Natürliche Selbstreinigung der Ohren: Wattestäbchen, eine Gefahr für das Trommelfell
01.06.2013
Im Volksmund wird das Wattestäbchen zum Ohrstäbchen. Ärzte warnen jedoch davor, die kleinen, spitzen Hygieneartikel zum Reinigen der Ohren zu verwenden.
Das Ohr reinigt sich von selbst
Der menschliche Körper ist in der Regel dazu in der Lage, sich die Ohren selbst zu reinigen. Hilfsmittel wie Wattestäbchen, Tropfen oder Sprays sind deshalb unnötig. Joachim Wichmann, Vizepräsident des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte, warnte jetzt davor, dass die Stäbchen bei falscher Anwendung sogar schädlich seien. Wenn das Ohrenschmalz im Gehörgang unangenehm wird, sollten die Betroffenen für eine professionelle Reinigung zum Hals-Nasen-Ohrenarzt (HNO) gehen. Oft reicht dabei ein Ausspülen mit körperwarmen Wasser durch den behandelnden Arzt. Stochert man jedoch eigenhändig mit einem Wattestäbchen im Ohr herum, schiebt man die unerwünschte Absonderung nur tiefer in den Gehörgang hinein, da dieser nach innen spitz zuläuft. Wichmann erklärt: „Versuchen Sie mal, einen Trichter mit einem Wattestäbchen zu reinigen. Den verstopfen Sie damit nur.“ Kommt es jedoch zu einer Verstopfung des Gehörgangs mit Ohrenschmalz, hilft nur der Gang zum HNO-Arzt. Mit einem Wattestäbchen durchsticht man im schlimmsten Fall sogar das Trommelfell. Dies sei zum einen sehr schmerzhaft und zum anderen droht eine notwendige Operation, sollte das Loch nicht von selbst wieder zuwachsen.
Ohrenschmalz dient der Selbstreinigung
Beim Ohrenschmalz handelt es sich um ein körpereigenes Sekret, das der Selbstreinigung der Ohren dient. Ohrenschmalz ist von gelblich-brauner Farbe und bitterem Geschmack und wird in spezialisierten Talgdrüsen des äußeren Gehörgangs gebildet. Es setzt sich aus Schweißdrüsensekret, Härchen, Talg, Hautschüppchen und Schmutzstoffen zusammen. Die Absonderung wird durch feine Härchen im Gehörgang nach außen zur Ohrmuschel transportiert. Diese könne leicht und gefahrlos mit lauwarmen Wasser und einem Waschlappen gereinigt werden. Eine Reinigung sollte nicht tiefer gehen.
Professionelle Ohrreinigung
Es gibt aber auch Menschen, bei denen sich das Ohr nicht von selbst reinigt. So sei dies etwa bei besonders verwinkelten Gehörgängen der Fall oder bei Schwimmern und manchmal bei älteren Personen. Die Betroffenen sollten sich regelmäßig einer professionellen Ohrreinigung unterziehen. Wichmann meinte, dass manche Menschen zu kuriosen Säuberungsmethoden greifen. So würden einige mit auseinandergeklappten Büroklammern im Gehörgang herum bohren, was natürlich ein absolutes Tabu darstellt. Wichmann rät ebenfalls dringend von einer in Japan populären Erfindung ab: einem Endoskop für Ohren. Dabei soll der Nutzer mit der einen Hand eine spitze Nadel in seinen Gehörgang einführen. In dieser Nadel befindet sich eine winzige Kamera und mit der anderen Hand könne ein kleiner Monitor gehalten werden, der genau zeige, wie es im Ohr aussieht. Dadurch dolle die Gefahr gesenkt werden, sich etwas das Trommelfell zu verletzen. In den letzten Jahren wurden auch Ohrkerzen, die sogenannten Hopi-Kerzen, als Mittel zur Reinigung des Gehörganges populär. In der Naturheilkunde gehört die Ohrkerzentherapie mittlerweile zum Portfolio vieler Praxen, wird jedoch vor allem zur Entspannung angewandt. Sie soll bei verschiedenen Beschwerden Linderung bringen. Allerdings existieren für die Wirkungsweise der Ohrkerzentherapie keine klinische Studien. (sb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.