Studie: Sonnenbrände schaden der Haut doppelt
01.03.2014
Der schwarze Hautkrebs gilt als besonders gefährlich, weil er Absiedlungen in lebenswichtigen Organen bilden kann. Als wichtigster Auslösefaktor gilt UV-Strahlung. Bonner Wissenschaftler haben nur herausgefunden, dass Sonnenbrände durch entzündliche Prozesse im umgebenden Gewebe zur Krankheitsentstehung beitragen.
Schwarzer Hautkrebs wegen Absiedlungen besonders gefährlich
Da der schwarze Hautkrebs Absiedlungen in lebenswichtigen Organen, wie Lunge, Leber oder Gehirn bilden kann, ist er besonders gefährlich. Als wichtigster Auslösefaktor gilt UV-Strahlung. Nun hat ein interdisziplinäres Team aus Forschern des Universitätsklinikums und des LIMES-Instituts der Universität Bonn herausgefunden, dass Sonnenbrände nicht nur direkt durch Erbgutveränderungen von Pigmentzellen, sondern auch indirekt durch entzündliche Prozesse im umgebenden Gewebe zur Entstehung dieser bösartigen Erkrankung beitragen. Vor wenigen Tagen wurden die Ergebnisse im Fachjournal „Nature“ veröffentlicht.
2014 werden 20.000 Menschen an schwarzem Hautkrebs erkranken
Im Jahr 2014 werden nach Vorhersagen des Robert-Koch-Instituts etwa 20.000 Menschen in Deutschland an einem schwarzen Hautkrebs, auch malignes Melanom genannt, erkranken. Über 2.500 Betroffene werden an Tochtergeschwülsten in inneren Organen, den sogenannten Metastasen, sterben. „Die Entzündungsreaktion der Haut nach starker Sonnenexposition begünstigt die frühe Auswanderung entarteter Pigmentzellen entlang von Gefäßen in das Körperinnere“, erklärte Prof. Dr. Thomas Tüting, Professor für Experimentelle Dermatologie am Universitätsklinikum Bonn und Leiter der Studie.
Vermehrt Melanommetastasen in der Lunge von Mäusen beobachtet
Die Forscher haben experimentelle Modelle in der Maus entwickelt, mit denen sich auch die Wirkung von UV-Strahlen untersuchen lässt, um die Entstehung und frühzeitige Absiedlung von entarteten Pigmentzellen zu verstehen. „Immer wieder haben wir in UV-bestrahlten Mäusen vermehrt Melanommetastasen in der Lunge beobachtet“, erläuterte die Dermatologin Dr. Evelyn Gaffal. So fiel in Gewebsschnitten auf, dass sich Melanomzellen in entzündeter Haut häufig auf der Oberfläche von Blutgefäßen ausbreiten. Die Wissenschaftler fanden mit Hilfe modernster Methoden der Fluoreszenz- und Elektronenmikroskopie eine enge Beziehung zwischen Melanomzellen, Zellen der inneren Blutgefäßwände und Immunzellen, vor allem den neutrophilen Granulozyten.Weitere Experimente ergaben, dass neutrophile Granulozyten eine wichtige Rolle bei der Metastasierung spielen. Diese werden durch Alarmsignale angelockt, welche UV-geschädigte Zellen in der Oberhaut aussenden. Die beteiligten Signalwege konnten mit Hilfe von speziellen Mausstämmen, denen wichtige Moleküle für die Aktivierung der angeborenen Immunabwehr fehlen, aufgeklärt werden.
Melanomzellen-Beweglichkeit nimmt in entzündlicher Umgebung zu
Die Forscher im LIMES-Institut der Universität Bonn beobachteten mit neuen experimentellen Methoden die Interaktion zwischen Melanomzellen und den Zellen der inneren Blutgefäßwände und stellten fest, dass sich Melanomzellen auf Blutgefäßoberflächen besonders effektiv fortbewegen können. „Die Beweglichkeit von Melanomzellen nimmt in einer entzündlichen Umgebung zu“, so Prof. Dr. Waldemar Kolanus. Außerdem konnte geklärt werden, wie entzündliche Botenstoffe die Melanomzellen zur Wanderung anregen. Prof. Dr. Michael Hölzel vom Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie des Universitätsklinikums Bonn, erklärte: „Die Vorläufer von Pigmentzellen legen während der embryonalen Entwicklung weite Strecken entlang von Blutgefäßen im Körper zurück, um an ihren richtigen Platz in der Haut zu kommen. Genau diese abgeschalteten Programme werden durch eine Entzündung fälschlicherweise wieder aktiviert.“
Forscher hoffen auf neue Therapien
„Jetzt wissen wir vielleicht auch, warum Patienten mit oberflächlich geschwürig veränderten und von neutrophilen Granulozyten durchsetzten Melanomen besonders häufig Organmetastasen entwickeln“, so Prof. Tüting. Die Forscher hoffen, künftig neue Therapien zu entwickeln, welche gezielt in Signalkaskaden der Entzündung eingreifen und die Wanderung von Melanomzellen auf Blutgefäßoberflächen hemmen können.
Vorsicht bei intensivem Sonnenbaden
Schwarzer Hautkrebs ist mit Abstand die gefährlichste Hautkrebs-Variante und die am häufigsten tödlich verlaufende Hautkrankheit weltweit. Haben die Metastasen angefangen zu streuen, sterben rund 90 Prozent der Patienten innerhalb von fünf Jahren. Als einer der wichtigsten Risikofaktoren für schwarzen Hautkrebs gilt übermäßige Sonnenstrahlung. Intensives Sonnenbaden im Freien aber vor allem die Nutzung von Solarien, ist daher nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit Vorsicht zu genießen. So lehnt die WHO ebenso wie die deutsche Strahlenschutzkommission das kosmetische Bräunen ab und rät zum generellen Verzicht. (ad)
Bild: William Veder / pixelio.de
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