Nicht nur die USA von steigender Anzahl Antibiotika-resistenter Bakterien betroffen
19.09.2013
Antibiotika-resistente Bakterien breiten sich immer stärker aus. Erst vor wenigen Tagen hatte die US-Seuchenschutzbehörde gemeldet, dass 23.000 US-Amerikaner im Jahr an Infekten mit Antibiotika-resistenten Bakterien sterben. Doch wie stellt sich die Situation hierzulande dar? Wie groß ist das Risiko, sich in einem Krankenhaus zu infizieren? Offenbar nicht zu unterschätzen, denn auch hier ist die Anzahl resistenter Bakterien in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
In den USA jährlich 23.000 Todesopfer
Eine steigende Anzahl gefährlicher Bakterien, die sich mit Antibiotika kaum oder gar nicht mehr bekämpfen lassen, werden zu einem immer größeren Problem. Allein in den USA sterben nach Angaben der US-Seuchenschutzbehörde „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC) jährlich 23.000 US-Amerikaner durch Infekte mit diesen, die Zahl der Infizierten liegt demnach mittlerweile insgesamt bei über zwei Millionen Menschen.
Grünen-Bundestagsfraktion stellt Anfrage an Bundesgesundheitsministeriums
Die USA stehen jedoch nicht alleine mit diesem Problem, denn auch in hiesigen Krankenhäusern breiten sich Keime aus, die nur noch teilweise oder gar nicht mehr auf Antibiotika reagieren. Dieses Ergebnis geht aus einer Auflistung des Bundesgesundheitsministeriums hervor, die aus einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion stammt und laut „Spiegel Online“ der Nachrichtenagentur „dpa“ vorliegt. In dieser hatte die stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Grünen, Bärbel Höhn, die Frage gestellt, „welche Funde von Carbapenem-Resistenzen es nach Kenntnis der Bundesregierung jeweils in deutschen Krankenhäusern und Tiermastbetrieben in den einzelnen Jahren 2008 bis 2013“ gemeldet wurden und an welchen Orten diese aufgetreten waren.
Steigerung um 50 bis 200 Prozent
Demnach sei der Anteil an Keimen, die gegen alle Breitband-Antibiotika teilweise oder komplett resistent sind, gemessen an allen untersuchten Keimen „in den letzten fünf Jahren um 50 bis 200 Prozent“ gestiegen – je nach dem, um welche Bakterienart es sich handelte. Die Anteile der wenig bzw. unempfindlichen Keime lag damit – je nach Art – zwischen 0,04 und 17,9 Prozent. Beim Erreger Escherichia coli (E. Coli) lag die Fallzahl beispielsweise im Jahr 2012 bei 55, wohingegen es zwei Jahre zuvor nur 16 gewesen waren. Ein ebenso deutlicher Anstieg sei laut den Unterlagen der Bundesgesundheitsministeriums bei „Acinetobacter baumannii“ (250 im Vergleich zu 217 im Jahr 2010) und „Pseudomonas aeruginosa“ zu verzeichnen – hier lag die Fallzahl bei 3888 im Vergleich zu 2722 zwei Jahre zuvor. Allein in Hessen seien der Stellungnahme des Bundesministeriums „im Zeitraum 1.1.2012 bis 30.9.2012 […] 31 Acinetobacter baumannii und 32 Klebsiella spp. mit Carbapenemresistenz gemeldet“ worden.
Zahlen stammen aus dem „Antibiotika-Resisten-Surveillance“
Die entsprechenden Daten waren dem Bundesgesundheitsministerium im Rahmen eines Kontrollprojekts zu Antibiotika-Resistenzen („Antibiotika-Resisten-Surveillance“) von Kliniken direkt übermittelt worden. Laut Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz (CDU) sei jedoch aufgrund „der wechselnden Anzahl der Teilnehmer [.] ein Vergleich der absoluten Zahlen zwischen den Jahren nicht zulässig.“ Denn während beispielsweise 2008 nur 150 Kliniken teilgenommen hatten, waren es im Jahr 2013 bereits 284.
Hat die Politik im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen versagt?
Angesichts des Anstiegs der gefährlichen Keime gab es von Seiten des zuständigen Grünen-Abgeordneten Friedrich Ostendorff deutliche Kritik an der Arbeit der Bundesminister Daniel Bahr (FDP) und Ilse Aigner (CSU). Es sei beim Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen versagt worden, „die rapide Resistenzentwicklung ist ein weiterer Warnschuss", so der Politiker gegenüber der dpa. Die Politik müsse die Verantwortung dafür tragen, dass vor jeder Krankenhausaufnahme generelle Untersuchungen in Hinblick auf gefährliche Bakterien durchgeführt werden, so die Forderung Ostendorffs.
Erforschung von neuen Antibiotika muss verbessert werden
Anderer Meinung ist da der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Jens Spahn. Seiner Ansicht nach hätte die Regierung „[… in den letzten vier Jahren den Kampf gegen Krankenhauskeime aktiv wie nie zuvor aufgenommen.“ Dafür seien Meldepflichten ausgeweitet sowie Schnelltests in vielen Kliniken standardisiert worden, zudem würde zum ersten Mal die Aus- und Weiterbildung von so genannten „Hygienefachkräften“ finanziert werden und auch die Bundesländer mussten ihre Hygieneverordnungen verschärfen, so Spahn gegenüber der dpa. Laut dem Politiker sei es damit jedoch noch nicht genug: „Was wir noch verbessern müssen, ist die Erforschung von neuen Antibiotika. Wir wollen Patienten bestmöglich vor unnötigen Infektionen schützen.“ (nr)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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