Frauen leben länger, sind aber auch eine längere Zeit von Krankheiten betroffen
20.04.2012
Durchschnittlich erreichen in Deutschland lebende Frauen eine höhere Lebenserwartung als Männer. Entscheidend ist aber auch, wie viele Jahre sich Frauen einer guten oder annehmbaren Gesundheit erfreuen. Von Altersdepressionen und körperlichen Beschwerden sind vor allem Frauen in höherem Alter betroffen, was die Aussichten auf ein langes Leben insgesamt betrachtet etwas schmälert.
Länger leben mit Krankheiten
Frauen werden in Deutschland zwar durchschnittlich älter als Männer, aber können sie sich darüber auch freuen? Diese Frage muss gestellt werden, weil laut einer Auswertung der Statistikbehörde „Eurostat“ für Länder der Europäischen Union (EU) vor allem Frauen in Deutschland mit zum Teil schwerwiegenden Erkrankungen im Alter zu kämpfen haben. Anhand der Datenauswertung ist ersichtlich, dass EU-Einwohnerinnen im Schnitt nach Erreichen des 65. Geburtstages noch etwa 21 Jahre lang leben. Männer haben nach dem Erreichen des 65. Lebensjahres noch eine Lebenserwartung von etwa 17 Jahren. Werden die „gesunden Lebensjahre“ mit eingerechnet, besitzen Männer und Frauen in relativen Jahren eine fast gleiche „gesunde Lebenserwartung“. Frauen im Alter von 65 Jahren stehen noch 8,8 gesunde Jahre bevor, bei Männern sind es noch 8,7 Jahre. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Frauen insgesamt betrachtet mehr Jahre mit seelischen oder körperlichen Krankheiten verbringen, als Männer.
Frauen in Schweden leben am längsten gesund
In Schweden leben Frauen im europäischen Vergleich am längsten mit gesunden Jahren. Eine Schwedin, die heute das 65 Lebensjahr erreicht hat, kann sich noch auf weitere 15 Jahre gute Gesundheit einstellen. Gefolgt wird die Statistik von den Ländern Luxemburg und Dänemark. Hier leben die Bürgerinnen durchschnittlich noch weitere 12 Jahre ohne schwere Leiden. Sehr schlecht hingegen sind die Aussichten in der Slowakei. Rentnerinnen in diesem EU-Land haben nur 2,8 gesunde Jahre vor sich.
Deutschland zeigt sich unterdurchschnittlich
Obwohl Deutschland zu den am höchsten entwickelten Industrienationen gehört und über eine vergleichsweise sehr gute Gesundheitsversorgung verfügt, steht Deutschland im EU-Vergleich in Sachen gesunder Lebenserwartung der Frauen nicht so gut da. Der europäische Durchschnitt liegt bei 8,8 gesunden Jahren. Deutschland liegt mit über 1,7 Jahren darunter, nämlich bei bei 7,1 Lebensjahren. Männer in Deutschland besitzen zwar eine im EU-Vergleich etwas höhere Lebenserwartung, aber bei den gesunden Jahren zeigt sich ein unterdurchschnittlicher Wert von 6,9 Jahren, gerechnet ab 65 Geburtstag. Im EU-Vergleich liegt der Durchschnitt bei rund 8,7 Jahren.
Männer können sich in Schweden ebenfalls über eine längere Gesundheit freuen. Etwa 14 Jahren gute Gesundheit erwartet einen heute 65-Jährigen Skandinavier. Gefolgt wird die Statistik von männlichen Bürgern in Dänemark und Malta. Dort können sich die Einwohner noch über 12 Jahre freuen. Ebenfalls sehr schlecht stehen die Aussichten für Slowaken: Hier erfreuen sich Männer nur über 3,3 Jahre guter Gesundheit.
Lebenserwartung und gesunde Jahre ohne Zusammenhang
Auffällig ist, dass die gesunden Lebensjahre nicht in einem Kontext zu der allgemeinen Lebenserwartung steht. Denn nicht etwa in Schweden werden die Menschen am ältesten, sondern in Spanien. Dort haben Frauen und Männer im Vergleich zu den anderen EU-Staaten die längste Lebenserwartung. Die geringste Aussicht auf ein langes Leben haben hingegen Frauen in den Ländern Rumänien und Bulgarien. Männer leben deutlich kürzer in den baltischen Staaten Litauen und Lettland.
Lebenserwartung eines Neugeborenen
Die allgemeine Lebenserwartung eines heute Neugeborenen beträgt laut einer Erhebung der Weltgesundheitsorganisation WHO in Deutschland 79,9 Jahre. Frauen leben gut 5 Jahre länger als Männer. Im weltweiten Vergleich leben die Menschen in Japan und San Marino mit einer relativen Lebenserwartung von 83 Jahren am längsten.
Für die Studie wurden Seniorinnen und Senioren europaweit zu ihrem Wohlbefinden befragt. Die Datenauswertung basiert auf den Selbsteinschätzungen der Probanden. Als „Gesund“ wurde bewertet, wenn die Teilnehmer über keinerlei Beschwerden oder Einbußen ihrer körperlichen Beschaffenheit klagten. (sb)
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