Privatversicherte kommen schneller dran: Lange Wartezeiten bei Facharzt-Terminen
10.07.2013
Viele Patienten müssen in Deutschland länger als drei Wochen auf einen Termin beim Facharzt warten. Im Westen kommt das seltener vor als im Osten und Privatversicherte sind bevorteilt.
Abschaffung der Praxisgebühr
Die Abschaffung der Praxisgebühr Anfang des Jahres hat nicht zu dem befürchteten Ansturm auf Arztpraxen geführt. Wie Andreas Köhler, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), in Berlin berichtete, sei zwar die Zahl der Behandlungsfälle in den ersten drei Monaten in der ambulanten Versorgung um 4,5 Prozent gestiegen, aber wohl eher wegen einer Grippewelle. Nach der Abschaffung der Gebühr sank die Zahl der Überweisungen zu einem Facharzt um etwa ein Fünftel, wobei die fachärztlichen Behandlungen selbst im ersten Quartal nur um 0,7 Prozent zurück ging. Der Grund dafür dürfte sein, dass Patienten vorher die Praxisgebühr noch einmal zahlen mussten, wenn sie ohne Überweisung kamen.
Längere Wartezeiten im Osten
Wie eine Umfrage unter mehr als 6000 Krankenversicherten der Forschungsgruppe Wahlen für die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ergab, müssen Patienten im Osten durchschnittlich länger auf einen Termin beim Facharzt warten als im Westen. 14 Prozent der Versicherten im Osten mussten sich mehr als drei Wochen gedulden, von den Westlern, die so lange warten mussten waren es nur neun Prozent. Jedoch war der Arzt für etwa ein Drittel auf beiden Seiten ohne Wartezeit zu sprechen.
Privatversicherte kommen schneller dran
Zu den Unterschieden zwischen privat und gesetzlich Versicherten heißt es in dem Bericht der KBV(„“): „So macht die Art der Krankenversicherung – selbst im Detail praktisch ohne Veränderungen – bei der Terminvergabe ganz offensichtlich einen Unterschied: Privat versicherte Bürgerinnen und Bürger kommen tendenziell schneller zum Zug als die Mitglieder der gesetzlichen Kassen.“ So mussten etwa elf Prozent der Kassenpatienten mehr als drei Wochen Wartezeit hinnehmen, von den Privatversicherten nur vier Prozent.
Akute Fälle werden sofort behandelt
Von den Befragten gaben 85 Prozent an, im letzten Jahr mindestens einmal beim Arzt gewesen zu sein, rund ein Drittel waren drei- bis fünfmal und etwa 20 Prozent sechs- bis zehnmal. Fünf Prozent kommen auf mehr als 20 Besuche. Zwar meinte etwa ein Drittel, dass sie länger als drei Tage auf einen Termin warten müssen, aber Köhler betonte: „Fast die Hälfte der Bürger kann sofort zum Arzt – ohne Wartezeit." Michaela Schwabe von der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) erklärte: „Bei akuten, schweren Krankheitsfällen kann ein Arzt Sie nicht ablehnen.“ Wenn zum Beispiel ein Patient mit hohem Fieber in die Praxis kommt, werde er sofort behandelt. „Ist es nur ein grippaler Infekt mit Schnupfen und Husten, kann es sein, dass der Patient auf den nächsten Tag vertröstet wird, wenn die Praxis sehr voll ist.“
Hohe Zufriedenheit
Mehr als drei Viertel der Befragten hatten keine Probleme einen Hausarzt zu finden, aber nur 56 Prozent meinten, es gebe auch genügend Fachärzte in ihrer Nähe. Allgemein gut aufgehoben fühlten sich 92 Prozent, nur vier Prozent seien unzufrieden. Laut KBV-Chef Köhler liege der Zufriedenheitsgrad seit der ersten Erhebung im Jahr 2006 auf diesem hohen Niveau. Positiv sei auch, dass drei Viertel der Patienten nicht mehr als 30 Minuten warten müssen, bis sie bei der Sprechstunde an der Reihe sind. (ad)
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.