Dromedare könnten gefährliches Coronavirus übertragen
10.08.2013
Das neuen Coranavirus forderte Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge bereits 46 Menschenleben. 97 Krankheitsfälle wurden durch Laboruntersuchungen bestätigt. Das Virus sei eine Gefahr für die ganze Welt, mahnte die WHO-Generaldirektorin, Margaret Chan, im Juni auf der 66. Weltgesundheitsversammlung in Genf. Niederländische Forscher wiesen jetzt Antikörper gegen „Mers-CoV" (Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus) im Blut von Dromedaren nach. Demnach könnten die den Kamelen verwandten Tiere Überträger des Coronavirus sein, das bislang vor allem auf der arabischen Halbinsel aufgetreten ist.
Hatten Dromedare Kontakt mit Coronaviren?
Wie die Forscher um Chantal Reusken vom Nationalen Institut für Öffentliche Gesundheit und Umwelt im niederländischen Bilthoven im britischen Fachjournal „The Lancet Infectious Diseases" berichten, wurden Antikörper gegen das neue Coronavirus „Mers" im Blut von Dromedaren nachgewiesen. Das lasse die Vermutung zu, dass die Tiere in Kontakt mit „Mers“ oder einem engen Verwandten gekommen seien. Das neue Coronavirus ist dem Sars-Virus sehr ähnlich und verursacht grippeähnliche Symptome sowie lebensbedrohliches Nierenversagen und schwere Lungenentzündung. Angaben der WHO zufolge sind bislang 46 Menschen an „Mers“ gestorben. Die meisten Todesfälle wurde in Saudi-Arabien registriert.
Für ihre Untersuchung analysierten Reusken und ihr Team 349 Blutproben von unterschiedlichen Tieren wie Schafe, Ziegen, Rinder und Dromedare. „50 von 50 Proben (100 Prozent) von Dromedaren aus dem Oman und 15 von 105 Proben (14 Prozent) von spanischen Dromedaren wiesen proteinspezifische Antikörper gegen Mers-CoV auf“, berichten die Forscher im Fachjournal. Im Blut der spanischen Tiere sei zudem eine geringere Menge Antikörper festgestellt worden. Daraus schließen die Forscher, dass ein „Mers“-ähnliches Virus in Dromedaren vorkommen muss.
Könnten Dromedare das Coronavirus auf den Menschen übertragen?
Im Fachjournal heißt es weiter, dass sich die Forschung nun darauf konzentrieren müsse, jenes Virus zu finden, das die Antikörper im Blut der Tiere verursacht. Dieses könne dann mit den Erregern bei Menschen verglichen werden.
Verwundert zeigten sich die Forscher nicht darüber, dass vor allem Dromedare aus dem Oman Antikörper gegen das neue Coronavirus im Blut hatten. Oman ist ein Nachbarland von Saudi-Arabien, wo die meisten Todesfälle registriert wurden. Die Tiere werden auf der arabischen Halbinsel beispielsweise für Rennen eingesetzt. Das Fleisch wird zudem gegessen und die Milch getrunken. Deshalb sei es laut Forschern möglich, dass "das Virus von den Tieren auf den Menschen übertragen werde". Bekannt ist, dass einige "Mers-Patienten Kontakt zu Ziegen oder Dromedaren hatten".
Fall eines 73-jährigen „Mers“-Patienten gibt Aufschluss über Verteilung der Viruslast im Körper
Ein internationales Forscherteam unter Federführung der Universität Bonn untersucht das „Mers“-Virus am Beispiel eines im März diesen Jahres in München verstorbenen Mannes derzeit eingehend. Im Juni berichtete das Team um Professor Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn, in „The Lancet“, dass es erstmals gelungen sei, Aussagen zur die Verteilung der „Mers-CoV“-Viruslast auf die verschiedenen Organe zu treffen. Diese sei in den unteren Atemwegen am größten gewesen.
Der 73-jährigen Mann aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hatte zunächst unter grippeähnlichen Symptome gelitten. Zwei Tage später wurde er in eine Klinik in Abu Dhabi eingeliefert, wo eine Lungenentzündung diagnostiziert wurde. Der Patient erhielt darauf hin Antibiotika und wurde künstlich beatmet. Auch nach zwölf Tagen trat keine Besserung des Zustandes des Mannes ein, so dass er schließlich in eine Klinik in München verlegt wurde. Auch dort verschlechtere sich der Zustand weiter bis der 73-Jährige 18 Tage nach Ausbruch der Erkrankung an einer Blutvergiftung (Sepsis) und multiplem Organversagen verstarb. (ag)
Bild: bagal/pixelio.de
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