Studie belegt gesundheitliche Vorteile durch Hausarztzentrierte Versorgung
10.09.2014
Patienten, die einen festen Hausarzt haben, erhalten offenbar eine bessere medizinische Versorgung. Dies geht aus einer aktuell in Berlin vorgestellten Studie der Universitäten Frankfurt und Heidelberg hervor. Demnach seien Menschen mit einer engeren Patient-Arzt-Bindung seltener im Krankenhaus und würden zudem weniger Medikamente erhalten.
9.000 vermiedene Klinikeinweisungen in zwei Jahren
Geht es Patienten mit einem festen Hausarzt besser als anderen, die ständig wechseln? Wie eine aktuelle Studie der Universitäten Frankfurt und Heidelberg zeigt, offenbar schon. Demnach könnten allein in Baden-Württemberg zukünftig mehr als 4.500 Krankenhauseinweisungen pro Jahr durch die so genannte „Hausarztzentrierte Versorgung (HZV)“ vermieden werden, berichtet die AOK Baden-Württemberg. Die Studie hatte für die bislang evaluierten Jahre 2011 und 2012 in dem südwestlichen Bundesland insgesamt 9.000 vermiedene Klinikeinweisungen bestätigen können. „Dieses Ergebnis ist nicht zufällig“, so der Ärztliche Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Heidelberg, Prof. Dr. med. Joachim Szecsenyi. Vielmehr sei „es [.] die Folge der viel intensiveren Beziehung zwischen HZV-Arzt und Patient.“
Vorteile vor allem für chronisch Kranke und ältere Patienten
Die Studie hatte außerdem ergeben, dass vor allem chronisch Kranke und ältere Menschen von der HZV in Baden-Württemberg profitieren würden, z.B. indem schwierige Krankheitsverläufe durch den engen Kontakt erst gar nicht eintreten würden. Denn HZV-Patienten hätten nach Angaben Szecsenyis im Schnitt jährlich drei Hausarztkontakte mehr als Versicherte in der Regelversorgung, wodurch zum einen „überflüssige Behandlungen“ bei Fachärzten abnehmen sowie um ein Drittel weniger Medikamente verschrieben würden. „Die Pharmatherapiekosten im ambulanten Bereich waren für die HZV-Versicherten pro Jahr und Patient schon ohne Rabattberücksichtigung über 100 Euro geringer als in der Regelversorgung“, so Szecsenyi weiter.
HZV soll bessere Patienten-Versorgung und Vermeidung unnötiger Kosten erzielen
Wie die Krankenkasse weiter berichtet, habe die Südwest-AOK allein 2013 insgesamt über 300 Millionen Euro in den Hausarztvertrag investiert, welcher mittlerweile für mehr als 1,25 Millionen Versicherte und über 3.800 Hausärzte in Baden-Württemberg „fest etabliert und nachweislich akzeptiert“ sei. Bei dem Konzept der Hausarztzentrierten Versorgung handelt es sich um eine bestimmte Form der medizinischen Versorgung, in der ein Hausarzt als erste Anlaufstelle sämtliche Behandlungsschritte koordiniert und damit im Prinzip als „Lotse“ für den Patienten fungiert. Dafür verpflichtet sich der Versicherte für mindestens ein Jahr, bei gesundheitlichen Problemen normalerweise erst zum Hausarzt zu gehen und Fachärzte nur auf Überweisung aufzusuchen. Durch die engere Arzt-Patient-Beziehung soll der Patient zum einen besser versorgt werden, zum anderen können unnötige und teure (Doppel-)Untersuchungen vermieden werden. „Hier wird der Beweis geliefert, dass bessere Patientenversorgung und Wirtschaftlichkeit – richtig gemacht – zwei Seiten einer Medaille sind“, so der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg, Dr. Christopher Hermann. (nr)
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