Neuerkrankungen bei Hautkrebs nehmen in den letzten Jahren dramatisch zu
12.09.2014
Bei keiner anderen Krebsart steigt die Zahl der Neuerkrankungen so stark an wie beim Hautkrebs. Aus diesem Grund beraten noch zum Wochenende 800 Experten auf dem Deutschen Hautkrebskongress in Frankfurt über die neuesten Forschungsergebnisse. Diese scheinen nach Ansicht der Experten jedoch vielversprechend zu sein, sodass auf der Tagung sogar von einer „Revolution“ die Rede ist.
Personen mit Außenberufen besonders gefährdet
Hautkrebs hat unter den Krebserkrankungen die größte Häufigkeitszunahme zu verzeichnen. Ein besonders hohes Risiko besteht hier für Menschen, die in Außenberufen arbeiten und damit stärker als andere der Sonne ausgesetzt sind, wie zum Beispiel Bau- und Transportarbeiter, Postboten, Gartenbauarbeiter oder Bademeister. Noch bis zum Wochenende diskutieren daher 800 Experten auf dem Deutschen Hautkrebskongress in Frankfurt über die neuesten Forschungsergebnisse, die mit Begriffen wie „begeistert“ oder „dankbar“ im Zusammenhang mit dem Thema „Krebs“ untypisch positiv bewertet werden.
„Viele Fortschritte, die das Langzeitüberleben sichern“
Der Grund für die Euphorie unter den Experten: Zwar steigt auf der einen Seite die Anzahl der Neuerkrankungen, dennoch würden immer mehr wirksame Behandlungsmethoden entwickelt, die selbst im Falle des tödlichen schwarzen Hautkrebses wirksam sein könnten. „Wir sind zurückhaltend mit dem Begriff Heilung", so Prof. Dirk Schadendorf, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. „Aber wir sehen viele Fortschritte, die das Langzeitüberleben sichern“, betont der Mediziner weiter. Prognosen, die für viele Menschen sehr wertvoll sind, denn allein hierzulande erkranken jedes Jahr 220.000 Patienten neu an Hautkrebs. In 20.000 Fällen handelt es sich dabei um ein malignes Melanom (schwarzer Hautkrebs), welches im späten Stadium bislang fast immer tödlich verlief, wodurch das Krebsregister 3.000 Todesfälle pro Jahr verzeichnen musste.
Steigende Anzahl an Krebsfällen durch häufige Urlaube und mehr ältere Menschen
Für den Anstieg der Neuerkrankungen sind aus Expertensicht vor allem häufigere und längere Urlaube in ferneren Ländern und die Alterung der Bevölkerung verantwortlich: „Wenn die sonnenverwöhnte Generation alt wird, erlebt sie ihren Hautkrebs", so der Kongresspräsident und Chef der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Prof. Roland Kaufmann. Dennoch sieht auch Kaufmann in der Entwicklung neuer Behandlungsmethoden gute Chancen für die Zukunft: „Wir haben berechtigte Hoffnung, dass aus einer todbringenden Erkrankung eine chronische Krankheit wird – bei guter Lebensqualität." Bislang galt die Sorge vor allem dem schwarzen Hautkrebs, der zwar seltener, zugleich aber viel gefährliche als die helle Form ist. „Nur fünf Prozent der Patienten mit einem fortgeschrittenen malignen Melanom haben bisher länger als fünf Jahre überlebt", erklärt Peter Mohr von der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie gegenüber der „dpa“. Der helle Hautkrebs (Basaliom) gilt hingegen als gut behandelbar, indem die betroffene Stelle operativ entfernt und dadurch eine in 95% der Fälle eine dauerhafte Heilung erreicht wird.
„Revolutionäre“ Entwicklungen bei den Behandlungsmethoden
Dennoch könne nach einhelliger Meinung der Vertreter aller Fachgesellschaften im Rückblick auf die letzten fünf Jahre gleich von mehreren "Revolutionen" in der Entwicklung neuer Therapieansätze gesprochen werden. Für eine abschließende Beurteilung über Langzeiterfolge bei bereits gestreutem schwarzen Hautkrebs würden diese jedoch noch eine längere Erprobung erfordern. Doch laut Mohr könne davon ausgegangen werden, dass die Überlebensrate „bald bei 40 Prozent liegt.“ Wie Mohr weiter ausführt, seien mittlerweile zwei neue Formen von Medikamenten gegen fortgeschrittene Stadien in Deutschland zugelassen. Demnach würde das eine Präparat auf das mutierte Gen „BRAF“ abzielen, welches bei der Hälfte der Patienten vorkommt und daher für viele eine wirkungsvolle Therapie darstellen könnte. Bei der anderen Option stehe hingegen nicht die Krebsbehandlung selbst im Fokus, sondern die Stärkung des Immunsystems. Der Vorteil sei hier laut Kaufmann eine mögliche Übertragbarkeit auf andere Tumore, denn „die Haut ist das Modellorgan für die Krebsforschung."
Ab 35 alles zwei Jahre zum Hautkrebsscreening
Angesichts der dramatisch gestiegenen Hautkrebs-Zahlen in den letzten Jahren, warnen die Hautärzte auf dem Kongress immer wieder deutlich vor zu viel Sonne. Dies gelte vor allem in der Sommerzeit, wenn tagsüber die UV-Werte am höchsten sind – dann sollte die pralle Sonne am besten ganz gemieden werden, was vor allem für Kinder und hellhäutige Menschen gilt. „Wir empfehlen, sich in der Sonne nicht aus-, sondern anzuziehen und die Sonne in der Mittagszeit ganz zu meiden. Bei höheren UV-Werten bieten Aufenthalte im Schatten und geeignete Kleidung den effektivsten Schutz vor Hautkrebs“, so Professor Dr. Eckhard W. Breitbart, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP). Neben entsprechender Kleidung könnten auch Sonnenhüte und Sonnenbrillen weiteren Schutz bieten, ebenso wie gleichmäßiges Auftragen einer wasserfesten Sonnenschutzcreme mit einem Lichtschutzfaktor (LSF) von mindestens 30. Hier sei vor allem das Eincremen der so genannten „Sonnenterrassen“, also Nase, Ohren, Schultern und Fußrücken wichtig, da diese Stellen am schnellsten verbrennen. Ab einem Alter von 35 sollte zudem mindestens alle zwei Jahre ein Hautkrebsscreening durchgeführt werden, wobei dies für Personen mit roten Haaren, geschwächtem Immunsystem oder einem Beruf im Außenbereich aufgrund ihres erhöhten Risikos noch öfter empfohlen wird. (nr)
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