Rauchen von Hortensien soll Cannabisartige Wirkung haben
16.04.2013
Hortensien – die beliebten blühenden Ziersträucher in vielen Gärten erfüllen für den ein oder anderen noch eine ganz andere Funktion: Denn werden bestimmte Teile der Pflanze geraucht, soll dies eine Wirkung ähnlich wie beim Rauchen von Marihuana auslösen. Doch diese Zweckentfremdung birgt eine nicht zu unterschätzende Gefahr, denn während des Rauchens wird hochgiftige Blausäure freigesetzt, die zu Vergiftungen führen und im schlimmsten Falle sogar tödlich sein kann.
Häufig Diebstähle von Hortensien aus Gärten
Aufgrund des Gerüchts, dass die von Februar bis Mai blühenden Hortensien eine cannabisartige Wirkung haben, kommt es im Frühjahr immer wieder zu Diebstählen der Pflanze, denn im Vergleich zum Kauf von Opiaten oder Cannabis ist dieser Beschaffungsweg natürlich weit aus günstiger für Rauschwillige. Dabei seien es laut Heidemarie Lux, Oberärztin am Klinikum Nürnberg und Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer, nicht nur Jugendliche, die sich zum Zwecke des Rausches in den Gärten bedienen würden, auch für Erwachsene würde die Hortensie als Natur-Droge fungieren.
Jugendliche besonders gefährdet
Doch aus Sicht der Expertin seien Heranwachsende hier besonders gefährdet, denn wenn die Langeweile zu groß werde, würden sich gerade frustrierte Jugendliche auf die Suche nach „dem ultimativen Kick“ begeben – die Frage nach eventuellen gesundheitlichen Risiken bleibe dabei meist außen vor. Daher könne das reichhaltige Angebot der Natur durchaus gefährlich werden, denn "es gibt in jeder Jahreszeit irgendwelche Sachen mit berauschenden Wirkungen, die zum Teil hochgiftige Substanzen enthalten“, so Heidemarie Lux.
Lebensgefahr durch Freisetzung von Blausäure
Das Risiko beim Rauchen der Hortensie sei nach Lux besonders groß, denn dabei „wird eine größere Menge Blausäure freigesetzt", wodurch es zu gefährlichen Vergiftungen kommen könne. Im schlimmsten Falle könne der Konsum sogar tödlich enden, so die Medizinerin, denn "die Atmungskette wird blockiert und das zentrale Nervensystem zerstört, was in weiterer Folge zum inneren Ersticken, also zum Tod führen kann".
Bisher kaum Informationen zu Langzeitfolgen
Doch bisher gäbe es keine Möglichkeit, der Zweckentfremdung der Pflanze entgegenzuwirken, da kaum Informationen zu möglichen Langzeitschäden des Rauchens vorliegen: "Wenn jemand eine Marihuana-Plantage entdeckt, wird diese von den Behörden sofort zugemacht. Es wird aber niemand auf die Idee kommen, Hortensien in den Vorgärten zu verbieten“, so die Vermutung von Heidemarie Lux.
Warnung der Bundesapothekerkammer bereits 2011
Schon im Jahr 2011 hatte die Bundesapothekerkammer als Reaktion auf zahlreiche Diebstähle der Pflanze davor gewarnt, „Bestandteile von Hortensien als Rauschmittel zu rauchen“, so eine Pressemitteilung der Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände (ABDA). Demnach seien Hortensien als Zierpflanzen harmlos, würden die Pflanzen hingegen verbrannt, werde Blausäure freigesetzt, deren Inhalation gravierend sein könne: „Die theoretisch möglichen Folgen reichen von Bewusstlosigkeit und Störungen des zentralen Nervensystems bis zum Tod.“ Auch die vermeintlich cannabisartige Wirkung war schon damals bezweifelt worden, denn „bislang sei noch kein Inhaltsstoff bekannt, der psychotropisch auf das Gehirn wirken könnte“, so die Pressemitteilung. (nr)
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