Mädchen betrinken sich deutlich seltener als vor vier Jahren, Jungen trinken unverändert viel
17.09.2012
Der Alkoholkonsum unter Heranwachsenden und jungen Erwachsenen ist weiterhin hoch. Allerdings kommt eine aktuelle Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu dem Ergebnis, dass beim Rauschtrinken der Jugendlichen eine leicht rückläufige Tendenz zu beobachten ist.
Drei Jahre nach dem Start der bislang größten Präventionskampagne gegen Alkohol ziehen das Bundesministerium für Gesundheit, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Verband der Privaten Krankenversicherung eine durchaus positive Bilanz. Die Direktorin der BZgA, Prof. Dr. Elisabeth Pott, erklärte, dass „die ersten Erfolge, die wir nach nur drei Kampagnen-Jahren verzeichnen können, für unseren Präventionsansatz“ sprechen. Aktuelle Studienergebnisse der BZgA zeigen, dass der Anteil der Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren, die mindestens einmal im Monat sogenanntes Rauschtrinken praktizieren, in den letzten vier Jahren von 20,4 Prozent auf 15,2 Prozent gesunken ist. Eine erfreuliche Entwicklung, dennoch „stehen wir erst am Anfang“, denn „mit 15 Prozent ist das Rauschtrinken bei Jugendlichen immer noch erschreckend hoch“, so das Fazit der BZgA-Direktorin.
700.000 Jugendliche mit riskantem Alkoholkonsum
Umgerechnet bedeute ein Anteil von rund 15 Prozent, dass immer noch „mehr als 700.000 Jugendliche dieser Altersgruppe weiterhin riskant Alkohol trinken“, mahnen BZgA, Bundesgesundheitsministerium und der Verband der Privaten Krankenversicherung in einer aktuellen Pressemitteilung. Daher seien Präventionsangebote auch „in Zukunft unverzichtbar, um langfristige Verhaltensänderungen beim Alkoholkonsum junger Menschen zu erreichen“, betonte die BZgA-Direktorin. Der Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) brachte das Problem auf den Punkt: „Kinder und Jugendliche wachsen hierzulande in einer Gesellschaft auf, in der Alkoholkonsum weit verbreitet ist.“ Alkohol sei das am häufigsten konsumierte Suchtmittel in Deutschland. Da sich die Heranwachsenden „stark an dem orientieren, was Erwachsene tun, ist es im Sinne der Prävention entscheidend, junge Menschen frühzeitig über die Sucht- und Gesundheitsrisiken von Alkohol aufzuklären“, betonte Bahr.
Jungen doppelt so häufig wie Mädchen riskantes Trinkverhalten
Insofern ist es erfreulich, dass die BZgA beim Rauschtrinken im Jugendalter einen deutlichen Rückgang verzeichnet und auch eine zunehmend kritische Einstellung der Heranwachsenden gegenüber Alkohol feststellt. Der aktuellen Mitteilung zufolge glauben immer weniger Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland, dass ein maßvoller Alkoholkonsum positive Effekte auf die Gesundheit entfaltet, und sind sich bewusst, dass ein Alkoholrausch eine große Gesundheitsgefahr darstellen kann. Doch beobachten die Experten erhebliche geschlechtsspezifische Unterschiede. Während bei Mädchen das riskante Trinkverhalten stark rückläufig ist, neigen junge Männer immer noch unverändert oft zum Rauschtrinken. 42 Prozent der 12- bis 17-jährigen Jungen gaben an, jede Woche Alkohol zu trinken, wohingegen der Anteil bei den Mädchen lediglich bei 19 Prozent lag. Rund 20 Prozent der 12- bis 17-jährigen Jungen betreiben mindestens einmal im Monat Rauschtrinken, bei den 18- bis 25-Jährigen trifft dies sogar auf rund die Hälfte der Jungen zu. Riskantes Trinkverhalten ist bei den Jungen rund „doppelt so weit verbreitet wie bei gleichaltrigen Mädchen und jungen Frauen“, berichtet die BZgA in der aktuellen Pressemitteilung.
27 Milliarden Euro volkswirtschaftlicher Schaden durch Alkoholexzesse
Insgesamt sei der regelmäßige Alkoholkonsum bei den Heranwachsenden leicht zurückgegangen, was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen dürfe das Deutschland weiterhin ein „Hochkonsumland“ bleibt, so die Mitteilung der BZgA, des Bundesgesundheitsministeriums und des Verbands der Privaten Krankenversicherung. Heute konsumieren nur noch knapp 31 Prozent der Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren wöchentlich Alkohol, wohingegen der Anteil im Jahr 2004 noch bei 46,4 Prozent lag. Bei den 18- bis 25-Jährigen falle der Rückgang jedoch weit weniger eindeutig aus (88 Prozent im Jahr 2004, 84 Prozent im Jahr 2011), so die Angaben der BZgA. Erfreulich sei, dass die zuvor stets gestiegene Zahl der Alkoholvergiftungen im Jahr 2010 erstmal stagnierte. Dennoch belaufe sich der volkswirtschaftliche Schaden auch heute noch auf schätzungsweise rund 27 Milliarden Euro, wovon zehn Milliarden Euro allein auf die Behandlungskosten in Krankenhäusern entfallen, erklärte die Direktorin der BZgA, Prof. Dr. Elisabeth Pott.
Geschlechtsspezifische Präventionskampagne gegen Alkohol
Angesichts der deutlichen geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Alkoholkonsum, soll die Präventionskampagne nun gezielter auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Jungen und Mädchen ausgerichtet werden. Jungen und Mädchen werden künftig mit geschlechtsspezifischen Bildern, Texten, Plakaten und Kinospots angesprochen. Außerdem ist eine Ausweitung der Aufklärung über die Risiken des Alkohols vor Ort in Kneipen, Parks, Clubs oder auf Festivals vorgesehen. Finanziert wurde die Präventionskampagne bislang zum Großteil vom Verband der privaten Krankenversicherung, der für vier Jahre die Summe von rund 50 Millionen Euro bereitgestellt hatte. (fp)
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