Viele Arbeitnehmer mit Depressionen oder Burnout verheimlichen ihr Leiden aus Angst
21.08.2013
Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Burnout oder Angststörungen sind der dritthäufigste Grund für Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Das ergab eine Untersuchung der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Dennoch verheimlichen viele Arbeitnehmer ihre psychischen Probleme aus Angst, ihren Job zu verlieren, oder aus Scham. Denn psychische Erkrankungen gelten noch immer als Tabu.
Viele Arbeitnehmer gehen trotz psychischer Erkrankungen zur Arbeit
Hohe Fehlzeiten am Arbeitsplatz sieht kein Vorgesetzter gern. Wenn diese dann auch noch auf psychische Probleme zurückzuführen sind, haben viele Arbeitnehmer Angst um ihren Job. „Niemand will mit einem ‘Psycho’ zusammenarbeiten?“, befürchten viele Betroffene. Deshalb schleppt sich mancher Arbeitnehmer trotz seines Leidens zur Arbeit – bis er wirklich nicht mehr kann und ein Zusammenbruch droht.
Dabei spielen psychische Erkrankungen längst eine ähnlich große Rolle wie körperliche Beschwerden. Dem DAK-Gesundheitsreport 2013 zufolge sind Depressionen, Burnout und andere psychische Leiden die dritthäufigste Ursache für Fehlzeiten am Arbeitsplatz. 13 Prozent der Fehlzeiten waren im ersten Halbjahr 2013 auf diese Diagnose zurückzuführen. Die ersten beiden Plätze belegen Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen sowie Atemwegserkrankungen wie beispielsweise Erkältungen.
Dennoch gelten psychische Erkrankungen häufig noch immer als Tabu. Bei der Auswertung der Daten von 2,7 Millionen erwerbstätigen Versicherten und einer Befragung von 3.000 Männern und Frauen durch das Forsa-Institut zeigte sich laut DAK, dass es 65 Prozent der Befragten unangenehmer sei, wegen psychischer Leiden krankgeschrieben zu sein als wegen körperlicher Beschwerden. Es sei für viele schwierig, sich zu einem seelischen Leiden zu bekennen. Die Umfrage ergab zudem, dass jeder dritte Erkrankte davon ausgehe, im Job wenig Verständnis für sein Leiden zu bekommen, wenn er deshalb ausfalle. Viele Betroffene würden ihre psychischen Probleme daher verheimlichen.
Langsames Umdenken könnte psychische Erkrankungen entstigmatisieren
Ob die Angst vor der Reaktion von Kollegen und Vorgesetzten tatsächlich begründet ist, hängt sicherlich vom Einzelfall ab. Fakt ist jedoch, dass sich inzwischen auch immer mehr Prominente zu ihren psychischen Problemen bekennen. So sorgte Catherine Zeta-Jones in den letzten Monaten immer wieder für Schlagzeilen, weil die sich die Hollywood-Schauspielerin öffentlich zu Depressionen bekannte. Seit dem tragischen Selbstmord des Fußball-Profis Robert Enke im Jahr 2009 wird das Thema Depressionen auch im Leistungssport immer wieder diskutiert. Mittlerweile bieten zudem einige Unternehmen Programme zur Burnout-Prävention an, so dass zumindest teilweise ein gesellschaftliches Umdenken und eine Entstigmatisierung von psychisch Kranken stattzufinden scheint.
Einen Hinweis darauf könnten auch die steigenden Zahlen der Krankschreibungen aufgrund psychischer Leiden geben. „Viele Arbeitnehmer werden heute eher mit einem psychischen Leiden krankgeschrieben, während sie früher mit Diagnosen wie chronische Rückenschmerzen oder Magenbeschwerden arbeitsunfähig gewesen wären“, erklärt Frank Meiners, Diplom-Psychologe bei der DAK-Gesundheit. (ag)
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