US-Mediziner hätten einer lebendigen Frau beinahe die Organe entnommen
11.07.2013
In einer US-Klinik wäre den Medizinern fast ein schier unfassbarer Fehler unterlaufen. Eine bereits für hirntot erklärte Frau, der die Organe entnommen werden sollten, öffnete kurz vor der Operation die Augen. Wie die Zeitung „The Post-Standard“ berichtet, ereignete sich der Vorfall bereits im Jahr 2009, wurde jedoch trotz des skandalösen Vorgangs zunächst nicht weiter verfolgt. Erst nachdem die Zeitung eigene Recherchen eingeleitet hatte, begann auch die Klinik nach einer Erklärung zu suchen.
Die Ärzte am St. Joseph Krankenhaus der Stadt Syracuse (Bundesstaat New York) machten bei der Behandlung und Untersuchung der Patientin zahlreiche Fehler, was schließlich dazu führt, dass ihr fast bei lebendigem Leibe die Organe entnommen worden wären, so das Ergebnis einer vom staatlichen Health Departement eingeleiteten Untersuchung. Als die 41-jährige Frau im Operationssaal kurz vor der Organentnahme die Augen öffnete, waren auch die Mediziner nach eigenen Angaben geschockt. Ende des Jahres 2012 wurde das Krankenhaus aufgrund der Behandlungsfehler zur Zahlung einer Geldstrafe verurteilt. Die betroffene Patientin wird hiervon jedoch nicht mehr profitieren. Sie hatte sich 16 Monate nach dem Vorfall das Leben genommen.
Im Operationssaal öffnete die vermeintlich Tote ihre Augen
Im Jahr 2009 wurde die Patientin mit einer Überdosis in die Klinik der Stadt Syracuse eingeliefert. Relativ schnell kamen die Ärzte zu der Einschätzung, dass bei der Frau bereits der Hirntod eingetreten sei. Sie teilten dies den Eltern mit und erhielten eine Einwilligung zur Organspende beziehungsweise Organentnahme. Nachdem sämtliche Vorbereitungen getroffen waren und die Patientin sich schon im Operationssaal befand, öffnete sie jedoch plötzlich ihre Auge. In letzter Sekunde wurde der Eingriff abgebrochen und die Patientin konnte einige Zeit später wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Die schwer depressive Frau nahm sich jedoch 16 Monate nach dem Vorfall das Leben.
Verkettung zahlreicher Behandlungsfehler
Die Mutter der Verstorbenen erklärte gegenüber der US-Zeitung, das weder sie noch ihre Tochter über den Vorfall verärgert gewesen seien und daher auch keine Klage eingereicht hätten. „Sie war so deprimiert, dass es wirklich keinen Unterschied für sie machte“, zitiert „The Post-Standard“ die Aussage der Mutter. Allerdings haben dass staatliche Health Department und die Centers for Medicare und Medicaid Services als zuständige Gesundheitsbehörden von sich aus eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass sich am St. Joseph Krankenhaus eine skandalöse Verkettung von Fehlern ereignet hat. Zunächst sei bei der Patientin keine Behandlung erfolgt, um zu verhindern, dass die Drogen – Xanax, Benadryl und ein Muskelrelaxans – von ihrem Magen und Darm absorbiert werden. Auch hätten später keine ausreichenden Tests stattgefunden, um zu überprüfen, ob sich im Körper der Frau noch Drogen befinden beziehungsweise ob das Koma auf diese zurückgehen könnte.
Lebenszeichen der Patientin wurden ignoriert
Des Weiteren wurden den Untersuchungen der Gesundheitsbehörden zufolge bei der 41-jährigen Patientin nicht genug Gehirn-Scans durchgeführt, um den Hirntod eindeutig feststellen zu können. Daher glaubten die Ärzte, die Frau sei bereits hirntot, obwohl sie tatsächlich die Überdosis ins Koma versetzt hatte Auch wurde dem Ergebnis eines Reflex-Testes, den eine Krankenschwester einen Tag vor der geplanten Organentnahme am Fuß der Patientin durchführt und der positiv ausfiel, zu wenig Beachtung geschenkt. Zudem habe die Frau auf dem Weg in den Operationssaal eine Bewegung der Nasenlöcher gezeigt, die darauf hindeutete, dass sie unabhängig von dem Beatmungsgerät atmete. Gleichzeitig bewegten sich ihre Lippen und ihre Zunge. Die Beobachtungen der Krankenschwester wurden jedoch schlichtweg ignoriert.
Angeblich hirntote Patientin erhielt Beruhigungsmittel
Unerklärlich scheint auch, wieso die Ärzte der Frau vor dem Eingriff ein Beruhigungsmittel verabreichten, wo diese doch angeblich bereits hirntot war. Die Untersuchungen der Gesundheitsbehörden ergaben, dass ihr ein starkes Sedativum verabreicht wurde, ohne dass hierzu ein Eintrag in den ärztlichen Unterlagen erfolgte. Gegenüber der US-Zeitung erklärte Professor Dr. David Mayer vom New York Medical College, die Anwendung eines Beruhigungsmittel sei ziemlich seltsam. Das verwendete Beruhigungsmittel sediere die Patienten bis zu einem Punkt, an dem sie keine Reaktionen mehr zeigen. „Doch wenn man Patienten sedieren oder ihnen Schmerzmittel geben muss, sind sie nicht hirntot und ihre Organe sollten nicht entnommen werden“; betonte Mayer. (fp)
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