Apothekerverbände für eine kostenpflichtige verpflichtende Beratung
07.08.2013
Apotheken erbringen eine Serviceleistung, die sie laut Mathias Arnold von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“ in Zukunft gerne als „verstärkte Beraterfunktion“ weiter ausgebaut sehen würden. Der Lobbyverband der Apotheken denkt hier an verpflichtende kostenpflichtige Beratungsgespräche für Patienten, die über einen längeren Zeitraum Medikamente einnehmen müssen. Während Kritiker darin eine Versilberung der Beratungsleistungen sehen, hofft die ABDA auf diese Weise offenbar die Finanzprobleme der Apotheken insbesondere in ländlichen Regionen ein wenig zu lindern, um umfassendere Apothekenschließungen zu vermeiden.
Ein verpflichtendes „ausführlichen Medikationsgespräch mit dem Apotheker“ für Patienten die über einen längeren Zeitraum verschiedene Medikamente einnehmen müssen, wäre nach Einschätzung des stellvertretenden Vorsitzenden der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände eine sinnvolle Leistung, die jedoch gesondert honoriert werden müsste. Denn bislang erfolge eine Vergütung nur auf Basis der verkauften rezeptpflichtigen Packungen (8,35 Euro pro Packung). Stattdessen sollten in Zukunft auch Leistungen vergütet werden, „die nicht direkt an die Packung geknüpft sind“, forderte Arnold. „Die Zukunft liegt für Apotheker vor allem in einer verstärkten Beraterfunktion und im Medikationsmanagement“, so der stellvertretende ABDA-Vorsitzende weiter. In dem angedachten Beratungsgespräch sollen die Aufklärung zu Wechselwirkungen und Medikamentenunverträglichkeiten sowie „individuelle Konzepte zur Flankierung der Therapie“ im Vordergrund stehen. Auch die Ernährungsweise und der Lebensstil der Patienten könnten dabei thematisiert werden.
Kostenpflichtige Beratung eine Konkurrenz zu kostenlosen Beratungsgesprächen?
Tatsächlich besteht für die Apotheken von Rechtswegen eine Verpflichtung zur Aufklärung über die abgegebenen Medikamente, weshalb der Vorstoß des Lobbyverbandes insbesondere bei Verbraucherschutzorganisationen auf Kritik stößt. Sie haben Sorgen, dass die kostenpflichtige Beratung in Konkurrenz zu den kostenlosen Angeboten treten könnte. Schließungen von Apotheken insbesondere in ländlichen Räumen, würden ihrerseits jedoch die Folge haben, dass am Ende keinerlei Beratung in näherer Umgebung mehr verfügbar ist, womit den Patienten auch nicht geholfen wäre. Der Ansatz über zusätzliche Einnahmequellen für die Apotheken nachzudenken, scheint daher durchaus nachvollziehbar. Ob eine kostenpflichtige verpflichtende Beratung der richtige Weg ist, bleibt jedoch offen. Ein Beschluss zu den Reformvorschläge wollen die Apotheker auf dem Deutschen Apothekertag Ende September in Düsseldorf fassen. Auf dieser Basis kann anschließend über möglicherweise notwendige gesetzgeberische Maßnahmen diskutiert werden. (fp)
Bild: Marco Petig / pixelio.de
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