Wie mit der Zunge ein Rollstuhl gesteuert werden kann
28.11.2013
Ein Zungenpiercing soll zukünftig Computer und Rollstühle steuern. US-amerikanische Forscher haben die Technik entwickelt, die Menschen, deren Arme und Beine gelähmt sind, zugute kommen soll. Im Fachmagazin „Science Translational Medicine" erläutern sie, wie das Zungenpiercing funktioniert.
Kommandos der Zunge werden über einen iPod an den Rollstuhl übertragen
Ein kleines Zungenpiercing ermöglicht die Bestimmung der Zungenposition, an die bestimmte Befehle geknüpft sind. Dabei wird die veränderte Postion der Zunge anhand der Veränderungen von Magnetfeldern über Sensoren erfasst. Die Forscher um Maysam Ghovanloo vom Georgia Institute of Technology in Atlanta haben das System entwickelt, mit dem Querschnittsgelähmte, die häufig weder Arme noch Beine bewegen können, einen Rollstuhl steuern können. Die Zungenkommandos gehen dabei an einen iPod, der die Befehle an einen Rollstuhl oder einen Computer sendet.
Um die neue Technologie zu testen, überprüften elf Querschnittsgelähmte und 23 gesunde Personen die Funktionalität des Zungenpiercings. Dafür mussten sie unter anderem eine Telefonnummer mit der Zungensteuerung eingeben, im Computer bestimmte Objekte anklicken und einen Hindernisparcours in einem elektrischen Rollstuhl bewältigen. „Alle Kennzahlen verbesserten sich im Laufe der Studie“, schreiben die Forscher im Fachmagazin. Demnach waren die Studienteilnehmer bereits nach einer halben Stunde mit der Technologie vertraut.
„Die Flexibilität des ‘Tongue Drive Systems’ (TDS) und die inhärenten Eigenschaften der menschlichen Zunge ermöglichten Personen mit starken motorischen Beeinträchtigungen den Zugang zu Computern und steuerten Rollstühle mit Geschwindigkeiten, die schneller als herkömmliche Hilfstechnologien waren, aber dennoch deren Genauigkeit erreichten“, berichten Ghovanloo und Kollegen.
Vor einigen Wochen stellten Forscher aus Göttingen eine Rollstuhlsteuerung vor, die über Ohrmuskeln kontrolliert wird. Den Einsatz der Ohrmuskeln trainierten die Testpersonen mittels Software. (ag)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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