Gesundheitsminister Bahr plant Verbesserung der Krebsvorsorge
10.07.2012
Der Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) plant laut Medienberichten einen deutlichen Ausbau der Krebsvorsorge. Nach dem Vorbild der Brustkrebsvorbeugung sollen auch für Darmkrebs und Gebärmutterhalskrebs Screening-Programme initiiert werden, bei denen die Krankenkassen ihre Mitglieder regelmäßig zu Untersuchungen einladen.
Deutlich mehr Menschen als bisher sollen nach den Plänen des Gesundheitsministers in Zukunft eine Krebsvorsorgeuntersuchung durchführen lassen. Hierfür ist zum Beispiel eine Abschaffung der bisher gültigen Altersgrenzen bei den Vorsorge-Checks vorgesehen. Mit Unterstützung der Bundesländer und der Krankenkassen soll dem ersten Ziel des Nationalen Krebsplans „Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung“ Rechnung getragen werden. Obwohl das Vorhaben grundsätzlich von allen Seiten begrüßt wird, sind nach Einschätzung von Branchenkennern bei der Frage der Finanzierung noch heftigere Auseinandersetzungen zu erwarten.
Mehr als 200.000 Krebstodesfälle pro Jahr
Den aktuelle Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge erkranken fast eine halbe Millionen Menschen pro Jahr in Deutschland an Krebs. Rund 215.000 Menschen starben im Jahr 2008 an den Folgen ihrer Krebserkrankung. So ist Krebs hinter Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Die Zahlen zeigen, dass Handlungsbedarf besteht. Diesem ist sich auch die Bundesregierung bewusst und versucht daher auf Basis eines umfassenden Konzeptes die Krebsvorsorge zu verbessern. Denn mit einer verbesserte Früherkennung steigen auch die Aussichten auf eine erfolgreiche Behandlung. Viele Krebserkrankungen können im Frühstadium noch relativ erfolgversprechend therapiert werden. Daher macht es durchaus Sinn auch im Bereich des Darmkrebs und des Gebärmutterhalskrebs entsprechenden Vorsorge-Checks umzusetzen. Das hierfür entworfene Konzept könne ab 2015 umgesetzt werden, erklärte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministers am Montag in Berlin und bestätigte damit entsprechende Medienberichte.
Wegfallen der Altersgrenzen bei den Krebsvorsorgeuntersuchungen
Das Modell des Bundesgesundheitsministers zur Verbesserung der Krebsvorsorge sieht ein Wegfallen der starren Altersgrenzen vor, die bisher bestimmen, ab welchem Alter die Krankenkassen die Kosten für die Vorsorgeuntersuchung übernehmen. Geplant ist, dass künftig der Gemeinsame Bundesausschuss als oberstes Beschlussgremium der Ärzte und Krankenkasse nach dem jeweils gültigen Stand des medizinischen Wissens festlegt, ab welchem Alter die Vorsorgeuntersuchungen vorgesehen sind. Seit dem Jahre 2009 wird zum Beispiel für Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre eine Mammografie von den Krankenkassen übernommen. Die Krankenkassen sollen in Zukunft vergleichbare Vorsorgeuntersuchungen auch für Darmkrebs und Gebärmutterhalskrebs anbieten, wobei hier jedoch noch eine harte Diskussion, um die Übernahme der Kosten zu erwarten ist. Zwar werden die Krankenkassen auch entlastet, wenn Krebserkrankungen früher erkannt und damit besser therapiert werden können. Doch die hier zu erwartenden Einsparungen lassen sich erst langfristig realisieren. Die Kosten für den Aufbau der Vorsorgeprogramme fallen jedoch sofort an, so dass die Kassen vermutlich auf einer finanziellen Beteiligung des Bundes beziehungsweise der Länder bestehen werden.
Einrichtung klinischer Krebsregister geplant
Die Bundesländer stehen dem aktuellen Referentenentwurf aus dem Bundesgesundheitsministerium zufolge ihrerseits vor der Aufgabe, ein klinisches Krebsregister einrichten zu müssen. In den Registern sollen nach bundesweit einheitlichen Standards Daten zu Behandlungsschritten und zum Erfolg von Krebsbehandlungen gesammelt werden, um langfristig die Qualität der Behandlung zu verbessern, so der Plan des Gesundheitsministers. Doch auch hier ist noch strittig, wer die Kosten für die Register übernehmen wird. Der entsprechende Gesetzentwurf zur Verbesserung der Krebsvorsorge soll voraussichtlich noch im Sommer eingebracht werden. (fp)
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