Zwei Höfe in Niedersachsen aufgrund von erhöhten Dioxin-Werten gesperrt
13.04.2012
Nachdem in Nordrhein-Westfalen ein Großbetrieb und zwei kleine Hühnerhöfe aufgrund erhöhter Dioxin- Belastungen gesperrt werden mussten, wurden heute auch zwei Landwirtschaftsbetriebe in Niedersachsen bis auf weiteres lahm gelegt. Bislang ist unklar, ob verseuchte Hühnereier bereits in die Supermärkte gelangt sind. Das Agrarministerium in Hannover hat angekündigt, weitere regionale Produzenten genauer zu untersuchen und Kontrollen durchzuführen. Ein Sprecher des Ministeriums betonte, dass ein direkter Zusammenhang zwischen den Funden in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen derzeit nicht herstellbar sei. Wie in NRW sei auch die Ursprungsquelle für die Belastungen noch völlig ungeklärt. Die Opposition kritisiert im Zuge dessen die unzureichende Umsetzung der Gesetzesregelungen, die eine frühzeitige Entdeckung von verseuchten Eiern möglich machen könnten.
Zwei Höfe im Kreis Aurich gesperrt
Die Funde machten Behörden in zwei inzwischen gesperrten Betrieben im Kreis Aurich, deren Hühner sich im Freiland bewegen können. Die Aufsichtsbehörden entnahmen Proben aus dem Boden, Wasser und dem Futtermittel. Auch Sauerstoffproben wurden entnommen, um eine mögliche Umweltbelastung in der Luft überprüfen zu können. Im Gegensatz zu den NRW-Eierproduzenten handelt es sich hierbei nicht um Biohöfe, sondern um konventionell betriebene Landwirtschaftsbetriebe. Auffällig ist aber, dass beide Höfe den selben Futtermittellieferanten verwenden. Aus diesem Grund wurden auch bei dem Futtermittelproduzenten Proben des Futters entnommen. Nach Behördenangaben laufen die Untersuchungen „in Bezug auf die Ursachen auf Hochtouren.“ Obwohl nicht bekannt ist, ob kontaminierte Eier in den Handel gelangt sind, schließt das Agrarministerium eine „unmittelbare Gesundheitsgefahr für Verbraucher aus“. Eher geht man davon aus, „dass ein Großteil der Eier bereits aus den Verkaufsregalen geholt worden sind.“
Dioxin-Belastung durch Selbstkontrolle ermittelt
Die erhöhten Werte wurden dieses mal nicht bei einer Routinekontrolle, sondern durch ein beauftragtes Labor in Schleswig-Holstein ermittelt. Die Labortechniker hatten die Eier im Auftrag der Betriebe untersucht, die gesetzlich dazu verpflichtet sind, regelmäßig Stichproben zu unternehmen. Die Gesetzesregelung wurde aus den Erfahrungen des letzten großen Dioxin-Eier-Skandals vor gut einem Jahr geschaffen. Die privaten Laboren wurden im Zuge dessen dazu verpflichtet, bei erhöhten Werten nicht nur die Bauernhöfe sondern auch die Behörden umgehend zu informieren. Mit dieser Regelung wurden die Laboren neben den Höfen ebenfalls in die Verantwortung geholt. Allerdings wird die verpflichtende Selbstkontrolle nur alle zwei bis drei Monate durchgeführt, weshalb heute nicht eindeutig bewiesen werden kann, ob verunreinigte Eier nicht doch in den Supermarkt-Regalen gelandet sind. „Es steht nicht fest, ab wann die Belastung stattfand“ sagen auch Verbraucherschützer.
Daher kritisierte auch die agrarpolitische Sprecherin der Linken, Marianne König, die unzureichenden Intervalle der Eigenkontrollen. Die neuen Dioxin-Funde haben gezeigt, dass „Selbstkontrollen der Betriebe für einen wirksamen Schutz der Bevölkerung auf Dauer nicht ausreichen.“ Dem niedersächsischen Landwirtschaftsministerium sei in diesem Fall kein „Versagen vorzuwerfen“, allerdings hätten die Dioxin-Eier schneller festgestellt werden können, wenn es „häufigere Kontrollen von staatlicher Seite“ geben würde. Christian Meyer von Bündnis 90/Die Grünen kritisierte, dass die angekündigten Maßnahmen nach dem letzten Dioxin-Skandal bislang noch nicht „vollständig umgesetzt sind“.
Dioxin kann gesundheitliche Folgen haben
Dioxin ist ein Sammelbegriff für toxische Stoffe die jeweils ähnliche chemische Verbindungen aufweisen. Diese entstehen meistens als Nebenprodukte bei der Herstellung chlororganischer Chemikalien oder auch bei der Müllverbrennung. Die Schadstoffe gelten als sehr langlebig, weil sie auf natürlichem Wege kaum abgebaut werden. Bis heute sind 75 unterschiedliche Arten von Dioxinen und 135 Dioxin verwandte Stoffe bekannt, die zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen können. Wird der menschliche Körper über einen längeren Zeitraum höheren Dosen ausgesetzt, so können Nervenkrankheiten, Störungen des Immunsystems und des Hormonhaushaltes hervorrufen werden. Zudem weisen einige Forschungsarbeiten darauf hin, dass Dioxin krebserregend ist. Die Stoffe setzen sich im Fettgewebe des Körpers an und weisen eine hohe Halbwertszeit auf. Besteht eine akute Vergiftung, kann der Betroffene selbst mittels einer Blutwäsche nicht mehr gerettet werden, weil diese nur eine minimale Reduzierung bewirken kann. Daher sollten „Verbraucher die Warnungen der Behörden sehr ernst nehmen“ und möglicherweise kontaminierte Lebensmittel nicht mehr verzehren sondern in den Hausmüll befördern. Jedoch ist noch nicht bekannt, wie hoch die neuerlichen Funde waren.
Zuletzt wurden dioxinbelastete Eier in einem nordrhein-westfälischem Großbetrieb und in zwei kleinen Produzenten in Duisburg festgestellt. Seit Mittwoch werden Hunderttausende Eier vernichtet. Die Ursache in NRW und in Niedersachsen ist noch vollkommen ungeklärt. Die Untersuchungen laufen auch in NRW noch an. (sb)
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Autoren- und Quelleninformationen
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