Erstes Todesopfer in Griechenland: Dengue-Fieber breitet sich weiter aus
08.09.2012
Ein 84-jähriger Grieche ist mit hoher Wahrscheinlichkeit am Dengue-Fieber gestorben. Die Infektionskrankheit war in einer ersten Blutprobe des Mannes nachgewiesen worden. Bereits Mitte August hatte das Centrum für Reisemedizin (CRM) in Düsseldorf Urlauber in Australien, Thailand und Brasilien vor dem Dengue-Fieber gewarnt, das sich in diesen Ländern stark ausbreitet. Griechenland vor bislang nicht betroffen. Hauptüberträger der Krankheit ist die Asiatische Tigermücke.
Eindeutiger Nachweis für Dengue-Fieber nicht mehr möglich
„Wenngleich dies bislang der erste vermutete Fall der Virusinfektion ist, nehmen die griechischen Behörden das möglicherweise erneute Auftreten der Krankheit im Land sehr ernst“, erklärt Dr. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM. Hintergrund ist die in Griechenland in den Jahren 1927/28 wütende verheerende Dengue-Epidemie, bei der sich etwa eine Million Menschen infizierte und rund 1.000 Todesopfer zu beklagen waren. Seit der lokalen Ausrottung der Überträgermücke war es in Griechenland bis jetzt zu keinem weiteren Todesfall gekommen.
Der 84-jährige Mann erlag der Infektionskrankheit am 30. August. Wie sich der Grieche mit dem Virus angesteckt hat, ist noch nicht eindeutig geklärt. Er soll sich in der Region der westgriechischen Stadt Agrinion am Ionischen Meer aufgehalten und infiziert haben. „Er hatte alle Symptome. Zudem haben die Laboruntersuchungen der ersten Blutabnahme gezeigt, dass es Dengue-Fieber war“, erklärte Athanasios Tsagris vom griechischen Zentrum für Krankheitskontrolle und Vorbeugung (KEELPNO).
Für eine eindeutige Diagnose wäre der Nachweis des Virus in einer zweiten Blutprobe des Mannes nötig. Bisher handele es sich um einen sogenannten „probable case“, so der internationale Begriff für diese Art der Fälle, berichtet Tsagris, der auch Professor für Mikrobiologie an der Universität Athen ist. „Um es anders zu sagen, wie bei der Doping-Kontrolle ist die erste Kontrolle positiv bewertet worden. Weil der Mann aber gestorben ist, kann man die zweite Blutprobe nicht mehr prüfen.“
Dengue-Fieber wird häufig durch Urlauber eingeschleppt
Dengue-Fieber gehört zu den Infektionskrankheiten und wird durch das Dengue-Virus verursacht, das in tropischen und subtropischen Gebieten vor allem durch die Asiatische Tigermücke, eine Stechmückenart, übertragen wird. Auch die Gelbfiebermücke kann Dengue übertragen. Aufgrund der Klimaerwärmung und der zunehmenden Globalisierung erwarten Experten die weitere Verbreitung seines Überträgers und somit auch der Erkrankung. Das CRM sieht als Ursache für die wachsende Verbreitung, „dass die sehr anpassungsfähige Überträgermücke durch den weltweiten Handels- und Tourismusverkehr in immer mehr Länder gelangt und sich dort ansiedelt.“ Dengue ist die sich am schnellsten ausbreitende und von Stechmücken übertragene virale Infektionskrankheit weltweit. Weder ein Impfstoff noch eine erfolgreiche antivirale Therapie gegen die Erkrankung konnte bislang entwickelt werden.
Zu den Anzeichen für Dengue-Fieber gehört nach der Infektion zunächst hohes Fieber, neben dem auch grippeähnliche Symptome wie Gelenk- und Gliederschmerzen auftreten können. Bei seltenen schweren Krankheitsverläufen können innere Blutungen, das sogenannte Dengue-Schock-Syndrom (DSS) und sogar der Tod des Patienten eintreten. Dengue-Fieber bleibt jedoch häufig aufgrund seiner unspezifischen Symptome unentdeckt.
Auch in Deutschland treten immer wieder Fälle von Dengue-Fieber auf. In der Regel wird das Virus von Urlaubern als „unerwünschtes Souvenir“ von Fernreisen eingeschleppt. 2010 taten auch in Südfrankreich und Kroatien Fälle auf. Das CRM rät Reisenden in Regionen, in den Dengue auftritt, dringend dazu, sich vor Mückenstichen zu schützen. „Mückenschutzmittel zum Auftragen auf die Haut sollten den Wirkstoff DEET (Diethyl-m-Toluamid) in einer Konzentration von über 30 Prozent enthalten. Da die Tigermücke vor allem tagsüber aktiv ist, sollten Reisende außerdem zu heller und geschlossener Kleidung greifen“, heißt es in einer Pressemitteilung des CRM.
Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge handelt es sich bei Dengue-Fieber inzwischen um eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten, an der jährlich 50 bis 100 Million Menschen weltweit erkranken. In etwa 2,5 Prozent der Fälle endet die Erkrankung tödlich. (ag)
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