Forscher weisen "gebrochenes Herz" als Stressinfarkt aus.
19.09.2013
Es klingt wenig wissenschaftlich. Zwei bis drei Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt leiden tatsächlich an dem Syndrom „Gebrochenes Herz“. Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und des Universitätsspitals in Zürich haben eine neue Methode entdeckt, mit der diese spezielle Erkrankung besser diagnostiziert werden kann. Etwa 2,5 Prozent aller Patienten mit Diagnose Herzinfarkt leiden am sogenannten Syndrom. Die Symptome weise in beiden Fällen die gleichen Charakteristika auf. Brustschmerz und Luftnot, auch das EKG und bestimmte Biomarker sind identisch. Gerade deshalb ist ist es für eintreffende Notfallärzte oft schwierig den Unterschied zu erkennen.
Überhöhte Stresshormon-Werte als Auslöser
Erst in den 1990er Jahren ist diese beschriebene Störung als Erkrankung erkannt worden, wobei die Ursache unklar ist. Untersuchungen des Blutspiegels zeigen einen erhöhten Wert der körpereigenen Stresshormone Katecholaminen wie Adrenalin und Noradrenalin und kommen als Auslöser in betracht. Die Diagnose „gebrochenes Herz“ kann bisher nur mit Hilfe der Herzkatheteruntersuchung eindeutig gestellt werden. Die Herzkranzgefäße sind bei diesem Syndrom gegenüber einem Herzinfarkt „offen“.
Es handelt es sich um eine Funktionsstörung des Herzmuskels und tritt plötzlich ein. In der Regel nach einer außerordentlichen emotionalen Belastung wie zum Beispiel dem Tod einer nahestehenden Person, Mobbing am Arbeitsplatz oder unerwarteten finanziellen Sorgen. Überwiegend sind ältere Frauen davon betroffen (90 Prozent), wohingegen der normale Herzinfarkt ältere Männer betrifft (70 Prozent).
Gebrochenes Herz kann genesen
Die Prognose ist bei den meisten Patienten günstig. Nach wenigen Wochen hat sich die Herzfunktion bei der Mehrzahl wieder normalisiert. Im Akutstadium allerdings sind ernste und auch lebensbedrohliche Komplikationen häufig. Nach der akuten Phase erholt sich die Pumpfunktion des Herzens meist vollständig und ein paar Wochen später funktioniert der Herzmuskel in der Regel wieder normal. Beim Herzinfarkt hingegen entstehen Narben, die dauerhaft bleiben und das Pumpen beeinträchtigen können.
Die Wissenschaftler beider Universitätskliniken können nun anhand bestimmten kleiner RNA-Sequenzen im Blut der Patienten das Syndrom "gebrochene Herzen" erkennen. Die Ribonukleinsäure (RNA) ist im wesentlichen für Genregulation in Zellen verantwortlich. "Ein bestimmtes Muster aus vier mikroRNAs unterscheidet das Syndrom von einem Herzinfarkt", erklärte der MHH-Experte Thomas Thum.
Mit Hilfe weiterer Studien soll das Nachweisverfahren nun bestätigt und auch beschleunigt werden. Die Forscher erwarten, dass der Nachweis in ein paar Jahren in Kliniken verfügbar sein wird. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift "European Heart Journal" veröffentlicht. (fr)
Bild: La-Liana / pixelio.de
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