Gesundheitsminister Bahr: Krankenkassen müssen Krankmeldungen genau prüfen
01.09.2013
Die gesetzlichen Krankenkassen hätten im vergangenen Jahr verstärkt versucht, krankgeschriebene Menschen wieder an den Arbeitsplatz zurückzuschicken. Gesundheitsminister Bahr will dies den Kassen künftig schwerer machen. Krankenkassen geraten außerdem in die Kritik, bei der Vorsorge Geld einzusparen.
Gesundheitsminister kritisiert Krankenkassen
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) will es den gesetzlichen Krankenkassen künftig erschweren, krankgeschriebene Menschen an ihren Arbeitsplatz zurückzuschicken. „Natürlich müssen die Kassen nachprüfen, ob hinter einer Krankmeldung auch wirklich eine Krankheit steckt“, so Bahr gegenüber der „Welt“ (Montag). „Falls Krankschreibungen pauschal, massenhaft und nur nach Durchsicht der Akten zurückgewiesen werden, dann ist das nicht in Ordnung.“ Der Minister sprach sich dafür aus, im Zweifelsfall genaue Untersuchungen zur Pflicht zu machen. „Jeder Einzelfall muss gewürdigt werden.“
1,5 Millionen Fälle geprüft
Die gesetzlichen Krankenkassen hatten im vergangenen Jahr den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) bundesweit in rund 1,5 Millionen Fällen gebeten, eine von einem Arzt festgestellte Arbeitsunfähigkeit medizinisch zu überprüfen. In mehr als 234.000 Fällen urteilten die Gutachter, dass es aus medizinischer Sicht keinen Grund gebe für eine Fortsetzung der Arbeitsunfähigkeit und diese deshalb innerhalb von zwei Wochen beendet werden könne. Insgesamt sei die Zahl der vom MDK geprüften Krankschreibungen zwar leicht von 1,54 Millionen Fälle im Vorjahr auf 1,47 Millionen gefallen, aber die Entscheidung, ein Attest aufzuheben, fällt letztendlich die Kasse. Laut Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) fehlten dazu Daten.
An Gesundheitsvorsorge wird gespart
Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel sparen die gesetzlichen Krankenkassen massiv bei Ausgaben für die Gesundheitsvorsorge ihrer Versicherten. Das Magazin gab am Sonntag vorab bekannt, dass die Kassen von 2008 bis 2012 die Ausgaben für Anti-Stress-Maßnahmen und die Gesundheitsförderung um rund 30 Prozent gekürzt haben. Heruntergerechnet auf den Versicherten seien dies durchschnittlich 3,41 Euro im Jahr. Damit liege der Wert nur noch knapp über der gesetzlichen Richtmarke von 2,94 Euro. Hauptsächlich seien sogenannte Individualmaßnahmen, also Kurse wie Wirbelsäulengymnastik oder Burnout-Prävention, von den Kürzungen betroffen. Nach dem von der Bundesregierung geplanten Präventionsgesetz sollten die Kassen eigentlich mehr Geld dafür ausgeben, Krankheiten vorzubeugen.
Mehr Privatversicherte unzufrieden
Auch immer mehr Privatpatienten haben unter veränderten Versicherungsumständen zu leiden. So machen sich einer Studie zufolge steigende Beiträge bei den privaten Krankenversicherungen bemerkbar. Der Spiegel berichtet, dass es in einer Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO) heißt, dass die Prämien „aufgrund hoher Ausgabenzuwächse seit Jahren stark gestiegen“ seien und somit „für eine wachsende Zahl von Privatversicherten eine erhebliche Belastung" bedeuten. Mittlerweile würde jeder vierte privatversicherte Rentner seine Entscheidung bereuen. Dem Bericht zufolge würden immer mehr Menschen in billigere Tarife mit höherem Risiko wechseln, um Geld zu sparen. (ad)
Bild: Matthias Preisinger / pixelio.de
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