Vorbeugung und Behandlung von Brustkrebs mit Pflanzenhormonen
13.09.2011
Sogenannte Pflanzenhormone (Phytohormone) lassen sich zur Behandlung von Brustkrebs-Patienten nutzen. Wie Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg herausfanden, senken die pflanzlichen hormonähnlichen Substanzen, das Sterblichkeitsrisiko sowie das Risiko von Zweittumoren und Metastasen bei Frauen, die nach den Wechseljahren an Brustkrebs (Mammakarzinomen) erkranken.
Die zum Beispiel in Leinsamen enthaltenen Pflanzenhormone, sogenannte Lignane, senken das Risiko an Brustkrebs zu sterben und die Wahrscheinlichkeit der Bildung von Metastasen und Zweittumoren bei Brustkrebs-Patientinnen nach den Wechseljahren um bis zu 40 Prozent, so das Ergebnis der DKFZ-Wissenschaftler. Erstmals konnten die Forscher nachweisen, dass die in verschiedenem Getreide und Gemüse enthaltenen Phytoöstrogene, bei der Behandlung von Brustkrebs eine deutliche Wirkung zeigen. Aus früheren Studien war bereits bekannt, dass eine Ernährung mit viel Phytoöstrogenen bei Frauen der Vorbeugung von Brustkrebs nach der Menopause dient.
Positive Wirkung der Pflanzenhormone gegen Brustkrebs
Die Forscher um Dr. Jenny Chang-Claude vom Deutschen Krebsforschungszentrum haben im Rahmen ihrer Untersuchung in den Jahren zwischen 2002 und 2005 von 1.140 Brustkrebspatientinnen regelmäßig Blutproben entnommen, um deren Aufnahme von Phytoöstrogenen zu überprüfen. Die gewonnen Blutwerte wurden anschließend mit dem Krankheitsverlauf über einen Beobachtungszeitraum von sechs Jahren verglichen. Dabei stellten die DKFZ-Forscher fest, dass Lignane (spezielle Phytoöstrogene) das Sterblichkeitsrisiko und die Bildung von Metastasen oder Zweittumoren, um bis zu 40 Prozent reduziert. Damit ist erstmal eindeutig belegt, dass die Pflanzenhormone bei der Behandlung von Brustkrebs eine äußerst positive Wirkung zeigen, berichten Dr. Jenny Chang-Claude und Kollegen. Bisherige Studien konnte hier keine eindeutigen Ergebnisse liefern, da die Aufnahme der Phytoöstrogene nicht anhand von Blutwerten kontrolliert wurde, sondern lediglich auf den Angaben der Patientinnen beruhte. Dabei können jedoch trotz gleicher Aufnahmemenge erhebliche Unterschiede bei den Blutwerten auftreten, da die Pflanzenhormone abhängig von dem Stoffwechsel der Frauen äußerst unterschiedlich weiterverarbeitet werden, erklärten die DKFZ-Experten. Die Wissenschaftler kontrollierten daher die Blutwerte der Patientinnen, um festzustellen welche Mengen der Pflanzenhormone im Verdauungstrakt tatsächlich zu sogenanntem Enterolakton weiterverarbeitet und von der Darmschleimhaut absorbiert wurden.
Natürliche Wirkstoffe zur Reduzierung des Brustkrebsrisikos
Die aktuellen Ergebnisse der DKFZ-Wissenschaftler unterstützen die Aussagen früherer Studien, denen zufolge die pflanzlichen hormonähnlichen Substanzen, eine Reduzierung des Brustkrebsrisikos bewirken. Für die Annahme, dass die natürlichen Wirkstoffe eine Verringerung des Brustkrebsrisikos bewirken, spricht laut Aussage der Wissenschaftler außerdem, dass Asiatinnen generell seltener an Brustkrebs erkranken. Dies werde vermutlich durch die Soja-reiche asiatische Ernährung bedingt, da hierin sogenannte Isoflavone enthalten sind, welche ebenfalls zu den Pflanzenhormonen aus der Gruppe der Phytoöstrogene zählen, erklärten die DKFZ-Experten. Die pflanzlichen Wirkstoffe könnten damit möglicherweise in Zukunft eine gute Option bieten, um den den Hormonhaushalt positiv zu beeinflussen und so Brustkrebs nach den Wechseljahren vorzubeugen. Möglicherweise lässt sich auf Basis der pflanzlichen Substanzen auch eine Alternative für die bisherigen sogenannten Hormonersatztherapien ableiten. Diese wurden in der Vergangenheit häufig zur Behandlung der typischen Wechseljahresbeschwerden eingesetzt, stellten sich jedoch in Untersuchungen des Deutschen Krebsforschungszentrums als besonderer Risikofaktor für die Entstehung von Brustkrebs heraus.
Zehn Prozent der Frauen erkranken an Brustkrebs
Wie die DKFZ-Expertin Karen Steindorf in einer früheren Veröffentlichung erklärte, sind die Hormonersatztherapien und Bewegungsmangel, die häufigsten Brustkrebs-Ursachen und wenn sich „in diesen beiden Bereichen Verhaltensänderungen herbeiführen“ ließen, könnten „fast 30 Prozent aller Fälle von Brustkrebs nach den Wechseljahren verhindert werden“. In Deutschland erkrankt den Angabe des DKFZ zufolge etwa jede zehnte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs, wobei Brustkrebs mit einem Anteil von 28 Prozent an sämtlichen Krebsneuerkrankungen pro Jahr, die häufigste Krebsart bei Frauen ist. Insgesamt erkranken mehr als 57.000 Menschen jährlich deutschlandweit an Brustkrebs und müssen anschließend einer Operation, Zytostatika-, Hormon- und/ oder Strahlentherapie unterzogen werden. Die Todesrate liegt dem Deutschen Krebsforschungszentrum zufolge bei Brustkrebs ungefähr bei dreißig Prozent. Mammakarzinome sind in den Industrienationen die häufigste Todesursache bei Frauen zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr. Hier könnten die pflanzlichen Wirkstoffe in Zukunft möglicherweise eine deutliche Verringerung der Todesfälle bewirken, allerdings muss die Wirkung der Lignane und anderer Phytoöstrogenen vorerst noch in weiteren Studien genauer untersucht werden, erklärten die DKFZ-Wissenschaftler. (fp)
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Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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