Forscher entdecken Archaeen auf menschlicher Haut
10.12.2013
Archaeen gedeihen unter widrigsten Lebensbedingungen: bei extremen Temperaturen, in heißen Quellen und Faulschlamm, in Salzseen und sogar in der Tiefsee. Regensburger Forscher haben die Überlebenskünstler jetzt auf menschlicher Haut entdeckt. Demnach besteht eine Wechselwirkung zwischen den sogenannten Archebakterien und dem Menschen.
Archaeen machen bei einigen Menschen zehn Prozent aller Mikroorganismen auf der menschlichen Haut aus
Die Mikrobiologin Christine Moissl-Eichinger von der Universität Regensburg entdeckte die urtümlichen Mikroorganismen zunächst in Reinräumen, in denen Raumsonden und Raumschiffe gebaut werden. Die Wissenschaftlerin vermutete, dass die Archebakterien nur durch den Kontakt mit Menschen in die sterile Umgebung gelangt sein könnten. Auf dieser Grundlage wurden Wischproben menschlicher Haut untersucht. Dabei wiesen die Forscher viele Archaeen bei allen Versuchspersonen nach. „Bei einigen Probanden machten Archaeen sogar zehn Prozent sämtlicher auf der Haut befindlichen Mikroorganismen aus", hieß es in einer Mitteilung der Universität Regensburg. „Bisher war man dagegen der Ansicht, dass sich Archaeen gar nicht auf der menschlichen Haut finden lassen.“ Weitere Funde der Bakterien auf Intensivstationen von Krankenhäusern untermauerten die Ergebnisse.
Mit speziellen Färbemethoden konnten die Archebakterien unter dem Mikroskop sichtbar gemacht werden. Dabei entdeckten die Forscher neben den anderen Archaeen auch Mikroorganismen der Gruppe der sogenannten Thaumarchaeota. „Diese Archaeengruppe findet sich in vielen terrestrischen und aquatischen Ökosystemen. Thaumarchaeota sind hier aktiv an der Ammonium-Oxidation beteiligt und spielen somit eine wesentliche Rolle im Stickstoffkreislauf der Erde“, so die Universität. „Da diese Archaeen normalerweise in den Stickstoffkreislauf eingebunden sind und die menschliche Haut ständig Ammonium ausscheidet, könnten die Mikroorganismen mit der pH-Regulation der Haut in Verbindung stehen", vermutet Moissl-Eichinger.
Wie sich eine erhöhte Konzentration von Archaeen auf der menschlichen Haut auf die Gesundheit auswirkt, ist bislang noch unklar. Ebenso forschen die Wissenschaftler an einem altersbedingten Zusammenhang der Mikrobenkonzentration auf der Haut. Ihre Ergebnisse veröffentlichten Moissl-Eichinger und ihre Kollegen im Fachjournal "PLOS ONE".
Neue Mikroorganismen entdeckt
Die Wissenschaftlerin machte zuvor einen weiteren spektakulären Fund. Gemeinsam mit US-amerikanischen Kollegen entdeckte sie erstmals das beerenförmige Bakterium Tersicoccus phoenicis in Reinräumen der NASA und ESA. Das besondere an diesem winzigen Mikroorganismus ist, dass er bereits an zwei Orten nachweisbar war, die aber 4.000 km voneinander entfernt sind, dem Kennedy Space Center in Florida, USA und dem ESA-Raumfahrtzentrum in Kourou in Französisch-Guyana. Obwohl die Reinräume regelmäßig gründlich gereinigt werden und steril sein sollten, gelangen immer wieder Bakterien in diese Bereiche. „Allerdings konnte bislang noch kein Organismus an zwei unterschiedlichen und weit voneinander entfernten Orten nachgewiesen werden“, teilt die Universität mit. Die Ergebnisse der Forscher wurden in der Fachzeitschrift „International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology“ veröffentlicht. (ag)
Bild: Sebastian Karkus / pixelio.de
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