Selbsterkenntnis ist bei einer Binge-Eating-Störung enorm wichtig
27.11.2013
Wiederholte Essattacken, bei denen enorm große Mengen herunter geschlungen oder getrunken werden, sind für die sogenannten Binge- Eating-Störung kennzeichnend. Die Betroffenen beschreiben bei ihren Anfällen ein Gefühl von Kontrollverlust.
Nach der Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) wird Binge-Eating- Disorder (Essstörung) als Essattacke definiert, bei der in einem begrenzten Zeitraum eine weit über den Durchschnitt hinausgehende Nahrungsmenge, verzehrt wird. Die Betroffenen überkommt das Gefühl, nicht mehr mit dem Essen aufhören zu können. Ein Unterschied zu Bulimie ist, dass Binge-Eating –Patienten nicht versuchen, diese Essattacken durch ein anderes Verhalten zu kompensieren. Bulimie-Patienten erbrechen in der Regel nach dem Essen, treiben oft Extremsport oder Hungern, um eine Gewichtszunahme nach ihren Heißhungerattacken zu vermeiden. Aus diesem Grund sind Menschen mit einer Binge-Eating-Störung häufig übergewichtig.
Negative Gefühle oft der Auslöser
Wie viele Menschen von dieser Krankheit betroffen sind, ist schwer zu beurteilen. Viele erkennen in ihrem Verhalten oft keine Notwendigkeit, ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Nach internationalen Schätzungen haben etwa ein bis drei Prozent der Weltbevölkerung eine Binge-Eating-Störung. Zu den Auslösern der Essattacken gehören laut Experten Angst, Wut, Frustration oder Traurigkeit. Ein geringes Selbstwertgefühl, ein wenig intaktes soziales Umfeld oder depressive Symptome begünstigen ebenfalls die Entstehung.
Eine in den USA durchgeführte Studie stellte fest, dass etwa 1,6 Prozent der Frauen und 0,8 Prozent der Männer über 18 Jahren, innerhalb eines Jahres an dieser Essstörung erkrankt sind. Die erst seit 1994 als eigenständige definierte Krankheit, wurde bisher, im Gegensatz zu den anderen Essstörungen, am wenigsten erforscht.
Betroffene brauchen professionelle Hilfe
Wer eine Binge-Eating –Störung in den Griff bekommen möchte, muss sich als aller erstes eingestehen, krank zu sein. Erst dann kann ein Gang zum Arzt eventuell Abhilfe schaffen, erklärt Prof. Manfred Fichter von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. Denn daran scheitert es schon bei vielen Patienten und hinterher fühlen sich die meisten dazu noch schlechter als zuvor. Hat man sein Verhalten als gesundheitsschädigend verstanden, sollte als Erstes eine Beratungsstelle oder ein Facharzt aufgesucht werden. Auch spezialisierte Kliniken können als erste Anlaufstelle gewählt werden.
Binge-Eating – Betroffene erleben ihre ungebremsten Fressorgien laut Fichter als eine Art Entspannung oder Erleichterung. Danach überkommt sie ein Gefühl von Scham oder sie sind depressiv verstimmt. Doch neben der psychischen Belastung, kann das infolge der Essstörung entstandene Übergewicht, auch zu Bluthochdruck und übermäßigen Gelenkbelastungen führen. (fr)
Bild: Lupo / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.