Psychische Probleme schränken jeden vierten Arbeitnehmer im Job ein
24.10.2012
Die Balance halten zwischen Berufs- und Privatleben ist für immer weniger Menschen in den hochentwickelten Industriestaaten möglich. Bei einer Studie des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte gaben etwa 39 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass sie die Arbeitsbelastungen und den Stress mit nach Hause nehmen würden. Jeder vierte Befragte gab zudem an, aufgrund bereits eingetretener psychischer Leiden die Aufgaben im Berufsleben oft oder ab und zu „schleifen zu lassen“.
Jeder Vierte vernachlässigt die Arbeit aufgrund psychischer Probleme
Die Zahl der Krankheitstage in Deutschland aufgrund psychischer Leiden nimmt laut verschiedener Auswertungen der Krankendaten immer mehr zu. Eine Studie des Meinungs- und Forschungsinstituts GfK im Auftrag des Verbandes der Deutschen Betriebs- und Werksärzte kam zu dem Ergebnis, dass mehr als jeder vierte Angestellte permanent oder zeitweise seinen Job wegen psychischer Belastungen vernachlässigt. Jeder Dritte sagte, seelische und emotionale Probleme würden dazu führen, sich manchmal im Beruf einzuschränken. Nur etwa 37 Prozent gaben an, dass derlei Probleme nie oder fast nie das eigene Berufsleben belasten. Viele Arbeitnehmer nehmen jedoch den Stress, die Belastungen und den Ärger mit nach Hause. 39 Prozent sagten, sie würden die berufliche Aufgaben aufgrund dessen kaum noch bewältigen können.
Der Verband sieht die Gründe in der Veränderung der gesellschaftlichen Werte die „weg vom traditionellen Familienleben und persönlichen Beziehungen hin zur multidimensionalen „Vernetzungskultur“ und Beziehungsunfähigkeit“ führen. Zusätzlichen habe die „Arbeitszeitverkürzung der vergangenen Jahrzehnte zu einer Verdichtung der Arbeit geführt, ihre Komplexität hat sich erhöht. Auch die Trennlinie zwischen Arbeit und Freizeit ist heute nicht mehr klar zu ziehen. All diese Faktoren führen zu mehr psychischen Erkrankungen“, so die Mediziner.
Zunehmende Verdichtung der Arbeit
Die steigenden Ausfallzeiten durch psychische Erkrankungen belasten im zunehmenden Maße auch die Betriebe. So sagte der erbandspräsident Wolfgang Panter am Dienstag in Berlin: „Die Zunahme an psychischen Erkrankungen und die damit verbundenen Fehlzeiten der Beschäftigten fordern Unternehmen und Betriebsärzte heraus. Die Werksärzte betonten, dass nur nachhaltige Lösungen eine Trendumkehr bewirken können. Diese müsse „Prävention, Früherkennung und Therapien umfassen“, betonten die Ärzte.
Der Verbandschef sieht dabei vor allem die leitenden Angestellten in der Verantwortung. Diese müssen gefährdete Mitarbeiter rechtzeitig ansprechen. Allerdings sollten Führungskräfte nicht in Versuchung geraten „den Arzt zu spielen“. Mit einer laienhaften Diagnose könne viel kaputt gemacht werden, so dass irgendwann nichts mehr geht. Stattdessen sollten Vorgesetzte ihren Mitarbeitern Hinweise geben, wer bei psychischen Problemen helfen könne. „Arbeit könne aber nicht nur krank machen“, so die Werksärzte. Für viele sei die Arbeit ein „wichtiger Anker für soziale Beziehungen“.
Für die nicht- repräsentative Studie wurden insgesamt 240 Arbeitnehmer unterschiedlichen Alters und verschiedener Branchen befragt. Die Erhebung wurde seitens der GfK online mit Freiwilligen durchgeführt. (sb)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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