Herzinfarkt-Therapie: Neuer Stent – eine Gefäßstütze löst sich von selbst auf
30.11.2013
Die kardiologische Universitätsklinik des St. Josef-Hospitals hat als erste in Bochum und Umgebung einem 44-jährigen Herzinfarkt– Patienten einen neuartigen, selbst auflösenden Stent erfolgreich eingesetzt. Diese spezielle Gefäßstütze ermöglicht es Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Mügge und seinem Team, riskante Engstellen in den Herzkranzgefäßen deutlich schonender zu behandeln.
Der neue Stent wurde in einem kurzen stationären Aufenthalt per Katheter schnell und völlig unproblematisch eingesetzt. Bei den bisherigen Stents, die bei Infarkten und anderen Erkrankungen eingesetzt werden, handelt es sich um Metallstents, die ein Leben lang im Körper bleiben. Daraus resultierende gelegentliche Nebenwirkungen werden nunmehr durch die neue Methode verhindert.
Der dafür in Bochum als erster dafür ausgebildete und zertifizierte Kardiologe ist Oberarzt Dr. Kaffer Kara: „Es handelt sich um einen neu entwickelten Stent, der aus Milchsäure-Kristallen besteht, die drei bis sechs Monate stabil bleiben. Im Anschluss werden sie schrittweise über das Blut aufgenommen, ohne dass die Patienten etwas davon spüren. In dieser Zeit verhindert eine spezielle Beschichtung eine Gewebewucherung und damit eine erneute Gefäßverengung. Diese Stents stabilisieren die Gefäßwand nur solange, bis die Verletzungen wieder verheilt sind und das Gefäß seine Funktion wieder von allein erfüllt. Und weil kein Fremdmaterial im Herzkranzgefäß verbleibt, sinkt auf lange Sicht die Gefahr einer Thrombose und damit auch einer möglichen Wiedereinengung.“
Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Mügge sieht im neuen Therapieverfahren entscheidende Vorteile: „Auch hiermit steigern wir qualitativ die Patientenversorgung. Bisher wurden erkrankte Gefäße rein mechanisch repariert. Die bislang eingesetzten Stents helfen dem Patienten zwar gut, bleiben aber auch für den Rest des Lebens im Gefäß. Es freut uns, zukünftig erkrankte verengte Gefäße so behandeln zu können, ohne langfristig Rückstände zu hinterlassen. Wir geben dadurch dem Gefäß die Möglichkeit, sich zu regenerieren. Und auch bei diesem Eingriff wird der Patient nicht unnötig belastet, eine Narkose ist nicht erforderlich.“
Herzerkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache. Die koronare Herzkrankheit (KHK) steht dabei ganz oben. Bei der KHK verengen oder verstopfen die Arterien, die das Herz mit Blut versorgen, durch die Bildung von Plaque. Plaque besteht aus Fett, Cholesterin, Kalk und anderen Ablagerungen, die sich an den Gefäßinnenwänden ansammeln. Mit der Zeit verhärtet sich diese Plaque und verengt die Arterien, wodurch die Versorgung des Herzmuskels mit sauerstoffreichem Blut eingeschränkt wird. Eine Plaque kann außerdem aufreißen und Blutgerinnsel auf der Oberfläche der Plaque verursachen. Eine verringerte oder blockierte Durchblutung des Herzens kann zu Angina pectoris (Brustschmerzen) oder Herzinfarkt führen. (pm)
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