Manche Menschen spüren keine Schmerzen
16.09.2013
Bei manchen Menschen sorgt eine bestimmte Veränderungen eines Gens für Schmerzfreiheit. Dies ist nicht unbedingt immer ein Segen für die Betroffenen, denn dadurch fehlt ihnen ein wichtiges Alarmsystem des Körpers und ist ein ernstzunehmendes Risiko. Forscher der Universität Jena haben die Ursache dieses Phänomens nun ausfindig machen können. Der Autor der Studie, Enrico Leipold, erklärt das es innerhalb des Gens „SCN11A“ zu einer Überfunktion eines Natriumkanals innerhalb kommt und diese den Schmerz ausschaltet. Ionenströme der Natriumkanäle leiten in ihrer Funktion elektrische Signale von Nervenzellen weiter.
Eine mutierte Variante von SCN11A führt zu einer Überlastung der Nervenzelle. Diese kann sich nicht mehr regenerieren und somit auch ihre Aufgabe nicht mehr ausführen. Die betreffenden Zellen sitzen direkt am Rückenmark, quasi die Schaltstelle des Körpers, von wo aus alle Signale an das Gehirn weitergeleitet werden. Eben auch die Schmerzsignale.
Auf die Fährte dieses Gendefekts führte die Forscher ein vierjähriges Mädchen, dass komplett Schmerzfrei gewesen ist. In ihrem Labor versah Leipold und sein Team Mäuse mit dieser genetischen Veränderung und untersuchten sie genauer. Die Ergebnisse wurden im Magazin "Nature Genetics" veröffentlicht.
Die Forscher waren damals überrascht, denn eigentlich führt eine Überfunktion des Natriumkanals zum genauen Gegenteil. "Ähnliche Erkrankungen führen bei Patienten ausnahmslos zu einer erhöhten Schmerzwahrnehmung, sagt Leipold. Hier ist der Effekt jedoch andersrum. Auf der Suche nach weiteren Betroffenen, stießen die Wissenschaftler auf einen schwedische Jungen, der dieselben Genveränderung aufwies. Die Genveränderung sei spontan aufgetreten und konnte in den Eltern der Kinder nicht entdeckt werden. Die Kinder können allerdings die Mutation an ihrer Kinder weitergeben.
Mit diesen neuen Erkenntnissen erhoffen sich die Forscher Medikamente entwickeln zu können, die gezielt den Natriumkanal ausschalten. "Was wir hier lernen können, lässt sich zum Teil auf andere Krankheiten anwenden. "Das wird aber nur als Anwendung für sehr harte Fälle infrage kommen“ sagt Leipold. (fr)
Bild: Sigrid Rossmann / pixelio.de
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