen mussten in den vergangenen zehn Jahren immer häufiger klinisch behandelt werden, so die Kernaussage des im Auftrag der Barmer GEK vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie
und Gesundheitssystemforschung (ISEG) in Hannover erarbeiteten „Report Krankenhaus 2011“. Die Klinikeinweisungen mit entsprechenden Indikationen seien um besorgniserregende 117 Prozent gestiegen und der Anteil an den Krankenhausbehandlungen insgesamt hat sich von 3,7 je 1.000 Versicherten im Jahr 1990 auf auf 8,5 je 1.000 Versicherte im Jahr 2010 erhöht.
Psychische Probleme immer häufiger Einweisungsgrund
Neben dem allgemeinen Anstieg der Krankenhauseinweisungen wegen psychischer Probleme, sind vor allem die Behandlungszeiten bei den psychisch Kranken ein wachsendes Problem. Denn obwohl die Gesamtbehandlungszeit im Krankenhaus seit 1990 insbesondere dank der kürzeren Behandlungszeiten bei kardiovaskulären Erkrankungen (minus 43 Prozent) um 27 Prozent gesunken ist, zeigen die Behandlungszeiten bei den psychischen Störungen einen gegenläufigen Trend – sie stiegen um 57 Prozent. In Bezug auf die Behandlungsdauer haben die psychischen Störungen damit die kardiovaskulären Erkrankungen als zeitaufwendigsten Behandlungsanlass abgelöst. So entfielen den Angaben der Barmer GEK zufolge im vergangenen Jahr 5,7 Prozent aller Krankenhausbehandlungstage allein auf Depressionen und Schizophrenie. Als häufigster Einweisungsgrund insgesamt wurde die Diagnose „Psychische Verhaltensstörung durch Alkohol“ ermittelt, berichtet die Barmer GEK weiter und wertet dies als „gesundheitspolitisch besorgniserregende Feststellung“. Insgesamt entfallen dem „Report Krankenhaus 2011“ zufolge 17,1 Prozent der Krankenhaustage auf den Bereich der psychischen Störungen
Hohe Wiedereinweisungsrate bei psychischen Störungen
Im Rahmen des „Report Krankenhaus 2011“ wurden auch die Wiedereinweisungsrate bei psychisch Kranken, die bereits einen stationären Aufenthalt hinter sich haben, genauer unter die Lupe genommen. Dabei stellten die Experten des Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG) aus Hannover fest, dass rund 30 Prozent aller Patienten in den ersten zwei Jahre nach einer stationären Behandlung unter derselben psychische Diagnosen wieder in eine Klinik eingeliefert werden müssen. 39 Prozent der ehemaligen Patienten werden wegen Diagnose einer beliebigen psychischen Störung innerhalb des zwei Jahreszeitraums wieder in eine Klinik eingewiesen, berichtet die Barmer GEK. Dabei seien die Wiedereinweisungen in dem ersten Monat nach einem stationären Aufenthalt besonders häufig. Etwa ein Drittel der Wiedereinweisungen erfolge in den ersten 30 Tagen nach Entlassung und rund die Hälfte der Wiedereinweisungen wird in den ersten drei Monaten nach einem Klinikaufenthalt notwendig, so die Aussage in dem „Report Krankenhaus 2011“.
Ausbau der ambulanten Versorgung psychisch Kranker
Nach Ansicht des Barmer-Chefs Dr. Rolf-Ulrich Schlenker einer der Gründe, die für einen stärkeren Ausbau der ambulanten oder teilstationären Versorgung psychischer Kranker sprechen. Schlenker zufolge gehört ohnehin nicht jeder Fall ins Krankenhaus und die vollstationäre Versorgung ist nicht immer die beste Lösung. Der Barmer-Chef plädierte für eine stärkere wohnortnahe Versorgung der Patienten mit psychischen Störungen. „Nirgendwo sonst sind individuelle Behandlungskonzepte und sektorenübergreifende Ansätze dringlicher als im Bereich der psychischen Erkrankungen“, betonte Schlenker. Den aktuellen Erkenntnissen des „Report Krankenhaus 2011“ zufolge ist jeder Deutsche während seines Lebens durchschnittlich zwei Tage pro Jahr im Krankenhaus, wobei den Krankenkassen hierdurch jährlich 744 Euro Kosten pro Versichertem entstehen. (fp)
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