Eine Hormonbehandlung in den Wechseljahren soll nicht das Risiko von Brustkrebs erhöhen
11.10.2012
Gegen Wechseljahrbeschwerden gilt die Hormonbehandlung von Frauen in der Schulmedizin als eine wichtig Behandlungsoption. Die Hormontherapie ist jedoch umstritten, da sie zum Beispiel laut einiger Studien das Brustkrebsrisiko erhöht. Dänische Ärzte und Forscher behaupten nun, dass eine Hormonersatztherapie nach der Menopause das Krebsrisiko nicht signifikant erhöht. Auch würde es nicht mehr Schlaganfälle oder Lungenembolien geben. Stattdessen soll sogar das Risiko, eine Herzerkrankungen zu erleiden, mit Hormontherapie geringer sein. Experten kritisieren die Studie als "schwach".
Geringeres Herzkrankheiten-Risiko
Einer dänischen Studie zufolge, erhöht eine Hormonbehandlung von Frauen in den Wechseljahren nicht das Krebsrisiko. Ursprünglich untersuchten die Wissenschaftler nur das kardiovaskuläre Risiko. Auch hier konnten die Forscher nicht mehr Hirnschläge oder Lungenembolien feststellen, als Frauen in der Menopause ohne Hormonersatztherapie, wie es in dem Studienbericht auf der Internetseite „Medizinische Fragen“ (BMJ.COM) hieß. Demnach hätten therapierte Frauen sogar eine geringeres Risiko, an Herzleiden zu erkranken.
Bei der Langzeitstudien beobachteten die Ärzte weibliche Probanden aus für verschiedenen dänischen Kliniken 16 Jahre lang. Ausgewählt waren insgesamt 504 Patientinnen, die zeitnah nach Eintritt der Wechseljahre eine Hormonbehandlung begannen. Für die Auswertung vergleichen die Mediziner die Daten mit 504 anderen Frauen, die sich keiner medikamentösen Hormontherapie unterzogen. Während der Studienzeit waren bei Ende der Untersuchung im Jahre 2008 in der Gruppe der Frauen mit einer Hormonersatztherapie 27 Frauen verstorben. Acht der Verstorbenen erlitten einen Herzanfall. In der Gruppe der Unbehandelten starben insgesamt 40 Frauen. 19 von ihnen an Herzversagen oder Herzinfarkt.
Deutliche Schwächen der Studie
Allerdings zeigt die Datenerhebung einige Schwächen auf, wie die Forscher auch selbst einräumen. So wurden weitere Faktoren wie Gewicht, vorige Krankengeschichte, Gesundheitszustand, Ernährung, Bewegung oder Rauchen nicht mit einbezogen. Die „vorliegende Studie wurde mit keinem Placebo Präparat durchgeführt“, weshalb die Aussagekraft beschränkt ist. Dennoch sei die vorliegende Arbeit „die erste randomisierte Studie bei gesunden Frauen, die frühzeitig in der Postmenopause mit 17-β-Estradiol und Norethisteronacetat behandelt wurden und die einzige die über einen Zeitraum von 10 Jahren lief“. Daher würden die Daten nahelegen, dass „eine zeitnahe Einleitung der Hormonersatztherapie bei Frauen nach der Menopause die Mortalität durch Herzinfarkte und Herzinsuffizienz senkt“. Wichtig an dem Resultat sei daher, dass „eine frühzeitige Gabe und längere Therapiedauer nicht zu einem erhöhten Risiko von Brustkrebs oder Schlaganfall führt“, so die Studienautoren.
Dänische Studie sei als „schwach“ zu bezeichnen
Kritisiert wird die Studien von Seiten der französischen Wissenschaftlerin Françoise Clavel-Chapelon. Sie und ihr Team erforschen seit 1990 das Thema und haben bereits die Daten von rund 100.000 Frauen ausgewertet. So kamen die Wissenschaftler mit ihrer Studie im Jahre 2007 zu dem Ergebnis, dass „Hormonbehandlungen in den Wechseljahren das Risiko für Brustkrebs um das doppelte erhöht“. Weil die Forschungsarbeiten weitaus mehr Daten umfassen und sich zudem weiterer Methoden bediente, sei die Studie „der dänischen Ärzte als schwach zu bezeichnen“, so Clavel-Chapelon.
Schon 2002 und 2003 hatten weitere großangelegte Auswertungen in den USA ergeben, dass Hormonbehandlungen das Brustkrebsrisiko um ein Vielfaches erhöhen. Allerdings wurden auch diese Studien von anderen Forschern in Frage gestellt, weil die Ergebnisse nicht eindeutig vergleichbar seien, da beispielsweise große Unterschiede beim Durchschnittsalter der Frauen vorlagen, als diese mit der Hormongabe begannen. Zudem waren auch Unterschiede bei dem Beginn der Hormonbehandlung und den verabreichten Dosen gegeben.
Die Hormonersatztherapie ist ein großes Geschäft der Pharmahersteller. Die einzigen Indikatoren, die für eine medizinische Intervention sprechen, sind sogenannte postmenopausale Beschwerden wie Hitzewallungen, depressive Verstimmungen oder eine Unterversorgung der Vaginalschleimhaut. Eben jene Beschwerden können nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums auch durch eine gesunde Ernährung, Yoga sowie ausreichender Bewegung gelindert werden. Nach Meinung der Experten seien fast 30 Prozent der Brustkrebsfälle in Deutschland vermeidbar, wenn auf eine Hormongabe verzichtet würde. (sb)
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