Deutsche Apothekenverband fordert „mehr Fairness" von den Krankenkassen
12.10.2012
Der Deutsche Apothekenverband (DAV) bezieht vor den Verhandlungen zum Kassenabschlag 2013 eine klare Position und fordert „mehr Fairness“ von den gesetzlichen Krankenkassen. Der DAV befürchtet, dass die Kassen ihre Verhandlungen auf Basis des für 2011 und 2012 gesetzlich festgelegten Kassenabschlags und nicht auf den zuvor von der Schiedsstelle gesetzten Betrag von 1,75 Euro pro Packung gründen wollen.
Apotheker drohen Kassen mit Schiedsstelle
„Das Verhältnis von uns Apothekern zu den Krankenkassen sollte ein faires und partnerschaftliches sein“, erklärte Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV). „Es ist vom ‚Status Quo ante‘ aus zu verhandeln und der lautet unmissverständlich 1,75 Euro. Sollte der GKV-Spitzenverband jedoch keine Einigungsbereitschaft zeigen, dann wissen wir unsere Kolleginnen und Kollegen solidarisch und kollektiv hinter uns.“ Becker bezieht sich auf den Kassenabschlag, der für 2011 und 2012 gesetzlich auf 2,05 Euro pro Packung festgesetzt wurden, obwohl die Schiedsstelle zuvor 25 Cent weniger festgelegt hatte. „Falls der GKV-Spitzenverband den Ausgangswert für die Verhandlungen anders sehen sollte", könne mann "sehr schnell die Schiedsstelle anrufen", mahnte Becker bei der Eröffnung der Fachmesse für Apotheker „Expopharm“ in München. Der Vorsitzende des DAV erwartet – wenn überhaupt – nur eine geringe Senkung des Packungspauschalbetrags, nachdem dieser erst kürzlich um 25 Cent erhöht wurde.
Apotheker fordern „faires und partnerschaftliches“ Verhältnis zu Krankenkassen
Becker kritisiert das Verhalten der Kassen gegenüber den Apothekern. „Ohne den Einsatz der Apotheker würde kein einziger Cent aus den Rabattverträgen gehoben werden können. Statt diesen Einsatz zu würdigen, werden wir aber von einigen Krankenkassen mit abenteuerlichen Mahnschreiben überhäuft. Partnerschaftlicher Umgang ist das nicht – ganz im Gegenteil", betont Becker.
„Womit wir uns nicht abfinden wollen, ist, dass immer wieder Arzneimittel unter Vertrag genommen werden, die nicht oder nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.“ So sei das Durcheinander mit den Grippeimpfstoffen, von dem derzeit einige Bundesländern betroffen seien, auf die Probleme der Kassen bei Ausschreibungen zurückzuführen. „Die Verantwortung liegt hier klar und eindeutig bei den Kassen. Wer milliardenschwere Einsparungen generieren will, der muss seine Verträge sauber aufsetzen und sauber in den Markt einführen."
Becker kritisiert zudem den unangemessenen, belehrenden Ton der Kassen, den diese häufig ergreifen würden, wenn es um den Ersatz eines nicht lieferfähigen Medikaments gehe. Dabei würden die Apotheker oftmals nicht einmal dafür entlohnt werden – trotz erbrachter Sach- und Beratungsleistung. „Anderswo nennt man so etwas Zechprellerei“, so Becker. Die Krankenkassen seien regelrecht kontrollwütig, wenn es um kleinste Formfehler gehe. Dem müsse durch gesetzliche Reglementierung Einhalt gebot werden. „Wenn es nicht bald zu einer Lösung kommt, müssen wir uns ernsthaft überlegen, Patienten mit Verordnungen, die nicht eindeutig den Klauseln sämtlicher Lieferverträge und weiterer Vereinbarungen entsprechen, unverzüglich zu den Ärzten zu schicken – oder gleich zu ihrer jeweiligen Krankenkasse“, mahnt der vorsitzende des DAV. (ag)
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