Jedes dritte Vorschulkind hat eine Sprachentwicklungsstörung
31.01.2012
Mehr als eine Million Kinder unter 14 Jahre hat Schwierigkeiten bei der Sprachentwicklung. Besonders betroffen sind Kinder im Vorschulalter. In dieser Altersgruppe wird in zunehmenden Maße die Diagnose Sprachentwicklungsstörung gestellt. Hilfe erhalten die Betroffenen beim Logopäden.
Ein Drittel der Vorschulkinder leidet unter Sprachproblemen. Dies geht aus den Zahlen des heute veröffentlichten Arztreports der größten deutschen Krankenversicherung Barmer GEK hervor. Wie die Nachrichtenagentur „dpa“ berichtet, zeigt der Report außerdem deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Sprechstörungen der Heranwachsenden. Demnach sind Jungen deutlich häufiger betroffen als Mädchen.
Mehr als eine Millionen Kinder mit Sprachproblemen
Dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Arztreport der Barmer GEK zufolge haben rund 38 Prozent der Jungen im Alter bis sechs Jahren und 30 Prozent der Mädchen bis zum sechsten Lebensjahr behandlungsbedürftige Sprechprobleme. Demnach leidet rund jedes dritte Kind im Vorschulalter an Schwierigkeiten bei der Sprachentwicklung. Etwa 20 Prozent aller fünfjährigen Jungen erhielten tatsächlich eine Logopädie-Verordnung zur Behandlung ihrer Sprechstörungen, bei den Mädchen betrug der Anteil 14 Prozent. Insgesamt lag der Bundesdurchschnitt der Kinder mit Sprech- und Sprachstörungen laut dem Arztreport der Barmer GEK bei 10,3 Prozent, was einer absoluten Anzahl von 1,12 Millionen Kindern (im Alter von Null bis 14 Jahre) entspricht.
Sprachentwicklungsstörungen kein Grund zur Beunruhigung
Dem Vizechef der Barmer-GEK, Rolf-Ulrich Schlenker, zufolge sind die Zahlen jedoch kein Grund zur Beunruhigung, denn „wir sehen, dass professionelle Sprachförderung in Anspruch genommen wird.“ Der Anstieg bei den Diagnosen einer Sprachentwicklungsstörung ist jedoch in der Tat auffällig. Gleiches gilt zum Beispiel für die Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Hier hat sich der Trend aus den Vorjahren auch in dem aktuellen Arztreport fortgesetzt. Die Diagnose ADHS betrifft ebenfalls in besonderem Maße Jungen. Insgesamt befinden sich den Zahlen der Barmer GEK zufolge 9,6 Prozent der neunjährigen Jungen in Behandlung beim Neurologen oder Psychiater, in 60 Prozent der Fälle lautet die Diagnose auf ADHS. Bei den gleichaltrigen Mädchen befinden sich lediglich sechs Prozent in einer entsprechenden Behandlung, wobei in 40 Prozent der Fälle eine ADHS-Diagnose der Anlass ist. Neben diesen bis vor wenigen Jahrzehnten eher seltenen Krankheiten wie Sprachentwicklungsstörungen oder AHDS sind dem aktuellen Arztreport zufolge auch die klassischen Kinderkrankheiten wie Windpocken, Scharlach oder Röteln weiter relativ stark vertreten.
Rückgang der ambulanten Behandlungen
Der Arztreport enthält jedoch auch erfreulichere Zahlen. So ist die Anzahl der ambulanten Behandlungsfälle pro Versichertem erstmals seit dem Jahr 2004 altersbereinigt leicht zurückgegangen. So sank diese im Jahr 2010 auf 7,93 pro Versichertem gegenüber 8,04 im Vorjahr. Die Behandlungsquote (Personen mit mindestens einer ärztlichen Behandlung im Jahr) blieb gegenüber dem letzten Arztreport nahezu unverändert bei 91 Prozent, was für den Vizechef der Barmer GEK auch ein Anzeichen der „exzellenten ambulanten Versorgung“ in Deutschland ist. (fp)
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Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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