Hohe Dioxin-Werte in Zuckerrübenschnitzeln gefunden
10.11.2011
Die Dioxin-Belastung in landwirtschaftlichen Futtermitteln ist laut Behördenangaben höher als zunächst vermutet. Das haben am gestrigen Tag Eigenkontrolluntersuchungen eines Erzeugers ergeben. Die Informationen sind bereits an das niedersächsische Landwirtschaftsministerium weitergeleitet worden. Eine akute Gefahr besteht laut Behörden jedoch nicht.
Bahnt sich ein neuer Dioxin-Skandal an? In Proben von Zuckerrübenschnitzeln die als Futtermittel in landwirtschaftlichen Betrieben verwendet werden, wurden weitaus höhere Belastungswerte gemessen, als bislang von Behördenseite immer vermutet wurde. Am Mittwoch hatten Behörden aus Sachsen-Anhalt das Landwirtschaftsministerium in Niedersachsen hierüber informiert. Bei Eigenkontrolluntersuchungen bei einem Zuckerproduzenten wurde ein Dioxinwert von 4, 42 ng TEQ je Kilogramm Futtermittel gemessen. Bislang waren Experten immer von einem Wert der bisher bekannten 1,65 ng TEQ/kg ausgegangen. Der Landwirtschaftsbetrieb hatte die hohen Werte in einer Verladesammelprobe von Zuckerrübenschnitzelpellets gemessen.
Als die Werte bekannt wurden, begann eine Neuberechnung der Risikoeinschätzung für die in das Bundesland Niedersachsen gelieferten Rübenschnizel-Produkte. Für diese Einschätzung wird immer der am höchsten gemessene Belastungswert verwendet, der sogenannte „worst case“. Im Zuge dessen werden weitere Futtermittel in Landwirtschaftsbetrieben gesperrt und dürfen danach nicht mehr zur Fütterung von Nutztieren eingesetzt werden.
Lieferung von kontaminierten Futtermitteln auch nach Schleswig-Holstein
Die mit Dioxin belasteten Futtermittel wurden nach Angaben des Ministeriums für Umwelt und Landwirtschaft nicht nur nach Niedersachsen, sondern auch nach Schleswig-Holstein geliefert. Die Zuckerrüben-Schnitzel waren laut Behörden als Tierfutterbestandteil in das benannte Bundesland transportiert. Nach derzeitigen Sachstand wird die ausgelieferte Menge mit rund anderthalb Tonnen Futtermittel beziffert. Die behördliche Futtermittelüberwachung recherchierte, dass die gesetzlich vorgeschriebene Maximalbelastung von Dioxin in Futtermitteln unterhalb des Grenzwertes (0,75 ng/je Kilo) und auch unterhalb des Aktionswertes (0,5 ng/ je Kilogramm) lag. Daher sei aus Behördensicht keine Rückrufaktion des Tierfutters von Nöten. Zudem wurden von den gelieferten rund 1,5 Tonnen Futtermitteln etwa 440 Kilogramm nicht verarbeitet und sind aktuell gesperrt.
Wie es von Seiten des niedersächsischen Landwirtschaftsministerium heißt, bestehe kein Grund zur Besorgnis. Eine neuerliche Risikobewertung für Lebensmitteln aus der Landwirtschaft gebe es nicht. Die Mischfuttermittel in denen auch die Zuckerrüben-Schnitzel beigemengt waren, wurden in den Betrieben nur zu minderen Anteilen der Gesamtfutterration verwandt. Aus Sicht des Ministeriums bestehe deshalb keine Gesundheitsgefahr für den Verbraucher, da Lebensmittel nicht übermäßig kontaminiert sind.
Dioxin schädigt Nerven und begünstigt Krebs
Nach den Dioxin-Skandalen in Futtermitteln ist die Öffentlichkeit zu Recht sensibilisiert. Dioxin gilt wissenschaftlich erwiesen ab einer bestimmten Menge als Krebserregend und löst zusätzlich eine Vielzahl von Gesundheitsbedrohungen aus. Die langlebigen Dioxin-Verbindungen reichern sich mit jedem Konsum belasteter Nahrungsmittel in Fett, Leber und Hautgewebe des menschlichen Körpers an. Demnach besteht zwar bei niedrigen und einmaligen Werten keine akute Gefahr, jedoch werden die Dioxine lebenslang und dauerhaft im Körper gespeichert. Pro Nahrungsaufnahme potenziert sich der Dioxin-Anteil im Körper. Zusätzlich besteht die Gefahr von Störungen der Immunabwehr, der Nervenbahnleitungen sowie des Hormonhaushalts. Die immun-toxischen Effekte können Veränderungen der Schilddrüse bewirken und Hautschäden hervorrufen. (sb)
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Bild: Gerd Altmann/myself / pixelio.de
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