Wenn Kinder schlecht hören
08.08.2013
In Deutschland kommen zwei von 1.000 Kindern schwerhörig oder sogar gehörlos zur Welt. Hinzu kommen viele Kinder, bei denen eine mittelgradig oder leichte Schwerhörigkeit besteht. Nicht selten treten Hörstörungen im Verlauf der Kindheit auf, erläutert Robin Hübner, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde in Münster. Bei angeborener oder frühkindlicher Schwerhörigkeit liegt der Defekt häufig im Innenohr. Mitunter kann, wenn eine Hörstörung unentdeckt bleibt, dadurch die Entwicklung massiv beeinträchtigt werden und das nicht nur beim Sprachgebrauch.
Bei annähernd der Hälfte aller schwerhörigen Kinder ist diese Beeinträchtigung angeborenen. Man spricht davon, wenn die Hörstörung vor der Geburt, während der Geburt oder innerhalb von 6 Monaten danach eingetreten ist. Gedanken machen und den Arzt aufsuchen sollten Eltern sich auf jeden Fall, wenn ihr Kind nicht auf die Geräusche in der Umgebung reagiert oder es nur auf laute Aussprache reagiert.
Ursachen der Schwerhörigkeit
Schwerhörigkeit kann in verschiedenen Formen auftreten. Hierbei wird der Schall nicht mehr vollständig in das Innenohr geleitet. Ein solcher Hörverlust kann harmlose Ursachen, wie z.B. Ohrschmalz, der die Gehörgänge verstopft bzw. Schleimansammlungen in der Paukenhöhle, haben. Dies kann unter anderem durch chronische Nebenhöhlen- oder Mittelohrentzündungen ausgelöst werden. Aber auch
Infektionskrankheiten wie Mumps, Röteln oder Masern können Auslöser sein. Infrage kommen auch Hirnhautentzündungen, Schädelverletzungen oder bestimmte Antibiotika können, die das Gehör ebenfalls schädigen können.Oft kennt man die Ursache nicht. Bei jedem dritten Kind kann man die angeborene Schwerhörigkeit auf vererbte Faktoren zurückführen. In diesen Fällen verschlechtert sich das Hörvermögen oft mit steigendem Alter.
Im Kleinkindalter neu auftretende Schwerhörigkeiten sind in den allermeisten Fällen keine Innenohrschwerhörigkeiten, sondern werden am häufigsten durch Paukenergüsse ausgelöst. Dabei sammelt sich Flüssigkeit im Mittelohr an. Der Schall kann deswegen nicht wie im Normalfall vom Trommelfell über das Mittelohr ins Innenohr weitergeleitet werden.
Vererbung, Mittelohrentzündung, Infekte
Die meisten Hörprobleme entwickeln sich erst nach der Geburt. Zu den häufigsten Ursachen von Schwerhörigkeit im Kindes- und Jugendalter zählt die chronische Mittelohrentzündungen. Darüber hinaus kann jede bakterielle Infektion des Mittelohrs auch auf das Innenohr übergreifen. Dabei besteht die Gefahr, dass das betroffene Ohr ertaubt.
Früherkennung ist die richtige Behandlung
Seit 2009 gibt es in Deutschland das sogen Neugeborenen-Hörscreening. Bei vielen ist diese Vorsorgeuntersuchung,die kostenlos durchgeführt wird und jedem gesetzlich zusteht, umstrittenen.
Im Durchschnitt ist ein Kind bei uns bereits 2 1/2 Jahre alt, bis eine Schwerhörigkeit entdeckt wird, die seit der Geburt besteht. Dies ist für eine optimale Behandlung fast zu spät, um irreversible Defizite in der Hörbahnreifung zu verhindern. Desto später die Erkennung der Schädigung, desto schwerer wird die Behandlung für die Mediziner. Erfolgt eine Stimulation der Hörbahn im ersten Jahr nicht oder nur unzureichend, kann dies später nicht nachgeholt werden“, sagt Hübner
Wird eine Innenohrschwerhörigkeit festgestellt, kann man den meisten Kinder mit modernen Hörgeräten helfen, gut zu hören und sie haben die Möglichkeit, sich normal zu entwickeln. Zum Einsatz kommen diese Geräte schon bei ganz jungen Säuglingen.
"Technisch lassen sich alle Hörtestverfahren in diese Hörgeräte programmieren und somit an das Gehör des Kindes anpassen“, sagt Jens Pietschmann, Hörgeräteakustiker in Frankfurt am Main. Sollte jedoch eine hochgradige Schwerhörigkeit oder vollständiger Ertaubung attestiert werden, reicht ein Hörgerät allerdings zumeist nicht mehr aus. Hierfür gibt es spezielle elektronische Innenohrprothesen, sogenannten Cochleaimplantate. Diese werden sogar schon Kinder ab einem Jahr eingesetzt,wenn ein Hörgerät nicht ausreicht.
Ob Kinder mit Schwerhörigkeit Hörgeräte, eine Hörprothese oder eine andere Behandlung benötigen, hängt von der Ursache der Schwerhörigkeit ab. Im Kleinkindalter neu auftretende Schwerhörigkeiten sind meist keine Innenohrschwerhörigkeiten, sondern am häufigsten durch Paukenergüsse bedingt. Dabei sammelt sich Flüssigkeit im Mittelohr an. Der Schall kann deswegen nicht wie im Normalfall vom Trommelfell über das Mittelohr ins Innenohr weitergeleitet werden.
Mechthild Vocks-Hauck, Kinderärztin aus Berlin erklärt "Wenn Kinder im Alter von zwei Jahren schlecht sprechen, stellen wir häufig fest, dass eine Schallleitungsstörung vorliegt, also das Gehör für die verzögerte Sprachentwicklung verantwortlich ist". (fr)
Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de
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