Nasenflügel aus der Retorte
13.04.2014
In der Schweiz ist es Wissenschaftlern erstmals gelungen, von Hautkrebs zerfressene Nasenflügel mithilfe von gezüchtetem Knorpelgewebe zu rekonstruieren. Dafür wurden körpereigene Knorpelzellen der Patienten verwendet.
Nasenflügel durch Hautkrebs zerfressen
Wissenschaftlern an der Universität Basel ist es erstmals gelungen, von Hautkrebs zerfressene Nasenflügel mithilfe von gezüchtetem Knorpelgewebe zu rekonstruieren. Dieses Gewebe wurde aus körpereigenen Knorpelzellen der Patienten gezüchtet. Professor Dr. Ivan Martin von der Universität Basel erklärte dazu: „Diese neue Technik könnte dazu beitragen, dass der Körper das neue Gewebe einfacher akzeptiert und dass die Stabilität und Funktionsfähigkeit des Nasenlochs verbessert wird.“ Die Ergebnisse der Schweizer Forscher wurden am Freitag im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht.
Gewebe aus Knorpelzellen vermehrt
Nachdem erst vor wenigen Tagen berichtet wurde, dass es in einem britischen Labor gelang, dank Stammzellenforschung künstliche Nasen und Ohren zu züchten, zeugt die Nachricht aus der Schweiz von einem weiteren Voranschreiten bei der Herstellung künstlicher Körperteile. Nasenflügel wurden bislang aus Knorpelstücken rekonstruiert, die aus dem Ohr, der Nasen-Scheidewand oder den Rippen des Patienten herausoperiert werden. Dies ist ist der Regel sehr schmerzhaft. Für die neue Methode nahmen die Wissenschaftler um Professor Martin nun kleine Proben von Knorpelzellen von fünf Patienten im Alter zwischen 76 und 88 Jahren, vermehrten diese und ließen sie dann auf die 40-fache Größe der ursprünglichen Probe weiterwachsen. Zwischen Dezember 2010 und Februar 2012 wurde dann den fünf Patienten das Gewebe, welches in die gewünschte Form für die Nase gebracht worden war, eingepflanzt und mit einem Hauttransplantat bedeckt.
Patienten zeigten sich mit den Ergebnissen zufrieden
Ein Jahr nach der Operation wurde das Implantat bei einer Überprüfung als stabil bewertet und alle Patienten zeigten sich mit ihrem Äußeren und mit ihrer Atem-Fähigkeit zufrieden. Die Ergebnisse des künstlichen Gewebes seien laut Martin mit dem von Knorpel-Operationen vergleichbar. Er hofft nun, die Methode auch für anspruchsvollere Rekonstruktionen in der Gesichtschirurgie einsetzen zu können, wie etwa der kompletten Nase, dem Augenlid oder dem Ohr. In einer Parallelstudie wird zudem derzeit untersucht, ob das Verfahren auch zur Knorpel-Rekonstruktion im Kniegelenk genutzt werden kann. Die routinemässige Anwendung des Verfahrens in der klinischen Praxis liege aber trotz der optimistischen Aussichten noch in weiter Ferne, so der Experte.
Künstliche Vagina für Teenager
Eine weitere Nachricht aus diesem Themenbereich, die ebenfalls in „The Lancet“ erschien, betrifft eine bahnbrechende Neuerung. So wurde berichtet, dass es amerikanischen Forschern schon vor Jahren gelungen war, Gewebe für künstliche Vagina zu züchten. Demnach haben die Wissenschaftler aus den USA und aus Mexiko Vagina-Gewebe aus Genitalzellen von Patientinnen gezüchtet. Sie hatten damit vor acht Jahren vier Teenagern einer Behandlung unterzogen, um deren Vagina zu korrigieren, die infolge einer seltenen Krankheit unterentwickelt war oder ganz fehlte. Die Ergebnisse konnten nun in einer wissenschaftlichen Rückschau zusammengefasst werden. Dem Bericht zufolge wuchsen die implantierten Vaginen zusammen mit den Mädchen und entwickelten sich normal. Die Teenagerinnen berichteten den Ärzten, dass sie keine Schmerzen haben und auch ein natürliches Lustempfinden erlebten. Auch Orgasmen seien möglich, berichteten die Wissenschaftler. (ad)
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