Bakterium zur Verarbeitung von Nitraten scheint Migräne auslösen zu können
Die neurologische Erkrankung Migräne betrifft etwa zehn Prozent aller Menschen. Frauen sind dabei wesentlich häufiger betroffen als Männer. Die auftretenden Kopfschmerzen sind eine große Belastung für Betroffene. Forscher fanden jetzt heraus, dass ein Bakterium zur Verarbeitung von Nitraten an der Erkrankung beteiligt zu sein scheint. Dies könnte erklären, warum einige Nahrungsmittel als eine Art Auslöser für Migräne fungieren.
Die Wissenschaftler der University of California San Diego und der University of Chicago stellten bei einer Untersuchung fest, dass höhere Konzentrationen eines Bakteriums erklären könnten, warum einige Nahrungsmittel scheinbar Migräne auslösen. Die Bakterien sind normalerweise an der Verarbeitung von Nitraten beteiligt. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Zeitschrift „mSystems“.
Was ist Migräne?
Migräne kann zu periodisch wiederkehrenden Kopfschmerzen führen. Die auftretenden Schmerzen sind dabei oft anfallartig, pulsierend und halbseitig. Zusätzlich treten häufig auch Symptome wie beispielsweise eine gesteigerte Licht- oder Geräuschempfindlichkeit, Übelkeit und Erbrechen auf. Die Erkrankung ist eine große Belastung für die Betroffenen. Migräne tritt bei Frauen 30 Prozent häufiger auf als bei Männern.
Wissenschaftler nutzen die Daten des „American Gut Project“
Die Mediziner stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass anscheinend ein Bakterium an der Entstehung von Migräne beteiligt ist. Dieses verarbeitet im menschlichen Körper Nitrate. Nitrate sind beispielsweise in verarbeitetem Fleisch (Speck), einigen Weinen und Schokolade enthalten. Die amerikanischen Forscher analysierten für ihre Untersuchung die Daten aus dem sogenannten „American Gut Project“. Dieses laufende Projekt untersucht die Zusammenhänge zwischen dem menschlichen Mikrobiom (dem bakteriellen Ökosystem im Körper) und der Gesundheit, erläutern die Experten. Das Projekt ist eines der weltweit größten Mikrobiom-Forschungsprojekte überhaupt. Die Mediziner versuchten festzustellen, ob bestimmte Bakterien im Mund und oberen Hals (der Mundhöhle) oder Bakterien in unseren Ausscheidungen mit Migräne verbunden sind.
Migräne-Patienten haben erhöhte Konzentrationen von Bakterien in ihrem Mund
Nitrate aus unserer Nahrung werden durch bestimmte Arten von Bakterien abgebaut. Sie werden schließlich in Stickstoffmonoxid in der Blutbahn umgewandelt, welches mit der Entstehung von Kopfschmerzen verbunden ist, sagen die Wissenschaftler. Die Analyse der Daten ergab, dass Migräne Patienten größere Mengen solcher Bakterien in ihrer Mundhöhle aufweisen. Daher haben sie auch erhöhte Mengen von Stickstoffmonoxid in ihrem Blut.
Migräne-Mundwasser könnte in Zukunft Betroffenen helfen
Die Forscher hoffen darauf, dass in Zukunft eine Art Mundwasser für Migräne entwickelt wird. Dieses könnte dann die Bakterien aus der Mundhöhle entfernen und so vor Migräne schützen. Wenn Menschen nach dem Essen von nitratreichen Lebensmitteln Migräne bekommen, sollten sie solche Nahrung in Zukunft besser vermeiden, raten die Experten außerdem.
Mediziner untersuchen Fäkal- und Mundproben
Da es sich bei der Untersuchung um eine Querschnittsstudie handelt, kann sie eine Assoziation nur vermuten, aber nicht direkt nachweisen, dass die Bakterien in der Mundhöhle und unseren Fäkalien direkt Migräne hervorrufen, erläutern die Autoren. Die Forscher untersuchten insgesamt 172 Mundproben und 1.996 Fäkalproben von gesunden Teilnehmern. Zuvor hatten die Probanden an Umfragen über ein früheres Auftreten von Migräne teilgenommen. Die Experten verwendeten Techniken zur Gen-Sequenzierungm, um zu kategorisieren, welche Arten von Bakterien in welcher Anzahl in den Proben enthalten waren.
Weitere Forschung zu dem Thema ist dringend notwendig
Die Forscher erklärten, dass die festgestellten Ergebnisse zum ersten Mal eine mögliche Verbindung zwischen bakteriellem Nitrat, Nitrit, Stickstoffmonoxid und Migräne zeigen. Diese Bakterien wurden häufiger in den Mundhöhlen von Menschen mit Migräne gefunden, verglichen mit Menschen ohne Migräne, sagen die Wissenschaftler. Zukünftige Studien sollten sich weiter auf diese Verbindung konzentrieren. Die Studie habe deutliche Hinweise auf eine mögliche Assoziation zwischen Migräne und Bakterien ergeben. Allerdings sei noch viel mehr Forschung nötig, um diese mögliche Verbindung genauer zu untersuchen. Vorher macht es keinen Sinn über entsprechende Behandlungen wie beispielsweise eine Migräne-Mundwasser nachzudenken, erklären die Autoren. (as)
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